10.02.2018: Rom [– Bari]

Der letzte Tag in Rom begrüßte mich erneut mit Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Mein Zug nachmittags nach Bari sollte um 14:55 Uhr abfahren, ich hatte als noch ein wenig Zeit für einen letzten Bummel und musste mich entscheiden: Petersdom oder Pantheon. Ich entschied mich für das Pantheon und einen weiteren Spaziergang durch die Altstadt.

Dass zwei Tage für einen Besuch Roms definitiv zu wenig sind, war mir zwar schon vorher klar – aber mir fiel auf, dass man das auch zahlenmäßig sehr leicht überschlagen kann: Mal angenommen, es gäbe in Rom über den Daumen 40 Sehenswürdigkeiten und man würde für jede etwa eine Stunde benötigen – den Weg zwischen ihnen noch nicht einmal mit eingerechnet – dann bräuchte man insgesamt schon eine durchschnittliche Arbeitswoche, um alle zu besuchen. Für meinen kürzeren Aufenthalt bedeutete das dementsprechend: Sehenswürdigkeiten streichen bzw. jede Menge Überstunden.

Auf dem Weg zum Pantheon machte ich einen kleinen Umweg zum Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II., der sogenannten „Schreibmaschine“, von deren Dach man einen tollen Blick auf die Stadt haben sollte. Währenddessen machte ich mir Gedanken über meine Weiterreise, die „Durststrecke“ dieses Urlaubs, die mich nachmittags per Zug nach Bari an die Adria bringen sollte, dann über Nacht per Fähre in die albanische Hafenstadt Durrës und von dort nach acht Stunden Wartezeit in weiteren sechs Stunden per Bus nach Skopje, mit Ankunft gegen 23:00 Uhr am dortigen Busbahnhof. Es gab nämlich gleich zwei aktuelle Probleme:

  1. Ich konnte nicht definitiv herausfinden, ob in dieser Saison überhaupt der im Internet angeschlagene Bus von Durrës nach Skopje fährt, denn von der Aktualität der Daten auf der entsprechenden Internetseite war ich nicht ganz überzeugt: Eine Anfrage ein paar Tage zuvor per E-Mail in meinem Hotel in Skopje bzgl. einer Bestätigung der Buslinie war erfolglos, ich bekam als Antwort, dass es viele Busse gibt, die nach Skopje führen und einen Link auf eine Webseite, der man die Abfahrtszeiten von Bussen aus Skopje entnehmen konnte – die beantworteten natürlich meine Frage nicht. Durrës war im Übrigen nicht dabei und eine ähnliche Übersicht mit den für mich relevanteren Ankunftszeiten gab es nicht. Auch mein zweiter Versuch war nicht erfolgreich: Ich hatte vor ein paar Wochen von Hamburg aus bereits ein Hotel in Durrës angeschrieben mit der Bitte, mir am Ankunftstag bei der Busorganisation zu helfen und meinen Koffer für ein paar Stunden zu beherbergen, leider ohne Antwort. Meinen dritten Versuch startete ich am vergangenen Tag: Ich wollte direkt vom Busbetreiber eine persönliche Reservierung oder Bestätigung bekommen. Nach einem Mausklick auf „Book online“ im Internet bekam ich lediglich eine albanische Telefonnummer zu sehen. Unter der meldete sich kein Englisch sprechender Mitarbeiter, sondern es lief eine albanische Ansage, die zwar sehr interessant klang, von der ich allerdings kein einziges Wort verstand. Sie hätte auch gut „Im Februar fahren keine Busse nach zwischen Albanien und Mazedonien“ heißen können.
  2. Die Wettervorhersage für meine Überfahrt hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich verschlechtert hat und an diesem Vormittag befand sich nun ein paar hundert km südlich meiner geplanten Überfahrtsroute das Zentrum eines schwachen Zyklons mit Ausläufern, die schon in Bari bis zu Windstärke 6 führten. Die Vorhersage für meinen Wartetag in Durrës nach der Überfahrt lautete demnach auch: Regen. Mal abgesehen davon, dass es nach einer spektakulär turbulenten Seefahrt im Sturm dann acht Stunden ohne Hotel recht langweilig sein könnte, hätte ich auf der anschließenden sechsstündigen Busfahrt im Dunkeln bei dem Wetter nun noch weniger von der Landschaft sehen können.
Wirbelsturm über der Adria. Die Rote Linie kennzeichnet die Strecke der Fährverbindung Bari - Durrës
Ein leichter Wirbelsturm über der Adria gegen Mittag. Die rote Linie kennzeichnet die Strecke der Fährverbindung Bari – Durrës. Das Zentrum bewegt sich langsam nordwärts.

