15.03.2020: Kotor – Hamburg

Am Vortag spät abends, nach Verfolgen der sich fast täglich ändernden aktuellen nationalen Reiseregelungen, fasste ich den Entschluss, meine Reise am heutigen Tag zu beenden und nicht noch die Hauptstadt Montenegros Podgorica für ein, zwei Tage zu besuchen. Ich ging nämlich davon aus, dass die Ausreise von Montenegro über Österreich in einigen wenigen Tagen durch eingeschränkte Flugverbindungen auch nicht mehr möglich sein würde, und wer weiß, wie schnell neue Covid-19 Fallzahlen zum Wochenbeginn einen Stopp beschleunigten.

Kotor Stadtbild bei Regen und ohne viele Menschen

Morgens im leeren Frühstückscafé buchte ich also einen Flug nach Hamburg für den heutigen Nachmittag über Wien, aber ohne stundenlang mit dem Call-Center von Austrian Airlines zu telefonieren, sondern erstmal durch einfaches draufzahlen. Ebenso beschloss ich auf Nummer sicher zu gehen und mit dem Taxi direkt zum Flughafen zu fahren und nicht erst mit dem Bus bis ins Zentrum Podgoricas und anschließend mit einem Taxi zum Flughafen. Vorher hatte ich noch ein wenig Zeit für einen Bummel durch Kotor bei Tageslicht, aber die Stadt war quasi ausgestorben, das Museum hatte wegen Umbauarbeiten geschlossen und so besuchte ich nur kurz ein paar langweilige Souvenirläden mit gelangweilten Verkäuferinnen und die serbisch-orthodoxe Kirche Sankt-Nikolas, in der wenig später ein Gottesdienst stattfinden sollte. Entsprechend betraten während meines Aufenthalts einige Gläubige das Gebäude und, das gehört wohl zum Ritual, bekreuzigten sich vor Bildern mehrerer Heiligen und küssten sie nacheinander auf die gleiche Stelle – in einigen Ländern derzeit undenkbar.

In der Orthodoxen Sankt-Nikolas Kirche

Ich dachte ein wenig schwermütig über die kommenden Wochen in Deutschland mit drohenden landesweiten Ausgangsbeschränkungen nach, denn meiner Auffassung nach stellt sich eigentlich nicht mehr die Frage, ob, sondern eher wann das lokal passieren wird, und ich hoffte, dass ich mit meiner Annahme diesmal nicht Recht behalten würde. Dabei spazierte ich trotz Regen durch die Stadt und an der Bucht von Kotor entlang, bis meine Schuhe und Hose vom Regen nach einer knappen halben Stunde so durchnässt waren, dass es ungemütlich wurde. Ich konnte also weder drinnen noch draußen etwas Sinnvolles unternehmen und verlegte deshalb meine Taxifahrt vor. Sie verlief an der Adriatischen Küste entlang und ich erspähte durch das Fenster das Städtchen Budva mit malerischer kleiner Altstadt und das Stadtbild dominierenden Hochhäusern. Wenig später wies mich der Fahrer auf Sveti Stefan hin, einem Örtchen mit Strand und einer niedlichen Altstadt auf einem kleinen vorgelagerten Felsen. Kurz vor Erreichen des Flughafens überquerten wir dann auf einer Brücke den Skutarisee, der die Grenze nach Albanien markiert und an dem man laut meines Taxifahrers gut Fisch essen kann.

Bei Sonnenschein wäre meine Fahrt mit Sicherheit deutlich eindrucksvoller gewesen, aber die Gegend sah trotzdem reizvoll aus. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit für einen längeren Sommerurlaub, während dessen ich dann auch endlich Albanien besuchen könnte.

Mein Rückflug ging dann über Sarajevo, Banja Luka, dass ich nicht besuchen konnte und Zagreb und ich sah so alte Bekannte von oben.

Mein Fazit für meine diesjährige Reise:

  • Das Land Bosnien ist politisch komplizierter und geschichtlich bedeutender als ich dachte
  • Montenegro hat noch eine große touristische Zukunft vor sich
  • Reisen per Nachtzug sollte noch üblicher werden
  • Für mich lohnt sich ein Fünfsternehotel nicht wirklich
  • Das Ende meiner Reise hatte ich mir anders vorgestellt
  • Die Busfahrzeiten auf unseriös wirkenden Internetseiten stimmten auf meiner Reise immer
  • Die Sauna in Mostar war die beste

 

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

14.03.2020: Kotor

Der heutige Tag war einer, auf den ich mich eigentlich schon seit Hamburg gefreut hatte: Ich wollte im Rahmen einer ausgedehnten Wanderung die angrenzende alte byzantinische Festung erklimmen, um einen Blick auf die Bucht von Kotor zu genießen, dem „südlichsten Fjord Europas“.

