17.03.2016: Heimreise

Ein wenig unfair ist es ja schon: Am Tag meiner Abreise schien laut Wetter App in allen von mir besuchten Städten die Sonne. Immerhin auch in Hamburg. Mein Bus zum Flughafen fuhr um kurz nach 12:00 Uhr und da ich meinen letzten Tag gemütlich begonnen habe, verbrachte ich die letzten Minuten vor meinem Aufbruch in der Lobby des Hotels. Zwar gibt es an vielen anderen Örtlichkeiten Belgrads ebenfalls freies WLAN – aber in der Lobby des Hotels durfte wenigstens nicht geraucht werden. Eine Steckdose für meinen Laptop brauchte ich glücklicherweise nicht mehr zwingend, denn am vergangenen Tag waren die letzten der 29 Millionen Dateien von meinem Solitaire-Projekt endlich gelöscht.

Serbien ist für den Beitritt zur EU gut gerüstet: Auf den Nummernschildern müssen nur noch Sternchen nachgeklebt werden, der Rest ist schon fertig
Serbien ist für den Beitritt zur EU gut gerüstet: Auf den Nummernschildern müssen links nur noch Sternchen nachgeklebt werden, der Rest ist schon fertig.

Ich freute mich ein wenig auf die 45 Minuten lange Busfahrt, war sie doch immerhin die letzte, wenn auch ein wenig kurze, „entschleunigte“ Reise, so wie vorher mit dem Zug. Wir fuhren durch das westlich der Save gelegene Novi Belgrad vorbei an Bausünden aus der Zeit des Kommunismus. Ein ziemlicher Kontrast zu vielen großstadttypisch gekleideten Leuten, die aus den Plattenbauten traten oder an der Bushaltestelle warteten.

Irgendwo am Stadtrand fuhren zwei Pferdewagen die Straße entlang. Und ein wenig später sah ich an der Straße Berge von Müll, daneben Wellblechhütten, deren Ritzen in den Wänden gegen Durchzug teilweise mit Laken ausgestopft waren, und daneben ein großer Haufen Kleidung. Es war eine Flüchtlingsunterkunft und ich war froh über die, die in Hamburg auf unserem Nachbargrundstück gelandet sind; sie haben eine menschenwürdigere vorübergehende Bleibe gefunden.

Am Flughafen wartete ich auf den Rückflug über Wien nach Hamburg. Komischerweise habe ich über die letzte Station Belgrad ähnlich gedacht wie im letzten Jahr über meinen Zielort Konstanza am Schwarzen Meer: Nun reicht’s, genug gesehen, Zeit für den Heimweg! Sollte ich irgendwann erneut für ein paar Tage allein verreisen, werde ich einfach auf die letzte Station verzichten.

Mein Fazit für dieses Jahr:

  • Das Beste an einer Bahnreise durch Osteuropa ist, mit der Bahn durch Osteuropa zu reisen
  • Serbien ist anders
  • Wenn man im März fährt, muss man überall mit Baustellen rechnen

…und wie im letzten Jahr habe ich ja noch ein Rückflugticket!

Mein Rückflugticket nach Wien im April
Mein Rückflugticket nach Wien
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16.03.2016: Belgrad

In meiner ersten Nacht in Belgrad wurde ich mehrfach von lauter Musik gestört, die gegen 04:00 Uhr und 05:00 Uhr morgens durch das Fenster in mein Zimmer drang – den Beschreibungen nach kann man hier gut feiern; sogar Google schlägt einem ein zusätzliches Stichwort „Party“ vor, wenn man nach Fotos von der Stadt sucht.

Noch im Bett liegend hörte ich nach dem Aufwachen morgens ein lautes Knacken im Sicherungskasten und stellte ein paar Minuten später fest, dass sich das Licht nicht anschalten ließ. Der Strom war ausgefallen, das Duschen im fast stockfinsteren Badezimmer ein kleines Abenteuer und als ich mein Zimmer verließ, stellte ich fest, dass sich die Tür nicht mehr verriegeln ließ. Es stank ein wenig nach verschmortem Plastik im Flur und ich war froh, dass nicht irgend etwas Feuer gefangen hatte. Nach dem Frühstück und der Bitte, mein Zimmer mit einem Schlüssel abzuschließen, brach ich zu meiner letzten Stadtbesichtigung auf. Mein doch etwas schäbiger Eindruck vom vergangenen Abend hat sich nur teilweise bestätigt; es gibt in Belgrad zwar deutlich mehr hässliche Gebäude in Altstadtnähe als in meinen zuvor besuchten Städten, dafür aber auch eine nette Fußgängerzone Улица кнез Михаилова (Ulica Knez Mihailova) mit jeder Menge auch schon morgens total verrauchten Cafés.

Der Weg zu einem der Wahrzeichen der Stadt, der Burganlage Калемегдан (Kalemegdan) direkt an der Mündung der Save in die Donau, dauerte nur ein paar Minuten und die grüne Anlage war bei Sonnenschein schön entlangzulaufen. Auf ihrer Rückseite gab es mehrere gut besuchte Kinderspielplätze und ich freute mich auch schon wieder auf meine Heimreise am nächsten Tag.