Ich fragte mich also, während ich den Blick von der „Schreibmaschine“ auf die Stadt bei Sonne genoss, ob ich nicht lieber einen Plan B erstellen und auf anderem Wege nach Skopje gelangen könnte. Das hieße, per Flugzeug zu reisen, und wäre natürlich überhaupt nicht mit dem Leitbild meiner Bahnreisen zu vereinbaren gewesen. Für so eine Entscheidung brauchte ich unbedingt einen „Peer“, einen Gesprächspartner. Ich rief also kurzerhand Sandra an, die gerade mit Johanna im Zug auf dem Weg in den Skiurlaub war, und die mich sofort darin bestärkte, meine Urlaubszeit doch entspannt zu verbringen und statt Sturm auf See und Bus im Dunkeln lieber Sonne in Rom zu wählen. Das bedeutete: Flug von Rom nach Skopje und eine weitere Hotelnacht in Rom buchen und mich nicht über die bereits bezahlte Bahn- und Überfahrt ärgern. Das machte ich dann alles größtenteils per Handy in einem Straßencafé bei einem Espresso in der Sonne und kaufte mir anschließend ein Lachsbrötchen.

Chinesisches Neujahrsfest auf der Piazza del Popolo
Chinesisches Neujahrsfest auf der Piazza del Popolo

Nun hatte ich nach Besuch des Pantheons spontan noch mehr Zeit und konnte mir das Museum der Engelsburg am Tiber ansehen, denn für den Petersdom hätte ich mich bereits morgens entscheiden müssen. Anschließend spazierte ich bis zum Piazza del Popolo durch die Mönckebergstraße Roms, der „Via del Corso“. Auf dem Rückweg zu meinem alten Hotel konnte ich noch einmal die spanische Treppe bei Tageslicht und unvergleichlich viel mehr Besuchern hinaufsteigen und dann mit meinem Koffer bei beginnender Abenddämmerung nach ca. 50 Metern in meiner neuen Bleibe für eine Nacht einchecken. Während einer kurzen Pause vor dem Abendessen bestätigte ein Blick auf die Wetterkarte meines Smartphones die Richtigkeit meiner Entscheidung ein paar Stunden zuvor: In Bari hatte der Wind auf bis zu 41 km/h zugenommen, also Windstärke 7 – auf offener See wäre er vielleicht noch kräftiger? Das brachte mich kurz zum Nachdenken: Für die 200 km Entfernung zwischen Bari und Durrës waren 10 Stunden Fahrt eingeplant, also eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h gegenüber Grund. Die Windgeschwindigkeit wäre ja bereits mehr als doppelt so hoch, wer weiß, ob die Fähre bei dem Seitenwind überhaupt heute gefahren wäre.

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Kategorisiert als 2018

Ein Kommentar

  1. Hallo Fabian,
    beim Nachlesen Deiner römischen Spaziergänge habe ich unerhörtes Fernweh bekommen. Wenn Du mich fragst (und das meine ich jetzt durchaus ernst!), so solltest Du bei Philips auf halbe Stelle gehen und im Nebenerwerb Reisejournalist werden. Ach was; warum „werden“?Du bist schon einer!

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