Da war ich erst nachmittags: Blick auf die Bucht und die Altstadt von Kotor – leider bei grauem Himmel und Nieselregen

Nach dem Frühstück verbrachte ich allerdings ganze zwei Stunden erfolglos in meinem Hotelzimmer damit, meinen Rückflug umzubuchen, während ich aus dem Fenster der Sonne sehen zusehen konnte, wie sie langsam hinter Wolken verschwand. Während ich erst anderthalb Stunden lang im Telefonat mit Austrian Airlines einen kurzen Ausschnitt aus „An der schönen blauen Donau“ wieder und wieder in der Warteschleife hörte, fand ich nebenbei über die Internetseite des ARD-Studios in Wien heraus, dass ich meine bisherige Reise jetzt, sieben Tage nach ihrem Beginn, so nicht mehr hätte durchführen können: In Bosnien hätte mich mittlerweile eine 14-tägige Quarantäne erwartet. Die gestrige Grenzschließung nach Albanien hat außerdem dafür gesorgt, dass ich in Tirana nicht in einer ausgestorbenen Stadt hätte verweilen müssen, denn der Busverkehr ist eingestellt, Cafés und Restaurants sind geschlossen.

Laut der Internetseite von Austrian Airlines gibt es aufgrund der aktuellen Lage eine erweiterte Möglichkeit für Umbuchungen in allen Tarifklassen, die für bereits gebuchte Flüge auch Streckenänderungen zulässt, soviel hatte ich herausgefunden und das passte exakt zu meiner Situation. Deswegen geduldete ich mich auch brav weiter, bis sich endlich ein freundlicher Mensch vom Call-Center meldete und sich mein Anliegen anhörte. Er musste sich im Verlauf des Gesprächs drei Mal mit seiner Vorgesetzten absprechen und nannte anschließend stets andere Gründe, warum eine Umbuchung in meinem Fall nicht möglich sei: Zuerst behauptete er, die Flugstrecke dürfe bei einer Umbuchung nicht geändert werden – woraufhin ich ihm meine Informationen direkt von der Internetseite seiner Firma vorlas. Nach der zweiten Rücksprache gab er den Grund an, meine Tarifgruppe erlaube solch eine Umbuchung nicht – woraufhin ich ihm erneut die Informationen von der Internetseite seiner Firma vorlas. Nach der dritten Rücksprache berichtete er mir, seine Vorgesetzte würde sich an die ihr vorliegenden Kulanzregelungen halten und nicht an die im Internet veröffentlichten, die seien offenbar anders und sie hätte für diesen Fall jetzt keine Zeit mehr. Ich sollte bitte eine Beschwerde schreiben. Mein Gesprächspartner konnte nun wirklich nichts für das unbefriedigende Ergebnis meines Anrufs, zumal er mir versicherte, er würde meine Position absolut nachvollziehen können. Mit der Vorgesetzten hätte ich aber meinen Fall gerne mal direkt geklärt, aber das ist in den Austrian Airlines-internen Prozessen nicht vorgesehen.

Ein wenig frustriert beschloss ich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, mit meiner langersehnten Wanderung zu beginnen. Sie war doch anspruchsvoller als ich dachte und ich war froh, dass sich die Sonne mittlerweile versteckt hatte und der Weg bergauf dadurch nicht noch anstrengender war. Mehrere Aussichtspunkte luden mich jedoch zu einer kurzen Verschnaufs- und Fotopause ein. Am Scheitelpunkt wollte ich eigentlich in ein Café einkehren, aber das hatte geschlossen. So ging ich plangemäß einen leicht anderen Weg wieder zurück und traf nach einiger Zeit endlich auf die Festung, von der aus ich ebenfalls eine tolle Aussicht auf die Bucht hatte – leider bei mittlerweile grauem Himmel und Nieselregen.

Widersprüchliche Hinweise: Ein „Betreten verboten“-Schild direkt neben einer Leiter und einer Markierung des Wanderweges: Durch diese Öffnung in der Festungsmauer musste ich hindurchsteigen, um weiterzukommen

Nach insgesamt 5 Stunden wieder unten angekommen, rastete ich vor dem Weg zurück ins Hotel kurz in einem Café bei einen Espresso. Wieder in meinem Zimmer angekommen, widmete ich mich erneut erfolglos der Flugumbuchung mit dem neuen Plan, die englischsprachige Hotline anzurufen, in der Hoffnung, dass sie die auf englisch verfassten Informationen im Internet vielleicht leichter überzeugen könnten. Aber auch diesmal wurde meine Wartezeit nach jeweils einer Viertelstunde blauer Donau beendet. Eine Fortsetzung folgt am Sonntag.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

13.03.2020: Dubrovnik – Kotor

Dieser Morgen, der in etwa die Hälfte meiner geplanten Bahn-/Busreise markierte, stellte wohl auch ihren Höhepunkt an Exklusivität dar, nämlich in Form einer Nacht in einem Nobelhotel direkt neben der Altstadt Dubrovniks. Schon am vergangenen Abend auf der Suche nach einem netten Restaurant schlich sich immer wieder der Begriff Venedig in meine Gedanken; nur ist die Altstadt Dubrovniks kleiner, nicht ganz so prunkvoll – und natürlich kanallos.

