
Mein Reiseplan sah vor, bis auf meinen Zwischenstopp in Prag stets nach zwei Tagen eine Stadt wieder zu verlassen. So auch heute. Es war ein besonderer Tag, denn er brachte nicht nur kräftigen Sonnenschein, sondern mit ihm begann der Familienabschnitt meiner Reise: Zwei bzw. drei Tage Wien mit Sandra und Johanna.
Ich brach morgens rechtzeitig vom Hotel auf, um mir am Bahnhof noch ein Frühstücksbrötchen kaufen zu können. Nach meinem Fußweg hatte ich bis zur Abfahrt des Zuges noch entspannte 15 Minuten Zeit, aber sie wurden schon recht bald recht hektisch, denn in allen Kiosks in oder vor der Bahnhofshalle gab es die gleiche Art eingepackter belegter Pappbrötchen, von denen die durchscheinende, ranzig aussehende Remoulade oder die ausgetrockneten, dunklen Mortadellaränder ihr hohes Alter verrieten.
Letztendlich landete ich bei einem kleinen Kiosk auf dem Bahnsteig und gönnte mir einen Becher löslichen, sehr heißen Kaffee und einen frisch in der Mikrowelle zubereiteten pappigen Hotdog — beides musste ich dann recht schnell und mühsam einhändig nebst Gepäck in den bereits eingefahrenen Zug befördern.
In Wien traf ich dann bis auf eine halbe Stunde zeitgleich mit Sandra und Johanna ein. Nach dem Einchecken im „Hotel Kugel“, in dem Sandra und ich bereits vor 19 Jahren unseren ersten gemeinsamen Urlaub zu zweit verbracht haben, wartete ich an unserem vereinbarten Treffpunkt, einem arabischen Café nebenan, nur ein paar Minuten auf unser Wiedersehen. Schon wenig später schlenderten wir mit Laufrad ausgerüstet am Wiener Museumsquartier vorbei in Richtung Hofburg, Altstadt und Stephansdom und freuten uns über uns zu dritt in Wien und das schöne Wetter. Nach dem Bummel durch den „Graben“ und einer späten Mittagspause bei Starbucks hatten wir noch genügend Zeit, zum Stadtschloss Belvedere zu spazieren und uns den Schlossgarten mit Blick auf das obere und das untere Schloss anzusehen. Auf die Ausstellungen von Gustav Klimt im Inneren haben wir verzichtet, auch, weil sie Johanna mit gerade mal 4 Jahren wohl ein wenig gelangweilt hätten. Dafür haben wir ihr erklärt, dass das Schloss für einen Prinzen und eine Prinzessin gebaut wurde. So wollte sie auch nur nach ein wenig Überzeugungsarbeit aus der Eingangshalle wieder nach draußen, denn sie fragte, ob der Prinz und die Prinzessin denn nicht bald wieder kämen..

Nach unserer Rückkehr ins Hotel war es schon bald Abendessenszeit und wir kehrten beim gerade mal zwei Häuser entfernten „Schnitzelwirt“ ein. Eigentlich haben wir eine große Touristenattraktion wie das Hofbräuhaus erwartet, aber zu unserem Erstaunen sprachen viele benachbarte Gäste einen österreichischen Dialekt. Die Schnitzel am Nachbartisch sahen legendär aus und waren tatsächlich fast so groß wie die Teller, auf denen sie lagen. Sandra entschied sich für vegetarische Käsespätzle, Johanna für ein Berner Würstchen mit Pommes und ich für ein Knoblauchschnitzel, nachdem ich in der Speisekarte vergeblich nach den so berühmten Kalbsschnitzeln gesucht habe… und obwohl die Käsespätzle dann doch mit Speck angemacht waren und mein dreigeteiltes Schnitzel nicht ein so riesiges war, dafür aber ziemlich fettig, so war es doch sehr gemütlich dort, so dass Johanna, müde vom Reise- und Besichtigungstag ohne Mittagsschlaf, schon bald die Augen zufielen. Nach unserer Rückkehr ins Hotel zogen Sandra und ich dann noch weiter in das nahegelegende Café 7*Stern, das uns wie die gesamte Gegend um das Hotel sehr positiv an Hamburg-Ottensen erinnerte und das für einen Werktag doch erstaunlich gut besucht war. Viele Gäste schienen allerdings Studenten zu sein, und so war es kein Wunder, dass im 7*Stern und den benachbarten Kneipen und Cafés Frühstück bis 16:00 Uhr angeboten wurde.
