06.03.2016: Hamburg – Prag

Meine diesjährige Bahnreise nach Osteuropa begann ähnlich wie die im Jahr 2015, nämlich viel zu früh und mit dem ersten Ziel Berlin. Allerdings hatte ich dieses Mal keinen dienstlichen Termin dort, sondern durfte gemütlich im Zug sitzen bleiben und dösen. Nach dem nächsten Halt in Dresden führte mich meine Strecke durch die sächsische Schweiz, eine wie immer beeindruckend schöne Landschaft — allerdings aufgrund schlechtem Wetters leider nicht sehr fotogen.

Basteibrücke bei Rathen vom Zug aus gesehen, inklusive Oberleitung
Basteibrücke bei Rathen vom Zug aus gesehen, inklusive Oberleitung

Erfreut habe ich festgestellt, dass wir die tschechische Grenze ohne Passkontrolle überquerten – nach den Nachrichten der letzten Wochen hätte mich eine Kontrolle ehrlich gesagt nicht gewundert. Weiter ging es durch die böhmische Schweiz entlang der Elbe. Gegen Mittag erreichte ich dann Prag, die erste Station meiner Reise, die ich hauptsächlich als Zwischenstopp gewählt habe, zumal ich sie bereits zwei Mal besucht habe. Mein Hotel lag direkt an der Moldau, nördlich vom Altstädter Ring, und auf dem Fußweg dorthin war ich gespannt, ob sich seit meinem letzten Besuch vor 13 Jahren viel getan hat. Und ja, ich denke, 2003 lagen bestimmt noch nicht drei Starbucks Filialen allein am Wenzelsplatz. Damals fand ich auch nicht an fast jeder Ecke auf Absinth spezialisierte Spirituosenläden, Shisha-Utensiliengeschäfte und Thai-Massage-Studios… alles nicht sehr typisch für Prag. Außerdem konnte ich mich nicht daran erinnern, dass es damals schon so viele Trdelník-Stände gab. Das Gebäck wird dort als lokale Spezialität angeboten, allerdings kann man im Internet lesen, dass es weder aus Prag noch aus Tschechien, sondern aus der Slowakei stammt. Stattdessen fehlten die kleinen Verkaufswagen von damals, an denen die wirklich typischen Karlsbader Oblaten verkauft wurden und die ich eigentlich erwartet habe — sogar in den Supermärkten, die ich diesbezüglich aufsuchte, gab es nur abgewandelte Varianten mit Schokolade. Naja, immerhin haben sie es offenbar geschafft, als geschützte geographische Angabe eingetragen zu werden, sogar gegen Einspruchs Deutschlands und Österreichs. Vielleicht lag das Fehlen der Oblatenverkäufer ja auch am Wetter: Obwohl meine App auf dem Handy nur 10% Regenwahrscheinlichkeit anzeigte, fing es bereits kurz nach dem Einchecken in meinem Hotel an zu regnen, und das sollte sich später am Nachmittag noch häufig wiederholen. Selbstverständlich hatte ich für meinen Spaziergang zum Schloss Hradčany und weiter zur Prager Altstadt nicht meine Regenjacke mit, denn ich nahm naiverweise an, mit dem ersten Schauer seien die 10% bereits abgegolten. Stattdessen trat die 10%ige Wahrscheinlichkeit eher an 70% des Nachmittags ein, und zwar zu dann 100%… aber Statistik ist manchmal eben schwer zu durchdringen. Jedenfalls landete ich so nach meiner kleinen Tour ein wenig durchnässt auf der zugigen Karlsbrücke, als es bereits dämmerte und sich immerhin kurz die Sonne blicken ließ.

Blick von der Karlsbrücke in Prag zum Hradčany
Blick von der Karlsbrücke in Prag zum Hradčany

Noch müde vom frühen Aufstehen und ein wenig fröstelig beschloss ich, dass sich die Straßen Prags bei Nacht wohl nicht viel seit meinem letzten Besuch geändert haben, und kehrte ins Restaurant Velryba in der Prager Neustadt ein, in dem Sandra und ich bereits 1999 waren und das wir als Studenten sehr gemütlich fanden. Es gab noch wie damals Spaghetti mit Tomatensauße und Risotto, und mir fiel auf, dass Prag auch noch heute eine günstige Stadt ist, zumindest ein wenig außerhalb der Touristenläden. Restaurants, in denen ein großes Bier 1,90 € kostet, sucht man in Hamburg eher vergebens.

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Kategorisiert als 2016

2 Kommentare

  1. Hallo Fabian,

    wie fühlt sich das an, auf dem Wenzelsplatz zu stehen?
    Auf jeden Fall bin ich wieder ein kleines bisschen neidisch und wünsche Dir eine schöne Reise voller lohnender Eindrücke.

    Henning

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