Nach einem Frühstück ohne Kaviar, dafür aber mit Lachs und einer Kellnerin, die spätestens 20 Sekunden nach dem Leeren meines Tellers selbigen ernergisch abräumte, machte ich mich auf den Weg zum Sightseeing. Das Licht am Vormittag ließ mich zunächst zu einem Aussichtspunkt wandern, von dem aus man die Altstadt komplett überblickt – für ein fast perfektes Postkartenmotiv.

Die malerische Altstadt Dubrovniks bei Sonnenschein von oben betrachtet

Anschließend stellte ich fest, dass ich bereits die Hälfte des Weges zum Gipfel des Hausbergs Srđ hinter mir hatte und die verbleibende Zeit es mir erlaubte, ihn bergauf fortzusetzen. Ich genoss die Sonne und den Duft des Meeres und der Kiefern und ich bekam Lust auf einen unbeschwert-gesunden Familien-Sommerurlaub. Oben angekommen, entschied ich mich statt für einen alternativen Wanderweg zurück zur Stadt aus Zeitgründen für eine Fahrt mit der Gondelbahn bergab. Zwei Dinge standen noch auf meinem Plan: (1) Ich wollte unbedingt mit den Füßen ins Mittelmeer und (2) durch die Altstadt bummeln. So spazierte ich zum nahegelegenen Stadtstrand und traf auf ein sich sonnendes Pärchen, das während meiner kurzen Rast ins gefühlt 15 °C kalte Wasser sprang; ich ärgerte mich ein wenig, dass ich meine Badehose nicht mitgenommen hatte, denn einer kurzen Abkühlung wäre ich auch nicht abgeneigt gewesen. Als ich dann wasserfüßig die umliegenden kroatischen Inseln und die Zypressen am Hang betrachtete, stellte ich erneut fest, dass das Mittelmeer und die schönen Orte an seiner Küste doch wirklich etwas Feines für die Menschheit sind.

Wieder in der Altstadt verschlug es mich recht zufällig auch in ein paar Gässchen mit Wohnhäusern abseits der Touristenläden, und erneut dachte ich an Venedig, als ich hörte, wie sich die Einwohner Dubrovniks unterhielten, denn der italienische Singsang in ihrer Art, die kroatische Sprache auszusprechen, klang immer wieder ein wenig nach „Ciao Bella“.

Die malerische Altstadt Dubrovniks bei Sonnenschein von innen betrachtet

Um 15:00 Uhr verließ ich Dubrovnik bereits wieder in einem Minibus mit insgesamt sieben Fahrgästen. Ohne Italiener und Japaner unter ihnen versprach die Fahrt, entspannt zu werden. Diesmal war tatsächlich ich derjenige, der sie verzögerte, sowohl bei der Ausreise aus Kroatien als auch bei der Einreise nach Montenegro. Ich wurde nach dem Datum meiner Abreise aus Deutschland gefragt und nach den von mir bereisten Ländern und ob Italien darunter wäre. Bei meiner Ausreise mussten sich die Grenzpolizisten, alle mit Mundschutz ausgestattet, ein wenig beraten, aber nach ein paar Minuten bekam ich dann meinen Pass zurück. So fuhr ich in das Land, das in der aktuellen JHU COVID-19-Karte den einzigen weißen Fleck in Europa darstellt. Ich tauschte in meinem Portemonnaie meine verbleibenden kroatischen Kunas gegen Euro aus musste erneut ein wenig schmunzeln, dass Montenegro als nicht EU-Land unser Zahlungsmittel verwendet.

Insofern war diese Busfahrt die kürzeste und angenehmste meiner bisherigen Reise und ich erreichte fast pünktlich und bei Tageslicht die schön gelegene Stadt Kotor. In meinem Hotel erfuhr ich dann, dass meine Reise definitiv in Montenegro enden wird: Ursprünglich hatte ich geplant, weiter nach Albanien mit dem Bus zu fahren und von Tirana zurückzufliegen, aber eine Stunde vor meiner Ankunft hat Montenegro die Grenze nach Albanien geschlossen. Mit weiteren Nachrichten, dass bei Philips Homeoffice bis Ende April möglich ist und dass die Schulen Hamburgs mindestens zwei Wochen lang geschlossen bleiben werden, machte ich mich auf dem Weg zum Essen im viel zu leeren Kotor.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

12.03.2020: Mostar – Dubrovnik

Laut Wettervorhersage sollte der heutige Tag der sommerlichste und wärmste mit über 20°C werden. Ich nutzt also vormittags den Sonnenschein und beschloss, den Turm der Franziskanerkirche „Campanile“ zu besuchen, der der höchste freistehende Kirchturm Südosteuropas sein soll.

Dort angekommen, las ich auf einem Hinweisschild, dass er erst ab April regulär geöffnet sein würde, in den Monaten davor sollte man sich im Café „Campanile“ nebenan melden. Tatsächlich griff eine der Damen hinter dem Tresen nach Schilderung meines Anliegens nach einem Handy und meldete sich nach einem kurzen Telefonat bei mir zurück mit dem Hinweis, dass die Eingangstür zum Turm nun offen sei. Sesam-Öffne-Dich, so war es dann auch, und drinnen an der Kasse saß offentlich ein Hausmeister. Auf dem Weg nach oben erfuhr ich von an der Wand angebrachten Informationstafeln, dass die Franziskanerkirche und der Turm während des Bosnienkrieges zerstört und anschließend wieder aufgebaut wurden. Das erklärte auch die Betonbauweise und die Existenz eines Aufzugs.

