Dieser Morgen, der in etwa die Hälfte meiner geplanten Bahn-/Busreise markierte, stellte wohl auch ihren Höhepunkt an Exklusivität dar, nämlich in Form einer Nacht in einem Nobelhotel direkt neben der Altstadt Dubrovniks. Schon am vergangenen Abend auf der Suche nach einem netten Restaurant schlich sich immer wieder der Begriff Venedig in meine Gedanken; nur ist die Altstadt Dubrovniks kleiner, nicht ganz so prunkvoll – und natürlich kanallos.
Nach einem Frühstück ohne Kaviar, dafür aber mit Lachs und einer Kellnerin, die spätestens 20 Sekunden nach dem Leeren meines Tellers selbigen ernergisch abräumte, machte ich mich auf den Weg zum Sightseeing. Das Licht am Vormittag ließ mich zunächst zu einem Aussichtspunkt wandern, von dem aus man die Altstadt komplett überblickt – für ein fast perfektes Postkartenmotiv.

Anschließend stellte ich fest, dass ich bereits die Hälfte des Weges zum Gipfel des Hausbergs Srđ hinter mir hatte und die verbleibende Zeit es mir erlaubte, ihn bergauf fortzusetzen. Ich genoss die Sonne und den Duft des Meeres und der Kiefern und ich bekam Lust auf einen unbeschwert-gesunden Familien-Sommerurlaub. Oben angekommen, entschied ich mich statt für einen alternativen Wanderweg zurück zur Stadt aus Zeitgründen für eine Fahrt mit der Gondelbahn bergab. Zwei Dinge standen noch auf meinem Plan: (1) Ich wollte unbedingt mit den Füßen ins Mittelmeer und (2) durch die Altstadt bummeln. So spazierte ich zum nahegelegenen Stadtstrand und traf auf ein sich sonnendes Pärchen, das während meiner kurzen Rast ins gefühlt 15 °C kalte Wasser sprang; ich ärgerte mich ein wenig, dass ich meine Badehose nicht mitgenommen hatte, denn einer kurzen Abkühlung wäre ich auch nicht abgeneigt gewesen. Als ich dann wasserfüßig die umliegenden kroatischen Inseln und die Zypressen am Hang betrachtete, stellte ich erneut fest, dass das Mittelmeer und die schönen Orte an seiner Küste doch wirklich etwas Feines für die Menschheit sind.
Wieder in der Altstadt verschlug es mich recht zufällig auch in ein paar Gässchen mit Wohnhäusern abseits der Touristenläden, und erneut dachte ich an Venedig, als ich hörte, wie sich die Einwohner Dubrovniks unterhielten, denn der italienische Singsang in ihrer Art, die kroatische Sprache auszusprechen, klang immer wieder ein wenig nach „Ciao Bella“.

Um 15:00 Uhr verließ ich Dubrovnik bereits wieder in einem Minibus mit insgesamt sieben Fahrgästen. Ohne Italiener und Japaner unter ihnen versprach die Fahrt, entspannt zu werden. Diesmal war tatsächlich ich derjenige, der sie verzögerte, sowohl bei der Ausreise aus Kroatien als auch bei der Einreise nach Montenegro. Ich wurde nach dem Datum meiner Abreise aus Deutschland gefragt und nach den von mir bereisten Ländern und ob Italien darunter wäre. Bei meiner Ausreise mussten sich die Grenzpolizisten, alle mit Mundschutz ausgestattet, ein wenig beraten, aber nach ein paar Minuten bekam ich dann meinen Pass zurück. So fuhr ich in das Land, das in der aktuellen JHU COVID-19-Karte den einzigen weißen Fleck in Europa darstellt. Ich tauschte in meinem Portemonnaie meine verbleibenden kroatischen Kunas gegen Euro aus musste erneut ein wenig schmunzeln, dass Montenegro als nicht EU-Land unser Zahlungsmittel verwendet.
Insofern war diese Busfahrt die kürzeste und angenehmste meiner bisherigen Reise und ich erreichte fast pünktlich und bei Tageslicht die schön gelegene Stadt Kotor. In meinem Hotel erfuhr ich dann, dass meine Reise definitiv in Montenegro enden wird: Ursprünglich hatte ich geplant, weiter nach Albanien mit dem Bus zu fahren und von Tirana zurückzufliegen, aber eine Stunde vor meiner Ankunft hat Montenegro die Grenze nach Albanien geschlossen. Mit weiteren Nachrichten, dass bei Philips Homeoffice bis Ende April möglich ist und dass die Schulen Hamburgs mindestens zwei Wochen lang geschlossen bleiben werden, machte ich mich auf dem Weg zum Essen im viel zu leeren Kotor.