Der heutige Tag sollte laut einer meiner Wetter-Apps auf meinem Handy der wärmste Tag meiner Reise sein, aber ich habe festgestellt, dass keine recht zuverlässig funktioniert hat in den letzten Tagen – ich hatte weder non-stop Sonnenschein (das hatte eine der Apps vorgeschlagen), noch war es komplett bedeckt (das war die Vorhersage einer anderen). Vermutlich ist eine gute Trefferquote in dieser Jahreszeit und in der Gegend einfach generell schwierig… wie dem auch sei, ich habe ihn eh hauptsächlich im Bus verbracht.
Morgens hatte ich noch ein wenig Zeit, ein paar Sehenswürdigkeiten Montpelliers erneut zu besuchen, aber mit Beleuchtung von der anderen Seite – aber schon bald musste ich meine Weiterreise antreten, diesmal mit dem Bus aufgrund des Streiks der Bahn. Immerhin konnte ich eine der 10 top Sehenswürdigkeiten laut einer Liste im Internet intensiv erleben, es war die bunt bemalte Straßenbahn, die mich zum Busbahnhof brachte und glücklicherweise direkt vor der Tür meines Hotels abfuhr.

Der Busbahnhof war wirklich gut organisiert, denn ein Bahnsteig galt sowohl der Straßenbahn auf der einen Seite als auch den Reisebussen auf der anderen – er war also gleichzeitig ein „Bussteig“. Als ebendieser war er bereits recht voll, vermutlich aufgrund des Streiks der Bahn. Allerdings stellte sich heraus, dass zwei Busunternehmen quasi zeitgleich die gleiche Strecke nach Barcelona abfuhren – ich hatte im Internet bei Flixbus gebucht und der grüne Bus fuhr als erster pünktlich ab. Ich überlegte, wann ich das letzte (und erste) mal mit einem Flixbus gefahren bin, und mir fiel ein, dass es 2012 zu einer Konferenz in Hannover war… während eines Streiks der Deutschen Bahn.
Die knapp fünfstündige Fahrt war doch recht komfortabel und die 25 Minuten Pause auf einer Autobahnraststätte nahe Béziers verbrachte ich auf einer Bank draußen in der Sonne. Was mich während der Fahrt nur ein wenig störte, war die Tatsache, dass auf dem Sitz genau hinter mir ein total erkältetes Baby offenbar keine Lust auf die Fahrt zu haben schien und zunächst gefühlt 30 Minuten laut und wie am Spieß geschrien hat und dann benutzte Taschentücher, einen Plastiklöffel und einen Schokoriegel zu mir nach vorne schmiss… glücklicherweise an mir vorbei.
Unser einziger Zwischenstopp außer der Raststätte war Perignon nahe den Pyrenäen, die mit schneebedeckten Gipfeln irgendwann zu meiner Rechten auftauchten. Der Bus war dann fast ausgebucht und ich bekam mit, dass einige Passagiere, so wie ich, einen Sitzplatz reserviert hatten, andere nicht. So hat eine slawisch sprechende Familie dann eine Frau von ihrem Sitzplatz in der ersten Reihe vertrieben mit unfreundlich Worten „I want to sit here, I have paid for a panoramic seat!“. Ein paar Momente später wurde ich dann Zeuge eines regelrechten Streits, als ein Fahrgast sich weigerte, einen für einen anderen reservierten Sitzplatz aufzugeben. Die Diskussion auf spanisch mit dem Busfahrer wurde lauter und lauter und irgendwann drohte der Busfahrer, soviel verstand ich, mit der Polizei. Das hat dann offenbar zur Lösung des Konflikts geführt, denn die Plätze wurden getauscht und wir konnten weiterfahren. Die slawisch sprechende Familie saß vorne auf den Panoramasitzen und schlief.

Nachdem der Bus fast auf die Minute pünktlich in Barcelona angekommen ist, machte ich mich auf den Weg in mein Hotel, um nach dem vielen Herumsitzen zunächst meine Laufschuhe gemäß ihres eigentlichen Zwecks zu verwenden und noch ein wenig in Richtung Hafen herumzulaufen und anschließend in der Sauna herumzuliegen. Ich erfuhr, dass auch in diesem Hotel die Sauna morgens ab 09:00 Uhr bereit ist, ging noch in einem benachbarten Restaurant kurz etwas essen und freute mich auf den morgigen Start. Und nachdem ich bereits morgens auf dem Place de la Comédie in Montpellier einen Straßenmusiker spanische Gitarrenmusik habe spiele hören, bereitete ich mich musikalisch auf die letzten Tage meiner Reise mit „Asturias“, „Tango“ und anderen Stücken John Williams vor, die ich bei Spotify fand.