Mit ein wenig Wehmut und wieder schlechterem Wetter begann der letzte Familientag in Wien. Nach dem Packen und dem Transfer der 15 Stuhlbezüge in Sandras Koffer frühstückten wir im Hotel. Dabei verabschiedete uns der Hotelinhaber, wünschte uns einen schönen Tag und lud uns zu einer Wiederkehr im Sommer ein. Dann kam er ein wenig ins Plaudern und schilderte uns seine Vorstellung von einer idealen Tagestour in Wien: Vormittags Besichtigungen in der Stadt, nachmittags einen Ausflug, beispielsweise zum Nussberg, denn dort „hätte es teils recht versteckt viele herzige Schänken“. Aufgrund seiner Wortwahl vermutete ich, dass wir uns beim nächsten Besuch Wiens an seinen Rat erinnern werden.
Da Sandras und Johannas Fahrt mit der S-Bahn zum Flughafen später von einem anderen Bahnhof beginnen sollte als meine Weiterreise, teilten sich unsere Wege vorerst: Wir schlossen unsere Koffer im Bahnhof „Wien Mitte“ und dem Wiener Hauptbahnhof weg und trafen uns eine halbe Stunde später, um gemeinsam Donaupark und -turm ohne großes Gepäck zu besuchen. Auch hier litten wir ein wenig unter der Nebensaison: Die Fußgängerbrücke „Ponte Cagrana“ über die Donau, die wir eigentlich entlangzulaufen geplant hatten, war hochgeklappt und zwang uns zu einer Kehrtwende und einem alternativen Weg über die Reichsbrücke. Ein wenig später trafen wir wieder einmal auf eine Baustelle, die uns den Weg zum Donauufer versperrte. Und noch ein wenig später erfuhren wir, dass die Liliput-Bahn im Donaupark, von der uns eine Hotelangestellte bereits erzählte und auf die Johanna sich ein wenig freute, erst im Mai wieder ihren saisonalen Betrieb aufnehmen würde.
So blieb uns hauptsächlich die Fahrt mit dem Aufzug auf Österreichs höchstes Bauwerk, dem Donauturm, von dem wir uns am vorherigen Tag noch einen sonnigen Blick fast schon bis zu den Alpen erhofft haben. Stattdessen war es bewölkt, kalt und sehr zugig, so dass wir es noch nicht einmal zehn Minuten draußen ausgehalten haben. Dennoch konnten wir das Riesenrad auf der anderen Donauseite erblicken und wir stellten mit Johanna fest, dass es nun recht winzig wirkt, obwohl es am Tag zuvor noch riesig war, so wie es sich für ein Riesenrad gehört. Eigentlich hatten wir geplant, gemeinsam wieder in Richtung U-Bahn durch den Donaupark zu schlendern, doch Johanna setzte sich neben dem Donauturmcafé in ein Spielauto, in das es in der Nacht vermutlich hineingeregnet hatte. Jedenfalls sorgte eine große Wasserpfütze auf dem Fahrersitz für eine kräftig nasse Hose, Pullover und Handschuhe. Da auf der Restauranttoilette kein elektrischer Handtrockner installiert war, konnten wir Johannas Jeans nicht auf die Schnelle trocknen, und so musste sie für die nächsten Stunde in ihrer dünnen Ersatzhose weiterlaufen… und ich mich schon am Turm unpassenderweise von den beiden verabschieden, um rechtzeitig zum Bahnhof zu gelangen. Ein kleiner Trost: Der nächste gemeinsame Urlaub ist nur noch 13 Wochen entfernt.

Meine Weiterfahrt führte mich von Wien aus durch die Täler der Mur, Glan und Drau und durchkreuzte dabei die zentralen Ostalpen der Steiermark und Kärntens. Ich genoss die kurzen Abschnitte des Wegs, in denen die Bahn langsam und ein wenig ächzend die Waggons bergauf zog, um von dort aus jenseits einiger Täler zwischen den Wolken ein paar Zweitausender im Schnee zu erblicken. In Villach musste ich in meinen Anschluss nach Ljubljana (Laibach) umsteigen, und da mein Zug ein paar Minuten Verspätung hatte, war ich froh, dass eine Durchsage ein paar Minuten vorher sein Warten ankündigte, denn ich hatte mich für die letzte Zugverbindung des Tages entschieden. So erreichte ich gegen 20:45 Uhr Ljubljana und machte mich auf den Weg durch die schöne Altstadt zum nahe gelegenen Hotel. Vor meiner Reise war Laibach der von mir noch nicht besuchte Ort, dessen Fotos mich am meisten ansprachen, zudem wehte mir nach der Zugfahrt durch die teils halbverschneiten Orte der Alpen nun zwar kühle, aber dennoch ein wenig mediterrane Luft entgegen: Das Mittelmeer ist noch nicht einmal mehr 100 Kilometer entfernt.

Am Hotel angekommen wurde ich erst einmal stutzig, denn es schien geschlossen – aber glücklicherweise befand sich im Eingangsbereich nur eine Baustelle und ich gelangte durch einen Seiteneingang zu meiner Unterkunft.