Von oben hatte man einen schönen Blick auf Mostar. Ich erkannte den Altstadtkern, der mit Abstand am malerischsten schien, denn ein wenig weiter entfernt befand sich die Neustadt aus der kommunistischen Ära mit hässlichen Betonhochhäusern. Mein Weg zurück zum Hotel führte mich am Spanischen Platz vorbei mit einem hübschen alten Gymnasium Mostar durch übliche Wohnviertel und was ich von Bosnien mit Sicherheit in Erinnerung behalten werde, sind die Fassaden, denn waren sie nicht neu verputzt, so zeigte etwa die Hälfte jede Menge Einschusslöcher.

Das Alte Gymnasiums Mostars am Spanischen Platz

Relativ pünktlich fuhr gegen Mittag mein Bus nach Dubrovnik ab und erreichte etwa anderthalb Stunden später den ersten(!) Grenzübergang nach Kroatien: Meiner mobilen Karte entnahm ich, dass die Route drei Grenzübergänge beinhaltete: Zunächst nach Kroatien, dann an der Adria gen Süden über den Bosnischen Meereszugang bei Neum weiter zur kroatischen Enklave um Dubrovnik. Mit im Bus waren zwei Touristinnen aus Japan, die dem Grenzpolizisten berichteten, dass sie seit 10 Tagen durch Europa reisen und es ihnen gut ginge. Offenbar gibt es aber mittlerweile eine neue kroatische Richtlinie, laut derer Einreisende aus Japan auf das Coronavirus getestet werden müssen. Insofern mussten alle Reisenden zweieinhalb Stunden warten, bis ein Arzt eingetroffen war. Das kroatische Grenzpersonal legte zudem Wert darauf, dass wir uns im Bus aufhalten und nicht vor ihm. So floss die Zeit dahin und ich konnte außerhalb des Busses die sonnige Gegend betrachten und innerhalb des Busses das Thermometer, das 22 Grad anzeigte, bis die Sonne des laut Wettervorhersage sommerlichsten Tags (hatte ich das bereits erwähnt?) langsam hinter einem Hügel verschwand. Dann gab es irgendwann Entwarnung, denn die beiden Damen waren negativ getestet worden und um 16:30 Uhr, eine Dreiviertelstunde nach unserer geplanten Ankunftszeit in Dubrovnik, ging es endlich weiter.

Unsere kurze Wartezeit an der kroatischen Grenze außerhalb des Busses, kurze Zeit später wurden wir forsch gebeten, wieder einzusteigen

Im Bus entschuldigten sich die beiden Japanerinnen höflich bei allen und berichteten, es sei lediglich die Temperatur auf der Stirn gemessen wurden und sie mussten ein paar Formulare ausfüllen. Ein Abstrich sein nicht gemacht worden. Und sie erzählten außerdem, dass auf ihrem vorherigen Grenzübergang ein Passagier aus Hong-Kong in Quarantäne geschickt wurde, obwohl er sich vorher einen Monat lang in London aufhielt.

So erreichte ich zwei weitere recht unkomplizierte Grenzübergänge und auch noch einen Buswechsel später nach insgesamt knapp 7 Stunden bzw. schlappen 140 Kilometern endlich den Busbahnhof von Dubrovnik im Dunkeln. In Dubrovnik sollte mich tatsächlich ein Fünfsternehotel empfangen – das hatte ich mir für eine Nacht gegönnt. Mit meinen gut drei Stunden Verspätung war es nur verdammt ärgerlich, dass ich jetzt kaum dort sein kann.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

11.03.2020: Mostar

Gestern in Mostar bei Dunkelheit angekommen, freute ich mich heute auf einen ganzen Tag vor Ort, denn die Altstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Da sich allerdings ein wenig Hochnebel hielt und es noch nicht so richtig sonnig werden wollte, beschloss ich, zunächst mit dem lokalen Bus ins nahegelegenen Blagaj zu einem Derwischkloster aus dem späten 15. Jahrhundert zu fahren. Die Fahrt gemeinsam mit vielen Einheimischen führte durch kleine Örtchen, ein Industriegebiet und leider auch vorbei an jeder Menge Müll, sowohl als Müllberge neben nicht geleerten Containern als auch in Form von zerfetzten Plastiktüten und -flaschen überall am Wegesrand und in den Büschen.

In Blagaj angekommen, kam mir auf dem Weg zum Kloster eine türkische Touristengruppe entgegen, ansonsten war kaum etwas los – am Fußweg öffneten langsam die Sourvenirbudenbesitzer ihre Verschläge und schienen auf ein paar Tagestouristen zu hoffen. Das Kloster – ein einzelnes Haus mit einem vorgelagerten Restaurant – liegt direkt an einer Felsöffnung, aus der mit Macht der Fluss Buna hervorquellt – ein sehr malerisches Motiv.