Mündung der Save in die Donau von Festung Kalemegdan gesehen
Mündung der Save in die Donau von Festung Kalemegdan gesehen

Bei Sonnenschein besuchte ich die weiteren Wahrzeichen der Umgebung, unter anderem das böhmische Viertel Скадарлија (Skadarlija), in dem es wieder eine Kneipengasse gab, wenn auch nicht eine so malerische wie die in Zagreb. Weiter ging es zum Dom des heiligen Sava, ein serbisch orthodoxer Kirchenbau, der mich ein wenig an die Hagia Sophia in Istanbul erinnerte. Man konnte sie wegen einer Baustelle leider nicht betreten und so schlenderte ich ein paar Straßen hinab zu einem kleinen Marktplatz und weiter zu den zwei Plätzen Трг републике (Platz der Republik) und Теразије (Terazije), die beide mit zu den Sehenswürdigkeiten Belgrads gehören sollten. Sehr ansprechend fand ich sie allerdings nicht, vor allem der Terazije wirkte ein wenig wie der Steintorplatz in Hamburg.

Dom des heiligen Sava
Dom des heiligen Sava

Abends, nach meinem regulären Besuch der hoteleigenen Sauna, ging ich ein letztes Mal essen. Es gab wie am Tag zuvor Pljeskavica, und ich stellte fest, dass die serbische Küche sich wirklich von der Kroatiens in Zagreb unterschied – zumindest basierend auf meiner kleinen Stichprobe während meiner Reise: Es gab rohe Zwiebeln als Beilage und zusätzlich zum Pfeffer stand Chilipulver zum Würzen auf dem Tisch. Am vorherigen Tag im Restaurant Завичај passte allerdings die Musik im Hintergrund noch besser – statt Frank Sinatra dudelte dort volkstümliche Musik, die ich zu Hause vermutlich sofort absstellen würde.

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15.03.2016: Zagreb – Belgrad

Meine letzte Bahnreise war gleichzeitig die längste – planmäßig dauert die Fahrt von Zagreb nach Belgrad 6,5 Stunden. In Deutschland hatte ich bereits einen Sitzplatz reserviert, allerdings nur zweiter Klasse, denn laut Auskunft im Reisezentrum und Beschreibung der Verbindung im Internet würde der Zug keine 1. Klasse mitführen. Natürlich fuhr er dann doch mit einem Waggon erster Klasse in den Bahnhof ein, und so konnte ich mir einen Platz in der Nähe einer Steckdose aussuchen. Die benötigte ich nämlich, um meinen Laptop während der Fahrt aktiv betreiben zu können: Im Rahmen meines Solitärspiel-Projekts habe ich nach Ankunft in Zagreb den Laptop über Nacht dazu angeleitet, alle Lösungen des Spiels jeweils in einzelnen Dateien zu dokumentieren, um anschließend die mit den wenigsten „Spielzügen“ herauszusuchen. Am nächsten Morgen war mein Laptop jedoch nicht mehr zu gebrauchen und mit den bis dahin erstellten 29 Millionen Lösungsdateien überfordert. Sie zu löschen wurde zum Problem, denn für Bordmittel schien der Arbeitsspeicher nicht auszureichen. Ich musste deshalb ein extra Löschprogramm schreiben – das funktionierte zwar gut, aber benötigte mehr Zeit als die vergangene Nacht.

Sinnloser Wagenstandsanzeiger Zagreb
Sinnloser Wagenstandsanzeiger auf dem Bahnhof Zagreb, hiernach sind einige Wagen abgekoppelt, andere zusammengestoßen.

Einen Teil der Fahrt über regnete es, und ein gelegentlicher Blick aus dem Fenster zeigte Felder, grüne Wiesen und kleine Dörfer, so wie es sie sehr ähnlich auch ländlichen Gegenden Deutschlands gibt. Insofern verlief die Fahrt relativ unspektakulär. Nur ein Sitznachbar schräg hinter mir störte ein wenig, denn ihm war offenbar langweilig, jedenfalls schielte er häufig in meine Richtung und auf meinen Bildschirm. Als er sich irgendwann seiner Schuhe entledigte, zog ein Odem an Verwesung in meine Nase, und nachdem sich der Mief verzogen hatte, öffnete er eine Dose Fanta und füllte sie nach ein paar Zügen mit irgend etwas Hochprozentigem auf. Nun ja.

Wir überquerten die Grenze nach Serbien. Ich verließ also die EU, bekam einen Stempel in meinen Pass, mich erwartete kyrillische Schrift und ich war gespannt, ob ich tatsächlich die Grenzzäune sehen konnte, die in den Medien gezeigt wurden. Nein, mir ist kein Zaun aufgefallen. Im ersten Halt Шид (Šid) sah ich dann vom Zug aus tatsächlich zwei Flüchtlingsfamilien mit Kindern, die das Treiben auf dem Bahnhof beobachteten. Und auf der vergebenen Suche nach freiem WLAN während des Halts entdeckte ich einen Hotspot von „SOS Childrens Village“. Ich dachte an ein kurzes Video, das ich gestern über „Spiegel Online“ gesehen hatte und das Aufnahmen einer Frau in Syrien mit versteckter Kamera zeigte. Darin unterhielt sie sich kurz mit einem Taxifahrer, der ihr von angedrohten Peitschenhieben erzählte, sollte er eine Frau ohne Begleitung mitnehmen, und es enthielt Ausschnitte, in denen ein junger Mann auf einem Marktplatz zu sehen war, kurz vor seiner öffentlichen Exekution von ein paar IS-Leuten mit Maschinengewehren. Ich fragte mich, wie gestört man wohl sein muss, um seinen Lebenssinn im Terror zu suchen und mir fiel erneut ein, dass es vor ca. 70 Jahren die Nazis unter uns Deutschen waren, die ähnlich verblendet Angst und Schrecken in der Welt verbreitet haben und, bevor sie gestoppt wurden, in weit mehr Staaten einmarschieren konnten als – glücklicherweise – der Islamische Staat heute. Damals sind Verfolgte auch aus dem Deutschen Reich geflohen. Wurden für sie auch irgendwann auch die Grenzen dicht gemacht? Ich denke nicht, wobei trotz der Parallelen solche Vergleiche natürlich immer heikel sind, denn dazu sind die heute mit den Flüchtlingen verbundenen Probleme andere als damals. Außerdem schweife ich ab…

