11.03.2023: Marseille – Montpellier

Am heutigen Tag wurde ich recht früh am Morgen von einer an meinem Ohr vorbeisummenden Mücke geweckt. Sie musste aus einem der Lüftungsauslässe gekommen sein, denn ich war mir relativ sicher, dass ich am Vortag alle Mücken erfolgreich erwischt hatte, es waren über zehn. Meine Suche nach ihr war leider nicht erfolgreich – die Mücke allerdings schon, als sie anschließend wieder näher kam, sie hatte gewonnen, meine Nachtruhe war vorbei.

Da ich der Meinung war, alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten, die ich mir zu besuchen vorgenommen hatte, auch besucht zu haben, vertrieb ich mir gemütlich die Zeit bis zum Aufbruch zum Bahnhof. Ich hätte mich nur nicht dazu verleiten lassen sollen, nochmal nachzuschauen, ob ich auch wirklich bei allen geplanten Sehenswürdigkeiten war, denn in meiner Liste erschien auch „Vallon des Auffes“, ein kleines Stadtviertel am Meer mit einer markanten Brücke. Für einen Besuch war es mittlerweile zu spät geworden. Mist.

Ein wenig später ging ich also mit meinem Koffer in Richtung Bahnhof St. Charles und wählte eine leicht andere Route als auf dem Hinweg. Die größeren Straßen und kleineren Gassen, durch die sie mich führte, zeigten mir das orientalische Gesicht Marseilles: Es gab viele typisch französische Bäckereien samt Schild „Boulangerie-Patisserie“, aber sie verkauften wohl nur beiläufig Baguettes, denn in ihren Schaufenstern sah ich Fladenbrot und Baklava.

Mein Zug nach Montpellier fuhr pünktlich ab und die Fahrt war mit knapp zwei Stunden recht kurz und unspektakulär. An meinem Ziel im Hotel angekommen, erfuhr ich, dass mein Zimmer noch nicht bezugsfertig war – und so schlenderte ich gleich weiter durch die Innenstadt Montpelliers, die sehr charmant und im Gegensatz zu Marseille überschaubar und fast klein war. Ohne Hektik erreichte ich alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten, die ich mir zu besuchen vorgenommen hatte, noch bevor ich zum Hotel zurückkehrte – und hatte noch Zeit für eine Noisette in einem lauschigen Café auf einem Platz neben einer Kirche unter einer mächtigen Kiefer bei Sonnenschein. Was will man mehr?

Der alte Aquädukt von Montpellier ist noch gut erhalten und ziemlich imposant.

Kurz, bevor ich mein Hotel erreichte, bemerkte ich mehrere Polizeiwagen, die dabei waren, Straßen abzusperren, und kurze Zeit später sah ich auch den Grund dafür: Eine Demonstration, vermutlich im Zusammenhang mit den derzeit laufenden Streiks, die laut der gestrigen E-Mail der französischen Bahn branchenübergreifend seien. Der Demonstrationszug war lang und anhand der Schriftzüge auf den Fahnen, die die recht fröhlich wirkenden Demonstranten schwangen, erkannte ich einen ihrer Gründe zum Demonstrieren: Die Rente mit 60.

Interessanterweise ist die Kathedrale von Montpellier mit dem markanten Vorbau angebaut an die medizinische Fakultät der Universität.

Nach dem Einchecken im Hotel beschloss ich, den „Jardin des Plantes“ zu besichtigen, ihn hatte ich noch nicht besucht – aber als ich um kurz nach 17:30 Uhr am Eingang war, belehrte mich ein Wachmann, dass der Park bereits geschlossen sei – obwohl auf dem Schild direkt daneben zu lesen war, dass er bis 18:00 Uhr geöffnet ist. Ich konnte allerdings auch von außen ein Foto von der Orangerie machen und hörte währenddessen den Wachmann erst zögerlich und dann penetrant eine Glocke läuten und anschließend zeitgleich noch auf einer Trillerpfeife pfeifen, um die Besucher zum Verlassen des Geländes zu drängen. Ich konnte viele sehen und lustigerweise schien es sie nicht im geringsten zu interessieren.

Ein inhaltlich kontrastreiches Restaurantschild – heutzutage kann wohl beides als ein Gaumenschmaus gelten… ich würde mich vermutlich auch für Burger entscheiden.

Ich hielt auf dem Rückweg an einem der netten Plätze in der Innenstadt zum Abendessen und ertappte mich dabei, dass ich mittlerweile die hohen Preise auf den Speisekarten französischer Restaurants so häufig gesehen hatte, dass ich mich an sie gewöhnt hatte und ein Gericht wählte, dass ich noch vor drei Tagen nicht zu bezahlen bereit gewesen wäre. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht ist.

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