Das malerische Derwischkloster in Blagaj

Jetzt während der Frühlingszeit war der Wasserspiegel des Buna deutlich sichtbar höher als im Sommer, denn die unteren Terrassen der anliegenden Restaurants befanden sich noch komplett unter Wasser. Durch die Massen an Schmelzwasser aus den Bergen rauschte es am Kloster gewaltig und als um 12:00 Uhr der amtierende Derwisch auf die Galerie stieg und zum Gebet rief, hörten ihn in dem Lärm außer mir und zwei, drei gelangweilten Kellnern vermutlich nur noch die Enten in der Nähe.

Zunächst hatte ich überlegt, den Rückweg zu Fuß zurückzulegen, aber da die Strecke wirklich nicht sonderlich schön und kein Platz für Fußgänger vorgesehen war und es auch keine alternativen Wanderwege gab, verwarf ich die Idee und nahm erneut den Bus. Nachmittags hatte ich dann noch jede Menge Zeit, um die malerische Altstadt Mostars inklusive ihres Wahrzeichens, der alten Brücke, zu besichtigen und zu fotografieren – auch, nachdem die Horden an Tagestouristen schon wieder abgefahren waren und die Gässchen schnell wieder wie ausgestorben wirkten.

Die „Alte Brücke“ in Mostar bei Abendstimmung

Mein Vorrat an Mark neigte sich langsam dem Ende entgegen, und da ich mit meiner VISA-Karte nur Beträge im Wert von mindestens 50 Euro im Ausland abheben kann, entschied ich mich, anschließend mit ein paar zusätzlichen Euros in der lauen Abenddämmerung zum Busbahnhof zu spazieren und die Lage zu peilen. Tatsächlich konnte ich mit Euro bezahlen, ich musste also nicht zusätzliches Geld aus Bosnien als Devisen mitnehmen oder es abends auf den Kopf hauen. Zwei Dinge sind dabei erwähnenswert: Erstens werden die Wechselkurse hier mit Augenmaß angewandt und nicht mit Taschenrechner, ich bekam also meinen Restbetrag irgendwie überschlagen in Mark zurück. Und zweitens wurden hier meine Fahrkahrten noch händisch ausgestellt, denn bereits gestern bekam ich in Sarajevo mein Zugticket auf einem Block per Kugelschreiber ausgefüllt, sogar inklusive Platzkarte – ohne die Nutzung irgend eines elektronischen Geräts! Die Frau hinter dem Schalter muss magische Fähigkeiten besessen haben, denn die Erstellung einer Sitzplatzreservierung ohne Datenbank grenzt für mich heutzutage an ein Wunder, zumal mehrere Schalter geöffnet waren. Mein Busticket für meine Fahrt morgen erhielt ich heute auf die gleiche Weise, allerdings ohne Magie, denn eine Platzkarte gab es nicht.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

10.03.2020: Sarajevo – Mostar

Für meinen zweiten Tag in Sarajevo hatte ich mir den Besuch des Stadtmuseums ausgesucht, das von der Zeit der Österreich-Ungarischen Herrschaft über Bosnien berichtet, also nach der Herrschaft des Osmanischen Reiches 1878 und vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914.

Nachdem ich an der Kasse Eintritt gezahlt hatte, betrat ich den Hauptteil des Museums und war erstaunt, denn er bestand aus genau einem nicht sehr großen Raum. Dafür waren die Ausstellungsstücke wirklich sehr interessant, sie berichteten von den neuen Technologien, die mit der Herrschaft Österreich-Ungarns nach Bosnien kamen wie dem Buchdruck und dem Bau der Eisenbahn. In einem der letzten Schaukästen erblickte ich den Revolver, mit dem der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand 1914 von einem serbischen Terroristen erschossen wurde und damit quasi den ersten Weltkrieg auslöste. Der Tatort befand sich direkt vor dem Museumsgebäude.

Schaurig und zum Greifen nahe: Damit wurde der erste Weltkrieg ausgelöst…

Als nächstes wollte ich zu den Ruinen der Gelben Festung hinaufwandern, von denen man einen weiteren schönen Blick auf das Stadtzentrum hatte. Es traf sich gut, dass das Wetter langsam besser wurde, denn nach meinem Rückweg zur Altstadt überzeugte mich der Sonnenschein, auf dem Baščaršija in einem der vielen türkischen Cafés draußen zu verweilen.

Eines der touristischen Ziele in Sarajevo: Der Baščaršija mit dem Sebilj, einem ehemaligen Brunnen aus der osmanischen Zeit

Die Zeit bis zu meiner Abreise vertrieb ich mir mit einem weiteren Bummel durch die Einkaufsstraße, dem Besuch einer modernen Shopping-Mall und mit Schlendern entlang des Miljacka-Flusses zurück zum Hotel. Um leider erst 16:50 Uhr begann dann schon meine letzte Zugfahrt auf dieser Reise mit einem Talgo-Zug, der mich aus dem Dinar-Gebirge nach Mostar brachte mit schönen Blicken auf Täler und schneebedeckte Gipfel und einer spektakulären Wegschleife nahe des Örtchens Ovčari. Die 12 Mark für die Fahrkarte haben sich schon dafür gelohnt, obwohl  der Zug dieses Mal nicht so viel leisten musste: Während eines Großteils der Fahrt aus dem Gebirge musste er eigentlich nur bremsen.

