Wer hätte gedacht, dass meine Reise durch Osteuropa mit einem geschäftlichen Treffen in Berlin beginnt. Kombination von Dienstreise mit Urlaub? Ist doch verboten! Nun ja, in meinem Fall hatte ich bereits meine Reise komplett geplant und gebucht, als sich der Termin für das Treffen in Berlin ergab. Insofern bin ich mit Jackett, meinem Dienstlaptop und einem für eine Tagesreise unangemessen großen Koffer im EGZB Berlin erschienen. Dort hat sich glücklicherweise ein ehemaliger Kollege aus Hamburg bereit erklärt, Jackett und Dienstlaptop wieder mit nach Hamburg zu nehmen. So musste meine Präsentation über MR-basierte Partialvolumenkorrektur der FDG-PET nicht durch halb Europa fahren.

Um 13:00 Uhr sollte unser Treffen planmäßig zu Ende sein, aber eigentlich war allen schon vorher klar, dass wir länger brauchen würden. Insofern musste ich vorzeitig aufbrechen, bin wieder zum Bahnhof gefahren und war absolut reif für ein wenig Urlaub: In den Tagen zuvor sind häufig die Nächte kurz gewesen, weil noch Berechnungen für eben dieses Treffen laufen sollten bzw. Fehler in der Auswertung korrigiert werden mussten. Die Folien für das Treffen sind erst in der Nacht um 01:00 Uhr morgens fertig gewesen.
Der Berlin-Warschau-Express brachte mich nun in 5.5 h zu meinem ersten Halt meiner Osteuropareise. Wer hätte es gedacht: Obwohl der IC schon ein wenig angestaubt wirkte, gab es funktionierendes WLAN. Und er war verdammt leer – offenbar haben zwei Zubringerzüge Verspätung gehabt. Die Fahrt führte mich durch Frankfurt an der Oder, und tatsächlich habe ich erneut meine Urlaubsbedürftigkeit festgestellt, als ich anschließend über den Grenzfluss nach Polen gefahren bin und erst einmal auf der Karte nach seinem Namen schauen musste!

Es war bereits dunkel, als ich in Warschau ankam. „Vielleicht auch ganz gut so“, dachte ich mir zunächst, denn von mehreren Bekannten habe ich ein wenig verhaltene Kommentare gehört, als ich den Namen Warschau erwähnte. Direkt neben dem Bahnhof „Warszawa Centralna“ befindet sich zudem der Kulturpalast, ein Protzbau aus dem sozialistischen Klassizismus, naja, wenigstens ein historisches Bauwerk. Abends beleuchtet sah er sogar ganz nett aus. Ebenfalls neben dem Bahnhof erheben sich nun auch neuere Wolkenkratzer, die ein Multiplexkino und eine Shoppingmall beherbergen – ein schöner Kontrast.

Mein Hotel sollte fußläufig zu erreichen sein und so mied ich die Metro, die erst 1995 eröffnet wurde. Kurz, nachdem ich eine Warschauer „Hamburger Meile“ passiert habe (TkMaxx, Rossmann, C&A, H&M, Deichmann,…) fand ich dann ein Hotel mit einem leicht anderen Namen als das, was ich gebucht hatte. Auch das Foto des Hotels im Internet sah anders aus. Sollte der Stadtplan meiner „Booking.com“ App, auf dem das Hotel markiert war, tatsächlich eine falsche Adresse verwendet haben? Meine zweite Kartenapp zeigte tatsächlich einen weiteren Eintrag für meinen Hotelnamen, ca. 1 km entfernt. Auf dem Weg durch die abendliche Innenstadt konnte ich meine Vorstellung von einem grauen, eher hässlichen Warschau tatsächlich vollends zu den Akten legen: Ich passierte die Hauptflaniermeile „Nowy Świat“, hübsch herausgeputzt, mit vielen Restaurants und Bars. Ein wenig weiter, nahe dem „Frederik Chopin-Museum“, sollte laut Kartenapp nun der alternative Standort meines Hotels liegen, aber da war noch nicht einmal ein Hotel. Also wieder zurück – und dabei auf der Ausschau nach einem Restaurant für später.
Tatsächlich hätte ich beim ersten Hotelstandort nur ein paar Meter weiter gehen müssen, dann wäre mein mir bekanntes Hotelgebäude aufgetaucht, sogar mit richtigem Namen. So hat sich letztlich doch alles gefunden, auch ein libanesisches Restaurant, in dem ich nach dem Einchecken einkehrte.