Überquerung der Save bei Belgrad
Überquerung der Save bei Belgrad

Kurz vor Belgrad wurde die Gegend dann recht ärmlich, die Fahrt begann mich an meine Strecke von Bukarest nach Constanța im letzten Jahr zu erinnern – es gab Müll neben den Gleisen, Bauruinen und nicht gedämmte Häuser, die offenbar bewohnt waren. Als ich kurz vor dem Bahnhof Belgrad die Save überquerte, dämmerte es bereits.

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14.03.2016: Zagreb

Zagreb, die vorletzte Station meiner Reise, zeigte sich bei Sonnenschein – bis auf unseren Tag in Wien die Ausnahme. Als sich am späten Vormittag mehr und die Wolken verzogen, brach ich vom Hotel auf, um im ca. 15 Gehminuten entfernten Stadtzentrum zu frühstücken. Ich stellte fest, dass es nicht so einfach war, ein Café zu finden, in dem man nicht nur Kaffee trinken, sondern auch etwas frühstücken konnte. So landete ich schließlich im Wintergarten eines Cafés mit dem hübschen Namen „Kavalir“, in das ich mir zwei Brötchen vom Bäcker ein paar Meter weiter mitnahm. Drinnen saßen bereits jede Menge ältere Herren, rauchten und tranken alkoholische Getränke, und es war gerade mal 11:00 Uhr.

Mein Spaziergang brachte mich dann in die obere Stadt, deren Charakter mich tatsächlich überraschte, denn ich traf auf kleine Gässchen und wie an einer Perlenschnur aufgereihte niedliche Bars und Restaurants – es sah fast so aus wie im Wallgraben in Oldenburg bzg. der Lämmertwiete in Hamburg-Harburg. Von dort aus ging ich weiter in Richtung Friedhof „Mirogoj“, dessen alte Gemäuer ich vorher auf ein paar Fotos gesehen hatte. Während meines Weges dachte ich über die Stadt nach – sie liegt zwar an der Save, die Altstadt befindet sich allerdings ca. zwei Kilometer weiter nördlich am Fuße des Gebirgszugs Medvednica. Gab es ein historisches Zagreb näher am Fluss, irgendwann dem Schicksal, Kriegen bzw. Erdbeben ausgeliefert? Ich wusste es nicht und beschloss deshalb, trotz schönen Wetters das Stadtmuseum zu besuchen. Der Weg dorthin führte mich durch einen kleinen Pfad im Grünen durch ein kleines Tal, nur ein paar hundert Meter entfernt von der oberen Stadt.

 

Zagrebs malerische obere Stadt
Zagrebs malerische obere Stadt

Am Museum angekommen sah ich, dass es ausgerechnet am Montag geschlossen hatte. Insofern beschloss ich bei dem schönen Wetter noch ein wenig weiter durch die obere Stadt zur Kathedrale zu gehen, von da aus weiter durch die untere Stadt entlang der Haupteinkaufsstraße Ilica und dann hinunter zur Save durch den botanischen Garten. Von einer Stichstraße der Ilica führte eine kleine Standseilbahn ca. 50 m einen Hügel hinauf zur Oberstadt. Ich entschloss mich für einen Aufstieg über die direkt nebenan verlaufende Treppe und traf oben auf eine Menschenmenge aus Schaulustigen und Reportern, mit Kameras ausgerüstet und offenbar auf die Ankunft irgend einer Persönlichkeit wartend. Ein paar Meter weiter an einem offiziell aussehenden Gebäude sah es ähnlich aus. Tatsächlich fuhr dann ein schwarzer Wagen vor, ein paar Menschen stiegen aus und gingen in das Gebäude hinein. Während dieser wenigen Sekunden hörte man wie ein Feuerwerk die Auslöser des Arsenals an Fotoapparaten – danach herrschte wieder Stille, die Leute verzogen sich und auch der rote Teppich, der ausgelegt war, wurde bereits wieder eingerollt. Was für ein Aufwand. Auch anschließend fuhren auf der Ilica immer wieder einzelne Polizeiwagen und -motorräder mit Sonderrechten an mir vorbei, mal in die eine, mal in die andere Richtung.

