12.03.2020: Mostar – Dubrovnik

Laut Wettervorhersage sollte der heutige Tag der sommerlichste und wärmste mit über 20°C werden. Ich nutzt also vormittags den Sonnenschein und beschloss, den Turm der Franziskanerkirche „Campanile“ zu besuchen, der der höchste freistehende Kirchturm Südosteuropas sein soll.

Dort angekommen, las ich auf einem Hinweisschild, dass er erst ab April regulär geöffnet sein würde, in den Monaten davor sollte man sich im Café „Campanile“ nebenan melden. Tatsächlich griff eine der Damen hinter dem Tresen nach Schilderung meines Anliegens nach einem Handy und meldete sich nach einem kurzen Telefonat bei mir zurück mit dem Hinweis, dass die Eingangstür zum Turm nun offen sei. Sesam-Öffne-Dich, so war es dann auch, und drinnen an der Kasse saß offentlich ein Hausmeister. Auf dem Weg nach oben erfuhr ich von an der Wand angebrachten Informationstafeln, dass die Franziskanerkirche und der Turm während des Bosnienkrieges zerstört und anschließend wieder aufgebaut wurden. Das erklärte auch die Betonbauweise und die Existenz eines Aufzugs.

Von oben hatte man einen schönen Blick auf Mostar. Ich erkannte den Altstadtkern, der mit Abstand am malerischsten schien, denn ein wenig weiter entfernt befand sich die Neustadt aus der kommunistischen Ära mit hässlichen Betonhochhäusern. Mein Weg zurück zum Hotel führte mich am Spanischen Platz vorbei mit einem hübschen alten Gymnasium Mostar durch übliche Wohnviertel und was ich von Bosnien mit Sicherheit in Erinnerung behalten werde, sind die Fassaden, denn waren sie nicht neu verputzt, so zeigte etwa die Hälfte jede Menge Einschusslöcher.

Das Alte Gymnasiums Mostars am Spanischen Platz

Relativ pünktlich fuhr gegen Mittag mein Bus nach Dubrovnik ab und erreichte etwa anderthalb Stunden später den ersten(!) Grenzübergang nach Kroatien: Meiner mobilen Karte entnahm ich, dass die Route drei Grenzübergänge beinhaltete: Zunächst nach Kroatien, dann an der Adria gen Süden über den Bosnischen Meereszugang bei Neum weiter zur kroatischen Enklave um Dubrovnik. Mit im Bus waren zwei Touristinnen aus Japan, die dem Grenzpolizisten berichteten, dass sie seit 10 Tagen durch Europa reisen und es ihnen gut ginge. Offenbar gibt es aber mittlerweile eine neue kroatische Richtlinie, laut derer Einreisende aus Japan auf das Coronavirus getestet werden müssen. Insofern mussten alle Reisenden zweieinhalb Stunden warten, bis ein Arzt eingetroffen war. Das kroatische Grenzpersonal legte zudem Wert darauf, dass wir uns im Bus aufhalten und nicht vor ihm. So floss die Zeit dahin und ich konnte außerhalb des Busses die sonnige Gegend betrachten und innerhalb des Busses das Thermometer, das 22 Grad anzeigte, bis die Sonne des laut Wettervorhersage sommerlichsten Tags (hatte ich das bereits erwähnt?) langsam hinter einem Hügel verschwand. Dann gab es irgendwann Entwarnung, denn die beiden Damen waren negativ getestet worden und um 16:30 Uhr, eine Dreiviertelstunde nach unserer geplanten Ankunftszeit in Dubrovnik, ging es endlich weiter.

Unsere kurze Wartezeit an der kroatischen Grenze außerhalb des Busses, kurze Zeit später wurden wir forsch gebeten, wieder einzusteigen

Im Bus entschuldigten sich die beiden Japanerinnen höflich bei allen und berichteten, es sei lediglich die Temperatur auf der Stirn gemessen wurden und sie mussten ein paar Formulare ausfüllen. Ein Abstrich sein nicht gemacht worden. Und sie erzählten außerdem, dass auf ihrem vorherigen Grenzübergang ein Passagier aus Hong-Kong in Quarantäne geschickt wurde, obwohl er sich vorher einen Monat lang in London aufhielt.

So erreichte ich zwei weitere recht unkomplizierte Grenzübergänge und auch noch einen Buswechsel später nach insgesamt knapp 7 Stunden bzw. schlappen 140 Kilometern endlich den Busbahnhof von Dubrovnik im Dunkeln. In Dubrovnik sollte mich tatsächlich ein Fünfsternehotel empfangen – das hatte ich mir für eine Nacht gegönnt. Mit meinen gut drei Stunden Verspätung war es nur verdammt ärgerlich, dass ich jetzt kaum dort sein kann.

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