In Mostar leider schon bei Dunkelheit angekommen, spürte ich die mildere Luft und freute mich nun endlich auf einen Saunabesuch, auf den ich in den letzten zwei Tagen verzichten musste. Tatsächlich: Er war im Preis mit inbegriffen, die Sauna funktionierte und war bereits in Betrieb. Nur schaffte sie es gerade mal auf lahme 50 °C. Um so richtig ins Schwitzen zu kommen, versuchte ich einen großzügigen Aufguss, aber der führte hauptsächlich zum Beschlagen der Glasscheiben. Nun ja, weitere Unterkünfte folgen.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

09.03.2020: Sarajevo

Nun endlich angekommen und vom vielen Sitzen in Bus und Bahn in den letzten zwei Tagen schon ein wenig eingerostet, entschloss ich mich heute morgen für einen Aufstieg auf den Hausberg Vidikovac, denn Sarajevo liegt im Dinarischen Gebirge. Ich erinnerte mich auf meinem Fußmarsch an ähnliche Begebenheiten vor zwei Jahren in Skopje und Sofia – auch dort lag der von mir erwandert werden wollende Hausberg jeweils im Süden der Stadt. Vielleicht lag die ähnliche Atmosphäre aber auch am ähnlichen Wetter mit ein wenig Sonne und, weiter oben, ein paar Schneeresten.

Nach einem teils steilen Aufstieg kurz vor der Bergstation der Seilbahn, die entgegen meiner Erwartungen sogar in Betrieb war, traf ich auf die Ruinen der Bobbahn der Olympischen Winterspiele 1984, die sich durch den waldigen Berghang schlängelt und auf der man mittlerweile entlang spazieren und die Graffitibemalungen bewundern kann.

Bobbahn anlässlich der Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajevo – jetzt ohne Bobs, aber mit Kunst

Von oben hatte ich einen schönen aber auch ein wenig trüben Ausblick auf die langgezogene Stadt im Tal. Der Schnee, auf den ich oben traf, war in diesem Winter tatsächlich der einzige, den ich erleben konnte, mal abgesehen von dem in der Skihalle Wittenburg ein paar Wochen zuvor. Entgegen meiner Erwartung gab es an der Bergstation der Seilbahn kein gemütliches Café, sondern nur einen Snack-Tresen zwischen den Toiletten und dem Einstiegsbereich der Gondeln, so dass ich mich nach einer kurzen Pause wieder zu Fuß bergab auf den Rückweg machte und bald auf kleine Sträßchen am Berghang gelangte, die von einfach gebauten Häusern gesäumt wurden, oft ohne Putz, aber mit rauchenden Kaminen, Holzstapeln an den Wänden und unter anderem bewohnt von jeder Menge Katzen, die mich teils ein Stückchen begleiteten.

Was mich ebenfalls an Skopje und Sofia einnerte, waren die gleichberechtigt existierenden Moscheen und Kirchen. Um kurz vor 12:00 Uhr, eine halbe Stunde nach meinem Start vom Hotel, ertönten Kirchenglocken und Muezzine gleichzeitig! Da ich während meiner Schulzeit noch nicht sonderlich an Geschichte interessiert war, las ich erst gestern während meiner Busfahrt ein paar Dinge über die Vergangenheit Jugoslawiens. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Bosnien/Herzegowina, Serbien, Montenegro und Albanien noch gut 200 Jahre länger Teil des Osmanischen Reichs waren als beispielsweise Kroatien und Ungarn… das ist nicht wenig, wenn man an die Zeitspanne vom Ende des Mittelalters bis heute denkt, und erklärt einige noch heute existierenden Unterschiede zwischen den heutigen Balkanländern. Kurz vor dem Ende meines Abstiegs zurück in das Stadtzentrum konnte ich bei einem Ausblickspunkt tatsächlich 23 Minarette auf ein Mal sehen. Ich glaube, soviel zählte ich noch nicht einmal von unserem Hotel damals 2015 am Goldenen Horn in Istanbul.

Wieder unten angekommen, spazierte ich entlang des Miljacka-Flusses und anschließend durch die Haupteinkaufsstraße Ferhadija mit Filialen von Swarowski, Benetton, Orsay und anderen bekannten Marken. Sie endete dann abrupt und führte unter dem Namen Sarači weiter durch die osmanisch geprägte historische Altstadt. Schon spannend, wie zwei Kulturen im Stadtbild so räumlich aufeinander treffen. Ebenso angetan war ich davon, dass im Café Divan, in das ich für einen Bosnischen Kaffee einkehrte, viele junge Menschen aus offensichtlich unterschiedlichen Kulturen so vollkommen durchmischt waren. Wäre schön, wenn das doch überall so klappen würde.

Hier gibt es keinen Türkischen, Griechischen, Mazedonischen oder Zypriotischen Kaffee: Nein, stattdessen gibt es Bosnischen Kaffee. Unterschiede sind mir nicht bekannt.