Ilica, die längste Straße Kroatiens
Ilica, die längste Straße Kroatiens

Der letzte Teil meines Wegs war tatsächlich nicht sonderlich ansprechend, denn er brachte mich durch eine hässliche Gegend, in der ich hauptsächlich viel nackten oder mit Graffiti verzierten Beton sah, wenn ich nicht gerade an einer mehrspurige Hauptstraße entlang gehen musste. Alle Pforten des Botanischen Gartens waren zudem verriegelt und so war ich froh, irgendwann am Fluss angekommen zu sein. Dort befanden sich noch vor dem kleinen Deich ein paar Baracken und auf dem Deich, wie zu erwarten, jede Menge Jogger.

Abends landete ich dann im Restaurant „Purger“, das ich eigentlich bereits am Vorabend besuchen wollte, und wurde leider ein wenig von meiner „Ente am Spieß“ enttäuscht, denn mit „Spieß“ war offenbar Knochen gemeint… und sie war innen zwar nicht mehr roh, aber kalt.

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13.03.2016: Laibach – Zagreb

Auch mein letzter Tag in Ljubljana zeigte sich leider größtenteils bedeckt und ließ mir keine andere Wahl, als die noch fehlenden Motive vom Tag zuvor ohne Sonnenschein zu fotografieren. Obwohl der Aufstieg zur Burg Ljubljanas nicht sonderlich lang und anstrengend war, entschloss ich mich an diesem Tag dennoch für die kurze Fahrt mit der Standseilbahn – schließlich gehört sie zum „Pflichtprogramm“ eines Laibachbesuchs dazu. Die Aussicht vom „Viewing Tower“ der Burg war ein wenig schöner als am Tag zuvor, denn die Alpen im Hintergrund lagen sogar teils in der Sonne.

Der Slawische Drache, der das Wappen Ljubljanas ziert
Der Slawische Drache, der das Wappen Ljubljanas ziert

Der Besuch der „Virtual Ljubljana Castle Tour“ wurde vor Ort als ein Highlight der Burgbesichtigung angeboten und war im Eintrittspreis inbegriffen – dahinter verbarg sich ein ganz nett gemachter Dokumentarkurzfilm über die ereignisreiche Geschichte der Stadt Laibach mit ihren über die Jahrhunderte wechselnden Herrschern. Apropos Geschichte: Natürlich wusste ich, dass Slowenien früher zu Jugoslawien gehörte, aber da ich auf meiner Reise ein wenig Zeit hatte, die Geschichte der von mir besuchten Staaten ein wenig zu recherchieren, lernte ich (erneut?), dass Slowenien sich als erster ehemals jugoslawischer Staat durch eine Unabhängigkeitserkärung von der Führung in Belgrad trennte, die Jugoslawische Armee im darauf folgenden 10-Tage-Krieg chancenlos war, da sie im slowenischen Gebiet quasi nicht stationiert war, und der neue Staat im Durchmarsch von den damaligen Mitgliedsstaaten der EG anerkannt wurde. Verglichen mit den folgenden Jugoslawienkriegen hatte Slowenien also eine recht stabile jüngere Vergangenheit.

Mein zweiter Abstieg vom Burghügel brachte mich wieder zurück in die Altstadt, und da ich noch etwas Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges hatte, besuchte ich ein wieder einmal sehr stilvolles, kleines Restaurant in der Altstadt und informierte mich bei einem Cappucino über den erstmaligen Sieg der Maschinen im Go-Duell gegen den Menschen. Am Bahnhof angekommen, kurz vor meiner Abfahrt, zeigte sich dann – wie sollte es anders sein – die lang erwartete Sonne.

Meine vorletzte Bahnreise nach Zagreb sollte nur 2,5 Stunden dauern und brachte mich von Slowenien nach Kroatien teils durch grüne Hügellandschaft und teils in durch das Karstgebirge verlaufende, beeindruckende Schluchten entlang der Save. In Dobova, der Grenzstadt Sloweniens nach Kroatien war es dann soweit – mein Pass wurde gleich zwei Mal kontrolliert. Ich merkte, dass ich mich auf der Balkanroute der Flüchtlinge befand, auch wenn ich in der entgegengesetzten Richtung unterwegs war. Zu schnell, um ein Foto zu machen, überquerte ich die Grenze nach Kroatien und konnte tatsächlich einen langen Natozaun erblicken, der am Slowenischen Ufer des Grenzflusses Sotla entlang lief – ansonsten aber keine Menschenseele.

Fahrt an der Save nach Zagreb
Fahrt an der Save nach Zagreb

Mein Hotel befand sich in der Nähe des Bahnhofs, und beim kurzen Fußweg dorthin um ein paar Blocks spürte ich, dass Zagrebs Größe zwar nicht mit der Wiens oder Prags zu vergleichen ist, aber verglichen mit Laibach oder Pressburg wirkte die Stadt erst einmal riesig. Der Tag war schon fast um und ich hatte mir bereits vorher ein typisches Restaurant ausgesucht, aber das hatte ausgerechnet am Sonntag geschlossen. Nun ja, so hatte ich schon einen Plan für den kommenden Tag.

