15.03.2023: Madrid – Hamburg

Mein letzter Reisetag brachte mich bei frühsommerlichen Temperaturen und blauem Himmel zunächst zu einem weiteren Park Madrids, dem Parque del Retiro – auch er war wirklich schön angelegt. Beim Durchstreifen entdeckte ich hier und da kleine und große Springbrunnen mit Skulpturen, die teils an die Kolonialzeit Spaniens erinnerten. Auch hier gab es, wie am Tag zuvor am Casa del Campo, einen künstlich angelegten See, auf dem gerudert wurde. Den Weg zurück zu meinem Appartement wählte ich entlang der Prachtstraße Gran Via, allerdings wurde deren östliches Wahrzeichen, das Metropolis-Haus von 1911, gerade renoviert und war leider nicht sichtbar. Ich stellte fest, dass in der Tat an vielen Stellen Madrids gerade gebaut wurde, vermutlich, damit im Sommer zur Hochsaison alles fertig ist. So stand leider der Platz „Sol“ vor dem Rathaus, von dem strahlenförmig Straßen abgingen und deren Häuser mit Sicherheit eine eindrucksvolle Kullisse abgeben, voll von schwerem Gerät und Bauzäunen.

Statue im Parque de Retiro, die laut Schriftzug offenbar an die Eroberung Kubas erinnerte

Nach einem kurzen Stopp in meinem Appartement schlenderte ich zum Königspalast – ich hatte mich gestern Abend entschieden, ihn von innen zu besuchen und einen Zeitslot um 11:45 Uhr gewählt. Vorher wollte ich in einem Café auf dem Plaza Mayor noch ein koffeinhaltiges Heißgetränk zu mir nehmen. Er war gefühlt voller als am Vortag und während ich erst lang auf den Kellner und dann ebenfalls lang auf meinen Espresso wartete, sah ich mehrere kleine Fernsehteams umherstreifen und Gäste interviewen. Mir fiel auf, dass sie Fußballtrikots von Real Madrid oder Liverpool trugen und stellte beim Umhersehen fest, dass viele der Passanten so aussahen, als würden sie nachher ein Fußballspiel besuchen – in der Tat ist es laut Internet wohl ein Champions-League-Spiel, das am heutigen Abend in Madrid stattfindet.

Häuser entlang der Gran Via

Ich traf rechtzeitig zu meinem Zeitslot am Königspalast ein und begann mit meinem Handy und Kopfhörern, die zusammen mit einer heruntergeladenen App und meinem gekauften Zugangscode als Audioguide dienten, den Besuch der Gemächer und Säle. Sie waren wirklich beeindruckend, protzten nur so von Reichtum und vor allem waren sie zahlreich, inklusive einer direkt angeschlossenen großen Kapelle, einem riesigen Speisesaal und – natürlich – dem Thronsaal. Im Zimmer davor konnte ich aus der Nähe die Königskrone und das Zepter betrachten und fühlte mich ein wenig wie im Märchen. Nach einer Stunde war ich wieder im Freien und hatte zudem noch Zugang zur Waffenkammer mit zahllosen Ritterrüstungen und Schwertern. Ich war nach der Hälfte der Ausstellung allerdings irgendwie gesättigt von der Zurschaustellung von Macht und beschloss, dass ich genug gesehen hatte.

Anschließend überlegte ich kurz, zum Faro zu gehen, dessen Aussichtsplattform gestern ja aufgrund zu starken Winds nicht mehr zu erreichen war. In den Tagen zuvor hätte ich das bestimmt ohne zu zögern getan, aber irgendwie fand ich, dass der Besuch des Palastes ein schöner Abschluss meiner Reise war. Insofern schlenderte ich deutlich langsamer als in den Tagen zuvor durch die Einkaufsstraßen und machte bei einer Tapaskette halt, denn die Wahl meines Abendessens gestern hatte mich ein wenig enttäuscht. So bestellte ich typisch spanische Pimientos de Padron mit ein wenig untypischen Teriyaki-Spießen, diesmal schmeckte es. Bevor ich den Weg zum Flughafen antreten konnte, musste ich noch meinen Koffer aus meinem Appartement holen – mein Vermieter hatte mir dafür extra einen neuen Link für mein Handy zugeschickt, der es mir erlaubte, bis 17:00 Uhr per Internet die Haus- und Wohnungstür zu öffnen, nachdem ich ihn um verlängerten Zugang gebeten hatte und die Wohnung am heutigen Tag offenbar nicht neu vermietet war.

Hatte ich noch vor zwei Tagen den öffentlichen Nahverkehr Barcelonas gelobt, so kann ich das an diesem Tag bezüglich Madrid leider nicht wiederholen: Der Weg zum Flughafen sollte am schnellsten mit der Linie C4 und dann mit der Linie 8 sein. An der Station „Sol“ besorgte ich mir eine Kombi-Fahrkarte, denn ich erinnerte mich, dass es sich um verschiedene Betreiber handelte. Allerdings war der Zug C4 nirgends ausgeschildert. Ich erfuhr, dass es für die „S-Bahnen“ von Renfe einen speziellen Eingang gab. Dort funktionierte mein Kombiticket der Metro am Einlass nicht und eine Mitarbeiterin der Bahn erklärte mir, dass ich ein Ticket von einem separaten Automaten bräuchte. Damit klappte es dann – aber ich war fassungslos, dass selbst auf dem Bahnsteig die Fahrpläne nur die Strecken des eigenen Betreibers anzeigen, wer soll denn so vernünftig eine Fahrt planen? Am Flughafen angekommen, konnte ich den Metrobereich dann nicht verlassen, weil mir der Flughafenzuschlag fehlte. Ich konnte ihn an einem Automaten nachlösen, aber hatte keine Möglichkeit zum kontaktlosen Bezahlen und auch der Kreditkartenschlitz war als kaputt markiert. Ich zahlte also ausnahmsweise in bar mit einem 20-Euro-Schein und bekam acht 2-Euro-Münzen zurück – vielen Dank! Vorbildlich funktionierte jedoch die Kofferabgabe, denn jeder Passagier konnte sich seinen Koffertag an einem Automaten selbst ausdrucken und den Koffer dann ohne weitere Formalitäten an einem Schalter ohne Warteschlange einfach abgeben. Der Hinweis, zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein, war also unnötig, aber er verschaffte mir noch die Gelegenheit, meinen diesjährigen Reisebericht zu beenden, während ich mich auf meine Heimkehr freute.

Bei meinen letzten Reisen endeten meine Zeilen stets mit einem Fazit:

  • Sowohl Cannes, Madrid und Zürich haben mich positiv überrascht.
  • Genua mag im Sommer durchaus noch charmanter wirken.
  • Alle meine Ziele haben mir gefallen.
  • Von spanischen Hochgeschwindigkeitsverbindungen (vermutlich auch von französischen mit dem TGV) kann Deutschland noch einiges übernehmen.
  • Interessanterweise habe ich zwar die Coronaeinschränkungen vollständig vergessen, mich aber ertappt, in dichtem Gedränge kurz die Luft anzuhalten.
  • Es gibt noch viele weitere Ziele in Europa, die man mit der Bahn bereisen kann.
  • Man kann durchaus morgens um 09:00 Uhr eine Sauna besuchen.
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Kategorisiert als 2023

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