
Selten fand ich eine Fahrt mit dem Nachtzug so angenehm wie die von München nach Rom. Meine letzten Nachtzugfahrten liegen nun auch schon drei Jahre zurück, aber vermutlich lag es seinerzeit an den Gleisen und ihrer miesen Qualität, die mich von Krakau nach Budapest bzw. von Budapest nach Herrmannstadt so schlecht schlafen ließen und den Zug stundenlang durchrumsten.
Meinen Proviant, mit dem ich mich am Tag zuvor eingedeckt hatte, brauchte ich nicht, denn auf meinem Bett im Schlafwagen fand ich eine Tüte mit Kräckern und einer Flasche Wasser, einen von mir unangetasteten Frucht-Quetschie und einen von mir nicht unangetasteten Piccolo – am nächsten Morgen gab es Frühstück und Kaffee satt. Mit gemütlichen anderthalb Stunden Verspätung, in denen ich den Film „Die Insel“ auf meinem Laptop mit den neuen Bluetooth-Kopfhörern zu Ende sehen und hören konnte, erreichte der Zug den Bahnhof Rom Termini und ich laut Berichten vermutlich den gefährlichsten Stopp meiner diesjährigen Reise. Allen Passagieren wurde beim Verlassen des Bahnsteigs aufgrund der Verspätung eine weitere Tüte mit Wasser und Kräckern in die Hände gedrückt, nicht etwa aus Nettigkeit der Bahngesellschaft Trenitalia, sondern aufgrund der EU-Verordnung 1371/2007, Kapitel IV, Artikel 18, Absatz 2(a), nachzulesen im Amtsblatt der Europäischen Union. In der Bahnhofshalle entschied ich mich spontan, gleich ein Ticket für meine Weiterreise am Fahrkartenautomaten zu kaufen – und wurde dabei nicht bestohlen!
Da derzeit noch Nebensaison ist, war mein Hotelzimmer offenbar in der Nacht zuvor nicht belegt und ich konnte direkt nach meiner Ankunft einchecken… und erst einmal duschen. Ich entschied mich für einen Spaziergang am Nachmittag durch die Altstadt zum Tiber. Anschließend verließ ich Italien bereits wieder. Ich hatte mich nämlich dazu entschlossen, den Petersplatz in der Vatikanstadt anzuschauen. Die Schlange für den Besuch des Petersdoms war mir zu lang, vielleicht klappt es ja noch am Samstag Vormittag mit einem Ticket für ein entsprechendes Zeitfenster.

Ich spazierte anschließend den Gianicolo-Hügel hinauf, von dem aus man einen schönen Blick auf die Altstadt hat. Weiter ging es bergab in das wirklich hübsche und nicht ganz so kommerziell touristische Stadtviertel Trastevere mit niedlichen Restaurants. Als ich wieder am Tiber angelangte, dämmerte es bereits. Ich ging ein wenig flußaufwärts bis zur Engelsburg und genoß die langsam sichtbar werden Lichter der Stadt und der Brücken über dem Tiber.

Ein wenig weiter endete mein Weg an der spanischen Treppe, die im Vergleich zum Sommer mit Sicherheit nur spärlich besetzt war. Von dort aus ging es zurück ins Hotel und ich freute mich schon auf die nächsten beiden Tage.