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12.03.2016: Laibach

Mein vollständiger Tag in Ljubljana begann mit strahlendem Sonnenschein und ließ mich über die offenbar falsche und pessimistische Wettervorhersage vom Tag vorher freuen. Leider sollte sie doch recht behalten, denn die Sonne schien nur durch ein recht schmales Fleckchen blauem Himmels, das sich morgens über der Gegend befand und leider allzu schnell weiter zog. So war es bereits wieder bedeckt, als ich nach meinem Frühstück im Hotel zur Stadtbesichtigung aufbrach. Dennoch war ich erneut vom Flair der Stadt angetan, als ich über die kleine Piazza der Stadt mit Namen „Prešernov trg“ schlenderte, auf der sogar am Abend zuvor noch gegen 22:00 Uhr trotz kühlen Wetters reger Betrieb herrschte. Daran anschließend befindet sich der Stadtfluss „Ljubljanica“, der das Burgbergviertel vom Rest der Stadt trennt und über den sich drei direkt nebeneinander gelegene Fußgängerbrücken spannen. Sie bilden als „Tromostovje“ eins der Wahrzeichen Laibachs. Auf meinem Weg passierte ich in der Fußgängerzone ein Trio musizierender Kinder, die auf Saxophon, Horn und Akkordeon Polkas spielten und so die Nähe Ljubljanas zu den Alpen unterstrichen. Ein paar Meter weiter befand sich auch schon der Marktplatz, auf dem täglich lokale Waren angeboten werden – unter anderem Löwenzahn und schwarzer Knoblauch!

Die Burg Ljubljana
Die Burg Ljubljana

Nach dem Aufstieg zur Burg Ljubljanas genoss ich kurz den Ausblick auf die Stadt, die umliegende Gegend und die in gar nicht allzu weiter Ferne, dafür aber hauptsächlich in den Wolken gelegenen Gipfel der Karawanken, durch die ich am Tag vorher noch mit dem Zug gefahren bin. Da für den folgenden Tag mehr Sonnenschein angekündigt war, beschloss ich, noch einmal wiederzukommen und spazierte den Burgberg hinab zum südlichen Teil der Altstadt, diesmal nicht auf der Suche nach Motiven zum Fotografieren, sondern um mir die Füße zu vertreten. Ebenfalls aufgrund des Wetters entschloss ich mich anschließend zu einem ausgedehten Spaziergang durch den Stadtpark „Tivoli“ und über den daneben gelegenen bewaldeten Hügel „Šišenski hrib“. Auf meinem zweistündigen Weg durch die Natur traf ich nicht nur auf viele Jogger und Hundebesitzer, sondern ich passierte auch eine Skisprungschanze, die allerdings saisonal wieder geschlossen war. Schade, ich hätte gerne einmal zugeschaut.

Wieder im Hotel angekommen hatte ich noch ausreichend Zeit, um die hoteleigene Sauna zu besuchen und bemerkte ein paar stereotype junge US-Amerikaner, die den an die Sauna angeschlossenen Fitnessraum nutzten und sich durch lautes Unterhalten und gleichermaßen laute Musik aus ihren Handys bemerkbar machten. So übertönten sie häufig die eher leise und ruhige Musik im zur Sauna gehörenden Relaxraum und ließen mich durch ihr übertrieben lautes Ächzen beim Betätigen der Sportgeräte doch das eine oder andere mal schmunzeln.

Nach ein paar Grüßen an Sandra und Johanna per Skype ging ich erneut in die Stadt zum Abendessen und traf wie schon am Tag zuvor auf viele italienische sprechende Besucher, die zum italienischen Stil vieler Geschäfte und Restaurants der Altstadt passten. Ein typisch slowenisches Restaurant fand ich zwar nicht, landete dafür aber in einem sehr eleganten Bistro, dessen Kronleuchter beinahe aus Murano stammen könnte.

Das stilvoll eingerichtete Zvezda Bistro
Das stilvoll eingerichtete Zvezda Bistro
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11.03.2016: Wien – Laibach

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Mit ein wenig Wehmut und wieder schlechterem Wetter begann der letzte Familientag in Wien. Nach dem Packen und dem Transfer der 15 Stuhlbezüge in Sandras Koffer frühstückten wir im Hotel. Dabei verabschiedete uns der Hotelinhaber, wünschte uns einen schönen Tag und lud uns zu einer Wiederkehr im Sommer ein. Dann kam er ein wenig ins Plaudern und schilderte uns seine Vorstellung von einer idealen Tagestour in Wien: Vormittags Besichtigungen in der Stadt, nachmittags einen Ausflug, beispielsweise zum Nussberg, denn dort „hätte es teils recht versteckt viele herzige Schänken“. Aufgrund seiner Wortwahl vermutete ich, dass wir uns beim nächsten Besuch Wiens an seinen Rat erinnern werden.

Da Sandras und Johannas Fahrt mit der S-Bahn zum Flughafen später von einem anderen Bahnhof beginnen sollte als meine Weiterreise, teilten sich unsere Wege vorerst: Wir schlossen unsere Koffer im Bahnhof „Wien Mitte“ und dem Wiener Hauptbahnhof weg und trafen uns eine halbe Stunde später, um gemeinsam Donaupark und -turm ohne großes Gepäck zu besuchen. Auch hier litten wir ein wenig unter der Nebensaison: Die Fußgängerbrücke „Ponte Cagrana“ über die Donau, die wir eigentlich entlangzulaufen geplant hatten, war hochgeklappt und zwang uns zu einer Kehrtwende und einem alternativen Weg über die Reichsbrücke. Ein wenig später trafen wir wieder einmal auf eine Baustelle, die uns den Weg zum Donauufer versperrte. Und noch ein wenig später erfuhren wir, dass die Liliput-Bahn im Donaupark, von der uns eine Hotelangestellte bereits erzählte und auf die Johanna sich ein wenig freute, erst im Mai wieder ihren saisonalen Betrieb aufnehmen würde.