Wieder im Hotel angekommen, erfuhr ich, dass die Benutzung der Sauna über 20 Euro extra kostet, und ich beschloss, auf sie zu verzichten, sondern stattdessen „nur“ den Pool zu besuchen. Der war eher sportlich temperiert und um sich richtig warm zu schwimmen, war er zu kurz. Ich nutze die Gelegenheit trotzdem, drehte ein paar Ründchen und kehrte später anschließend in ca. 500 m Entfernung vom Hotel in das zur städtischen Brauerei gehörende Restaurant zum Abendessen ein.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

08.03.2020: Zagreb – Sarajevo

Der heutige Tag sollte ein weiterer Reisetag zu meinem ersten wirklichen Ziel Sarajevo werden. Leider verkehren wegen eines Streits zwischen Kroatien und Bosnien/Herzegowina derzeit keine Züge zwischen den beiden Ländern. Auf einer Blog-Internetseite eines Bahnreisenden durch Europa fand ich im Rahmen meiner Planung einen Vorschlag für einen Plan B: Zunächst mit der kroatischen Bahn durch eine schöne Gegend bis nach Hrvatska Kostajnica, von dort aus zu Fuß über die Grenze nach Bosanska Kostajnica, und von dort mit einem Taxi eine Stunde weiter bis nach Banja Luka. Von dort fahren Züge nach Sarajevo, allerdings pendlerfreundlich um 05:30 Uhr morgens und um 16:30 Uhr nachmittags. Glücklicherweise habe ich zufällig einen Tag vor meiner Abreise auf der Internetseite der Bosnischen Eisenbahn einen Hinweis gefunden, dass aufgrund eines Erdrutsches derzeit gar keine Züge von Banja Luka fahren würden. Ich hätte also in jedem Fall mit dem Bus nach Sarajevo fahren müssen und noch mehr Zeit verloren. Insofern entschied mich kurzfristig für die eine Weiterfahrt von Zagreb per Bahn bis zur mir bis vor wenigen Tagen völlig unbekannten Grenzstadt Slawonski Brod, um von dort aus nach Sarajevo zu gelangen. Soviel zur Planung.

Nach einer ein wenig unruhigen und kurzen Nacht im Schlafwagen (ob der späten Abfahrt in München) begrüßte mich beim Blick aus dem Fenster die Landschaft des schönen Sloweniens entlang der Save bei morgendlichem Sonnenschein und entschädigte das nächtliche Ruckeln des Zuges. Wir kamen pünktlich in Zagreb an und beim Aussteigen stellte ich fest, dass unser Nachtzug nur noch aus einer Lokomotive, einem einzigen Schlafwagen und einem einzigen weiteren Wagen mit Sitzplätzen bestand. Neben mir stieg nur noch eine weitere Dame aus unserem Waggon aus, ansonsten war er leer. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass für den Preis meines Tickets ordentlich etwas getan wurde, denn es wurden mehrere Tonnen Stahl durch drei Länder befördert und ein löslicher Kaffee kurz vor dem Aussteigen war auch noch inklusive.

Die zwei Stunden bis zu meiner Weiterreise vertrieb ich mir mit einem Bummel durch die schöne Altstadt Zagrebs, die ich noch von meinem Besuch vor vier Jahren erinnerte. Ich konnte sehen, dass der Kathedralenturm wie damals renoviert wird und noch immer (oder schon wieder?) eingerüstet ist. Das sonnige frühlingshafte Wetter ließ mich in einem Café an einem der Hauptplätze Zagrebs verweilen und anschließend wieder zurück zum Bahnhof schlendern.

Der Markt in der Altstadt Zagrebs bei morgendlichem Sonnenschein

Die knapp dreistündige Fahrt nach Slawonski Brod verging einigermaßen schnell, brachte mich aber leider wieder unter bedeckten Himmel. Der Ort selbst entpuppte sich für Anfang März und für einen Sonntag doch als erwartungsgemäß langweilig, denn alle Geschäfte und auch die meisten Cafés hatten geschlossen. Nach einem Bummel samt Koffer zur Festung (es gab keine Schließfächer am Bahnhof), die auf meiner Karte recht imposant aussah, sich dann allerdings als große Baustelle darstellte, vertrieb ich mir die Zeit erst in einem Café mit W-LAN und Cappucino und gleich anschließend direkt nebenan in einem Restaurant mit W-LAN und Pljeskavica, denn ich hatte seit einem Croissant morgens noch nichts gegessen.

Eine ganz nette Ecke in Slawonski Brod. Unschön sind nur die Einschlagsspuren von Geschossen aus der Zeit des Bosnienkrieges, die an vielen Häusern noch zu sehen waren (zum Beispiel seitlich der linken Eingangstür, auch im Mauerwerk).

