15.03.2020: Kotor – Hamburg

Am Vortag spät abends, nach Verfolgen der sich fast täglich ändernden aktuellen nationalen Reiseregelungen, fasste ich den Entschluss, meine Reise am heutigen Tag zu beenden und nicht noch die Hauptstadt Montenegros Podgorica für ein, zwei Tage zu besuchen. Ich ging nämlich davon aus, dass die Ausreise von Montenegro über Österreich in einigen wenigen Tagen durch eingeschränkte Flugverbindungen auch nicht mehr möglich sein würde, und wer weiß, wie schnell neue Covid-19 Fallzahlen zum Wochenbeginn einen Stopp beschleunigten.

Kotor Stadtbild bei Regen und ohne viele Menschen

Morgens im leeren Frühstückscafé buchte ich also einen Flug nach Hamburg für den heutigen Nachmittag über Wien, aber ohne stundenlang mit dem Call-Center von Austrian Airlines zu telefonieren, sondern erstmal durch einfaches draufzahlen. Ebenso beschloss ich auf Nummer sicher zu gehen und mit dem Taxi direkt zum Flughafen zu fahren und nicht erst mit dem Bus bis ins Zentrum Podgoricas und anschließend mit einem Taxi zum Flughafen. Vorher hatte ich noch ein wenig Zeit für einen Bummel durch Kotor bei Tageslicht, aber die Stadt war quasi ausgestorben, das Museum hatte wegen Umbauarbeiten geschlossen und so besuchte ich nur kurz ein paar langweilige Souvenirläden mit gelangweilten Verkäuferinnen und die serbisch-orthodoxe Kirche Sankt-Nikolas, in der wenig später ein Gottesdienst stattfinden sollte. Entsprechend betraten während meines Aufenthalts einige Gläubige das Gebäude und, das gehört wohl zum Ritual, bekreuzigten sich vor Bildern mehrerer Heiligen und küssten sie nacheinander auf die gleiche Stelle – in einigen Ländern derzeit undenkbar.

In der Orthodoxen Sankt-Nikolas Kirche

Ich dachte ein wenig schwermütig über die kommenden Wochen in Deutschland mit drohenden landesweiten Ausgangsbeschränkungen nach, denn meiner Auffassung nach stellt sich eigentlich nicht mehr die Frage, ob, sondern eher wann das lokal passieren wird, und ich hoffte, dass ich mit meiner Annahme diesmal nicht Recht behalten würde. Dabei spazierte ich trotz Regen durch die Stadt und an der Bucht von Kotor entlang, bis meine Schuhe und Hose vom Regen nach einer knappen halben Stunde so durchnässt waren, dass es ungemütlich wurde. Ich konnte also weder drinnen noch draußen etwas Sinnvolles unternehmen und verlegte deshalb meine Taxifahrt vor. Sie verlief an der Adriatischen Küste entlang und ich erspähte durch das Fenster das Städtchen Budva mit malerischer kleiner Altstadt und das Stadtbild dominierenden Hochhäusern. Wenig später wies mich der Fahrer auf Sveti Stefan hin, einem Örtchen mit Strand und einer niedlichen Altstadt auf einem kleinen vorgelagerten Felsen. Kurz vor Erreichen des Flughafens überquerten wir dann auf einer Brücke den Skutarisee, der die Grenze nach Albanien markiert und an dem man laut meines Taxifahrers gut Fisch essen kann.

Bei Sonnenschein wäre meine Fahrt mit Sicherheit deutlich eindrucksvoller gewesen, aber die Gegend sah trotzdem reizvoll aus. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit für einen längeren Sommerurlaub, während dessen ich dann auch endlich Albanien besuchen könnte.

Mein Rückflug ging dann über Sarajevo, Banja Luka, dass ich nicht besuchen konnte und Zagreb und ich sah so alte Bekannte von oben.

Mein Fazit für meine diesjährige Reise:

  • Das Land Bosnien ist politisch komplizierter und geschichtlich bedeutender als ich dachte
  • Montenegro hat noch eine große touristische Zukunft vor sich
  • Reisen per Nachtzug sollte noch üblicher werden
  • Für mich lohnt sich ein Fünfsternehotel nicht wirklich
  • Das Ende meiner Reise hatte ich mir anders vorgestellt
  • Die Busfahrzeiten auf unseriös wirkenden Internetseiten stimmten auf meiner Reise immer
  • Die Sauna in Mostar war die beste

 

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