So blieb uns hauptsächlich die Fahrt mit dem Aufzug auf Österreichs höchstes Bauwerk, dem Donauturm, von dem wir uns am vorherigen Tag noch einen sonnigen Blick fast schon bis zu den Alpen erhofft haben. Stattdessen war es bewölkt, kalt und sehr zugig, so dass wir es noch nicht einmal zehn Minuten draußen ausgehalten haben. Dennoch konnten wir das Riesenrad auf der anderen Donauseite erblicken und wir stellten mit Johanna fest, dass es nun recht winzig wirkt, obwohl es am Tag zuvor noch riesig war, so wie es sich für ein Riesenrad gehört. Eigentlich hatten wir geplant, gemeinsam wieder in Richtung U-Bahn durch den Donaupark zu schlendern, doch Johanna setzte sich neben dem Donauturmcafé in ein Spielauto, in das es in der Nacht vermutlich hineingeregnet hatte. Jedenfalls sorgte eine große Wasserpfütze auf dem Fahrersitz für eine kräftig nasse Hose, Pullover und Handschuhe. Da auf der Restauranttoilette kein elektrischer Handtrockner installiert war, konnten wir Johannas Jeans nicht auf die Schnelle trocknen, und so musste sie für die nächsten Stunde in ihrer dünnen Ersatzhose weiterlaufen… und ich mich schon am Turm unpassenderweise von den beiden verabschieden, um rechtzeitig zum Bahnhof zu gelangen. Ein kleiner Trost: Der nächste gemeinsame Urlaub ist nur noch 13 Wochen entfernt.

Fahrt durch die Alpen
Fahrt durch die Alpen

Meine Weiterfahrt führte mich von Wien aus durch die Täler der Mur, Glan und Drau und durchkreuzte dabei die zentralen Ostalpen der Steiermark und Kärntens. Ich genoss die kurzen Abschnitte des Wegs, in denen die Bahn langsam und ein wenig ächzend die Waggons bergauf zog, um von dort aus jenseits einiger Täler zwischen den Wolken ein paar Zweitausender im Schnee zu erblicken. In Villach musste ich in meinen Anschluss nach Ljubljana (Laibach) umsteigen, und da mein Zug ein paar Minuten Verspätung hatte, war ich froh, dass eine Durchsage ein paar Minuten vorher sein Warten ankündigte, denn ich hatte mich für die letzte Zugverbindung des Tages entschieden. So erreichte ich gegen 20:45 Uhr Ljubljana und machte mich auf den Weg durch die schöne Altstadt zum nahe gelegenen Hotel. Vor meiner Reise war Laibach der von mir noch nicht besuchte Ort, dessen Fotos mich am meisten ansprachen, zudem wehte mir nach der Zugfahrt durch die teils halbverschneiten Orte der Alpen nun zwar kühle, aber dennoch ein wenig mediterrane Luft entgegen: Das Mittelmeer ist noch nicht einmal mehr 100 Kilometer entfernt.

Altstadt von Ljubljana bei Nacht
Altstadt von Ljubljana bei Nacht

Am Hotel angekommen wurde ich erst einmal stutzig, denn es schien geschlossen – aber glücklicherweise befand sich im Eingangsbereich nur eine Baustelle und ich gelangte durch einen Seiteneingang zu meiner Unterkunft.

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10.03.2016: Wien

Unser vollständiger Tag in Wien begann mit einem Frühstück im Hotel, während dessen wir und die anderen Gäste vom Inhaber des Hotels begrüßt wurden. Tatsächlich war es der gleiche Mann, der uns vor 19 Jahren an der Rezeption empfing. Er konnte sich natürlich nicht an uns erinnern, bestätigte allerdings unsere Schilderungen von einer Plastikduschkabine im Zimmer direkt neben dem Kleiderschrank und schien ebenso froh wie wir heute, dass die Zimmer nach und nach renoviert wurden und ein eigenes Bad mit Toilette haben. Tatsächlich war unser Zimmer ein wenig kitschig, aber passend stilvoll eingerichtet, inklusive Himmelbett!

Die erste Station unseres Besichtigungsprogramms, von denen wir einige seinerzeit bereits zu zweit besichtigt hatten, war das Hundertwasserhaus. Auf dem Weg dorthin im Bahnhofszentrum der Station „Wien Mitte“ passierten wir einen Smoothiestand, und ich konnte dem Angebot der Sorte „Green No More“, einer Kombination aus Weißkohl, Brokkoli, Spinat und Apfel, einfach nicht widerstehen… sie erinnerte mich zudem entfernt an eine ähnliche Zusammenstellung aus dem Film „Undercover Brother“. Johanna, neugierig wie sie ist, hat ihn zunächst mit Genuss mehrfach probiert, dann allerdings sofort mit „Ich mag den nicht!“ abgelehnt, nachdem ich ihr die Namen der Zutaten offenbarte. Lediglich den Schaum konnte sie nicht mir alleine überlassen.