Anschließend hatte ich bei Dämmerung noch eine Stunde Zeit für einen Spaziergang an der Save (mit Koffer), bevor ich dann die vierstündige Busreise nach Sarajevo hinter mich brachte. Ich hatte mir offenbar zu viele Gedanken gemacht, denn der Bus fuhr doch wie geplant. Glücklicherweise gab es auch im Bus W-LAN, so vergeht jeder noch so lange Tag ohne große Langeweile. Er brachte mich einigermaßen unkompliziert hinter die Grenzen der EU, denn die Grenzüberquerung wirkte hier ein wenig professioneller als vor zwei Jahren von Nordmazedonien nach Bulgarien und dauerte nicht mal eine Stunde. Aber wir mussten auf Kommando alle mit unserem Pass und Wertsachen den Bus verlassen, dann fuhr der ein paar Meter über die Grenze vor, und wir durften nach passieren des Grenzschalters und Passkontrolle wieder einsteigen – und das gleich zwei Mal, nämlich bei der Ausreise aus Kroatien und auch eine Brückenlänge weiter bei der Einreise nach Bosnien. So befand ich mich am Ende meines zweiten Reisetages  schon ganz schön weit entfernt von Hamburg – vor vier Jahren in Belgrad war ich ähnlich weit entfernt bereits am Ziel. Die Klimaanlage im Bus war freundlicherweise so warm gestellt wie früher die in der Hamburger U-Bahn, so dass ich die Sauna meines Hotels, die ich aufgrund der Uhrzeit verpassen würde, gar nicht sehr vermisste. Gegen Mitternacht erreichte ich dann sehr müde meine Unterkunft und freute mich auf ein nicht ruckelndes Bett und einen reisefreien nächsten Tag.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020

07.03.2020: Hamburg – München

Nach einem Jahr Pause wegen unseres letztjährigen Skiurlaubs soll 2020 mir erneut ein paar neue Länder Europas zeigen. Doch meine Reiseplanung in diesem Jahr ist eine andere als in den Jahren zuvor. Hatte ich bei meiner ersten Reise 2015 bereits alle Bahnfahrkarten in Hamburg gelöst und alle Hotelübernachtungen reserviert, so habe ich in diesem Jahr vor meiner Abreise nur die Tickets für die ersten zwei Bahnfahrten gekauft, sowie den Rückflug gebucht. Mit ein Grund dafür ist die Tatsache, dass mich Teile meiner diesjährigen Tour nur mit dem Bus weiterbringen und ich verlässliche Informationen über Abfahrtszeiten eigentlich nur vor Ort an den Busbahnhöfen erwarte. Während meiner Vorbereitung entdeckte ich zwar auf diversen Internetportale jede Menge Verbindungen, allerdings sind häufig die die Busse betreibenden Firmen nicht im Netz zu finden gewesen. Nun ja, in der Nebensaison hatte ich bisher nie Probleme, in meinem Wunschhotel unterzukommen.

Während Sandra und Johanna bereits um 07:00 Uhr im Zug nach München saßen, um nachmittags in Mittersill ihren Skiurlaub beginnen zu können, so folgte ich den beiden drei Stunden später. Von ihnen bekam ich noch zu Hause eine Nachricht, dass in Hannover ein Teil des Zuges wegen eines technischen Defekt nicht weiterfahren konnte und sie deshalb in einen anderen Zug umsteigen und so eine gute Stunde später am Ziel sein würden. Bei mir hingegen wurde ein anderer Zug eingesetzt und die reservierten Plätze inklusive meinem existierten nicht. Aber es war genügend Platz. So gelangte ich ohne Zwischenfälle nach München und zwar gerade mal 18 Minuten, nachdem Sandra und Johanna von dort abgereist sind.

Meine Reise vor zwei Jahren nach Rom brachte mich ebenfalls zunächst nach München und auch damals hatte ich nachmittags noch ein wenig Zeit. Tatsächlich hatte ich erneut Lust auf einen Spaziergang im englischen Garten bis zum chinesischen Turm und dann entlang der Isar nach Süden. Ich traf auf jede Menge Jogger und Hundebesitzer, aber auch auf viele jüngere Leute, die bereits zu dieser Jahreszeit bis zum Einbruch der Dämmerung auf dem kalten Kies am Isarufer saßen. Auf dem Weg zurück in die Stadt überquerte ich zufällig exakt um 18:30 Uhr die Mariannenbrücke und konnte dadurch die Kunstinstallation „The Burning River“ betrachten, bei der gelb-rotes Laserlicht und mehrere Sprühfontäten die Isar scheinbar „brennen“ ließen. Nun ja, nach Feuer sah es dann doch nicht aus, aber ein wenig beeindruckend war es trotzdem.

The Burning River an der Praterinsel

Anschließend konnte ich mich noch bei LIDL mit Wasser und Knabberkram für den Notfall eindecken und kehrte wie bei meinem Besuch zuvor im „Donisl“ ein. Schweinskrustenbraten schmeckt vor allen Dingen dort!

Trotz aller Wiederholungen war ein Detail in München in diesem Jahr anders: An vielen Eingängen standen Ständer mit Desinfektionsmittel als Folge des Covid-19-Ausbruchs.

So wird man heute empfangen: Desinfektionsmittel am Eingang

Auch die verbleibende Zeit bis zur Abfahrt meines Nachtzugs um 23:20 Uhr verging beim Besuch des lauschigen Park-Cafés, so dass ich im Schlafwagen gegen Mitternacht die Grenze nach Österreich überquerte.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als 2020