Mein Brokkoli-Weißkohl-Spinat-Apfel Smoothie
Mein Brokkoli-Weißkohl-Spinat-Apfel Smoothie

Das Hundertwasserhaus war wie schon beim letzten Mal beeindruckend anzuschauen. Johanna interpretierte sogar einige Details neu, wie das Fahrradhäuschen („Ein Zelt!“) und freute sich über die goldenen Verzierungen und Spiegel in der Fassade, so dass sie mit Sandras Unterstützung beschloss, das Haus mit nach Hause zu nehmen.

Unser Spaziergang ging weiter über den innerstädtischen Donaukanal zum Prater, denn Johanna hatte sich bereits seit dem Morgen darauf gefreut, mit dem Riesenrad zu fahren. Obwohl es diesig war und der Blick von oben deshalb nicht ganz so weit reichte, entdeckten wir den Stephansdom, die angrenzenden Berge und die Donau. Nur Johanna, der wir zu Beginn aus unserer Gondel die Streben und Drahtseile des Rades zeigten, war nach einer halben Umdrehung doch ein wenig etwas verdutzt und fragte uns plötzlich, wo denn das Riesenrad sei. Wir konnten sie allerdings mit einem Hinweis auf das gegenüberliegende Fenster beruhigen — es war noch da und wir waren noch drin.

Selfie in Wiens historischen Riesenrad im Prater
Selfie in Wiens historischen Riesenrad im Prater

Am Nachmittag haben wir dann zu dritt Sandras Großtante Friedl besucht, mit der Sandra und ihre Familie trotz der verwandschaftlichen Ferne recht eng verbunden ist. Sie kannte Johanna noch nicht persönlich — und umgekehrt — und Friedls anfängliche Ungeduld („Johanna, zeig dich mal, nun komm doch einmal her!“) spiegelte sich erwartungsgemäß in Johannas anfänglicher Schüchternheit wider („Versteckst du dich hinter Mama?“). Nach einiger Zeit taute sie dann auf, und es war schön mit anzusehen, wie die beiden gegen Ende bei einem Unterschied von knapp 90 Jahren miteinander spaßten… wohl einer der besondersten Momente der diesjährigen Reise!

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09.03.2016: Pressburg – Wien

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Mein Reiseplan sah vor, bis auf meinen Zwischenstopp in Prag stets nach zwei Tagen eine Stadt wieder zu verlassen. So auch heute. Es war ein besonderer Tag, denn er brachte nicht nur kräftigen Sonnenschein, sondern mit ihm begann der Familienabschnitt meiner Reise: Zwei bzw. drei Tage Wien mit Sandra und Johanna.

Ich brach morgens rechtzeitig vom Hotel auf, um mir am Bahnhof noch ein Frühstücksbrötchen kaufen zu können. Nach meinem Fußweg hatte ich bis zur Abfahrt des Zuges noch entspannte 15 Minuten Zeit, aber sie wurden schon recht bald recht hektisch, denn in allen Kiosks in oder vor der Bahnhofshalle gab es die gleiche Art eingepackter belegter Pappbrötchen, von denen die durchscheinende, ranzig aussehende Remoulade oder die ausgetrockneten, dunklen Mortadellaränder ihr hohes Alter verrieten.

Letztendlich landete ich bei einem kleinen Kiosk auf dem Bahnsteig und gönnte mir einen Becher löslichen, sehr heißen Kaffee und einen frisch in der Mikrowelle zubereiteten pappigen Hotdog — beides musste ich dann recht schnell und mühsam einhändig nebst Gepäck in den bereits eingefahrenen Zug befördern.

In Wien traf ich dann bis auf eine halbe Stunde zeitgleich mit Sandra und Johanna ein. Nach dem Einchecken im „Hotel Kugel“, in dem Sandra und ich bereits vor 19 Jahren unseren ersten gemeinsamen Urlaub zu zweit verbracht haben, wartete ich an unserem vereinbarten Treffpunkt, einem arabischen Café nebenan, nur ein paar Minuten auf unser Wiedersehen. Schon wenig später schlenderten wir mit Laufrad ausgerüstet am Wiener Museumsquartier vorbei in Richtung Hofburg, Altstadt und Stephansdom und freuten uns über uns zu dritt in Wien und das schöne Wetter. Nach dem Bummel durch den „Graben“ und einer späten Mittagspause bei Starbucks hatten wir noch genügend Zeit, zum Stadtschloss Belvedere zu spazieren und uns den Schlossgarten mit Blick auf das obere und das untere Schloss anzusehen. Auf die Ausstellungen von Gustav Klimt im Inneren haben wir verzichtet, auch, weil sie Johanna mit gerade mal 4 Jahren wohl ein wenig gelangweilt hätten. Dafür haben wir ihr erklärt, dass das Schloss für einen Prinzen und eine Prinzessin gebaut wurde. So wollte sie auch nur nach ein wenig Überzeugungsarbeit aus der Eingangshalle wieder nach draußen, denn sie fragte, ob der Prinz und die Prinzessin denn nicht bald wieder kämen..

Unsere Prinzessin im Schlossgarten Belvedere
Unsere Prinzessin im Schlossgarten Belvedere

Nach unserer Rückkehr ins Hotel war es schon bald Abendessenszeit und wir kehrten beim gerade mal zwei Häuser entfernten „Schnitzelwirt“ ein. Eigentlich haben wir eine große Touristenattraktion wie das Hofbräuhaus erwartet, aber zu unserem Erstaunen sprachen viele benachbarte Gäste einen österreichischen Dialekt. Die Schnitzel am Nachbartisch sahen legendär aus und waren tatsächlich fast so groß wie die Teller, auf denen sie lagen. Sandra entschied sich für vegetarische Käsespätzle, Johanna für ein Berner Würstchen mit Pommes und ich für ein Knoblauchschnitzel, nachdem ich in der Speisekarte vergeblich nach den so berühmten Kalbsschnitzeln gesucht habe… und obwohl die Käsespätzle dann doch mit Speck angemacht waren und mein dreigeteiltes Schnitzel nicht ein so riesiges war, dafür aber ziemlich fettig, so war es doch sehr gemütlich dort, so dass Johanna, müde vom Reise- und Besichtigungstag ohne Mittagsschlaf, schon bald die Augen zufielen. Nach unserer Rückkehr ins Hotel zogen Sandra und ich dann noch weiter in das nahegelegende Café 7*Stern, das uns wie die gesamte Gegend um das Hotel sehr positiv an Hamburg-Ottensen erinnerte und das für einen Werktag doch erstaunlich gut besucht war. Viele Gäste schienen allerdings Studenten zu sein, und so war es kein Wunder, dass im 7*Stern und den benachbarten Kneipen und Cafés Frühstück bis 16:00 Uhr angeboten wurde.

Nachtmahl beim Schnitzelwirt
Nachtmahl beim Schnitzelwirt
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08.03.2016: Pressburg

Der erste Tag in Pressburg begrüßte mich mit Regen — es schien weiterhin so, als würde sich eine Schlechtwettezone schwer entschließen können, sich zügig von meinem Reisegebiet zu entfernen. Insofern beschloss ich nach meinem ersten Erwachen erst einmal, weiter zu schlafen. Gegen späten Vormittag verließ ich dann das Hotel in Richtung Altstadt, um zu frühstücken. Ich merkte allerdings bald, dass sie recht übersichtlich ist, durchstreifte sie kreuz und quer und landete letztendlich in einer kleinen Bäckerei wieder fast neben dem Hotel.

Altstadt in Pressburg
Altstadt in Pressburg

Eigentlich hatte ich auf Sonnenschein zum Fotografieren gehofft, aber die Motive, auf die ich anschließend auf dem Hauptplatz traf, wirkten nicht nur ein wenig trüb, sondern wurden auch durch eine Baustelle ein wenig eingeschränkt. Insofern machte ich mich schon bald auf zum Wahrzeichen der Stadt, der Burg Bratislava, die sich auf einem Hügel neben der Altstadt erhob. Von dort konnte man einen Blick auf die Donau, die Brücke des Slowakischen Nationalaufstands „Most SNP“ mit ihrer Ufo-artigen Aussichtsplattform am südlichen Ende, sowie die zahllosen Plattenbauten jenseits der Brücke werfen. Einige von ihnen waren bunt angemalt, aber sie vermochten den tristen Eindruck aus der Ferne nicht zu ändern. Der nördliche Teil des Schlossgeländes war durch eine weitere Baustelle, der zweiten des Tages, leider nicht betretbar. So wanderte ich den Schlossberg bald wieder hinab zum unter der „Most SNP“ gelegenen kleinen und etwas dreckigen Busbahnhof, denn ich hatte noch einen Besuch der gut 20 Minuten entfernt gelegenen Burgruine in Devín geplant. Ich entschied mich für die nächste Verbindung von Plattform 6, entdeckte auf den teils recht schlecht lesbaren Schildern allerdings nur 1, 2, 3 und 5. Deshalb machte ich ein Foto vom Fahrplan, auf dem die Plattform ausgewiesen war, und zeigte es einer nicht englisch sprechenden Kioskverkäuferin. Sie riet mir aus irgend einem Grund zunächst zu einer späteren Verbindung von Plattform 5, verstand allerding irgendwann meine Frage richtig und wies mir per Handzeichen den Weg um zwei Pfeiler in Richtung Straße mit der netten Beschreibung „Tak tu — tak tak“.

Die Fahrt nach Devín verging schnell und ich erreichte dort nach einem kleinen Spaziergang die Burgruine ca. 30 Minuten bevor sie schloss. Der eigentlich fotogene Hauptteil der Ruine, den ich von Bildern aus dem Internet kannte, ließ sich allerdings nicht fotografieren, denn vor einem Großteil befand sich, welch Wunder, die dritte Baustelle des Tages in Form von ein paar Leitern, über die in grellen Warnwesten gekleidete Bauarbeiter kübelweise Mörtel nach oben beförderten. In ein paar Monaten muss es in der Gegend um Bratislava großartig aussehen! So langsam quälte sich allerdings ein Hauch Sonnenschein durch die Wolken und ein paar Minuten später belohnte mich ein etwas hellerer Blick von der Ruine über die Donau und die March nach Österreich.

Blick von der Burg Devín nach Österreich
Blick von der Burg Devín nach Österreich

Trotz meines späten Frühstücks war ich wieder so rechtzeitig zurück im Hotel, dass ich wie geplant die Hotelsauna nutzen konnte. Anschließend landete ich wie am Tag zuvor, nur ein wenig entspannter, im „Bratislavská reštaurácia“, in dem es lokale Gerichte wie Gulasch mit Brot und Piroggen mit Sauerkraut gab.

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