Die Nacht im Nachtzug bewies mir erneut, warum das Fahren in einem Nachtzug nicht zu meinem Lieblingsbeschäftigungen gehören wird: Rumpelnde Gleise, eine viel zu schmale und zu harte Matratze, abruptes Halten, quietschende Bremsen und eine Heizung, die sich nicht ausstellen ließ… Morgens fühlte ich mich dementsprechend etwas gerädert und ich wusste tatsächlich nicht, ob ich überhaupt geschlafen habe. Vermutlich habe ich das aber, sonst hätte ich das Bimmeln der drei auf meinem Handy eingegangenen SMS erinnern müssen, die mich jeweils nach Überqueren der Grenze nach Tschechien / Slowakei / Ungarn auf die immer gleichen EU-Auslandstarife hingewiesen haben.

In Budapest angekommen stellte ich dann fest, dass der Zug nachts offenbar lustig auseinander- und wieder neu zusammengesetzt wurde: Es fehlten die Kurswagen nach Prag/Berlin und auch die nach Wien, dafür befanden sich entsprechend Kurswagen von Prag/Berlin vorne am Zug. Na sowas, ich hätte also auch einfacher von nach Budapest kommen können…
Was für eine Währung gibt es in Ungarn? Forint! Nie gehört? Ich auch nicht. Jedenfalls fühlte ich mich recht reich, als ich 20000 Forint vom Geldautomaten abhob. Solche Größenordnungen kennt man in Euroland mittlerweile nur selten. Um 09:00 Uhr am Hotel angekommen, wollte ich am liebsten unter eine Dusche, aber mir war schon vorher klar, dass mein Zimmer erst nach der Mittagszeit bereit stehen würde. Da ich in Budapest nun mit knapp 3 Tagen die längste Zeit an einem Ort bin, konnte ich aber mit gutem Gewissen in der nahe gelegenen „California Coffee Company“ unterkommen, WiFi nutzen und endlich mal mein Blog mit Worten füllen.
Nachmittags ging es bei strahlendem Sonnenschein und strammen Nordwind auf den Gellertberg auf der westlichen Donauseite – der Buda-Seite – denn als typisch Deutscher wollte ich von oben erstmal die Lage peilen. Oben angekommen, traf ich aber hauptsächlich auf asiatische Touristen, die gerade einem Reisebus entfleuchten, um zu fotografieren, und dafür ihre Handys auf Selfie-Sticks spannten. Komische Modeerscheinung. Anschließend brachte mich mein Weg an der Donau zur Kettenbrücke und dem Burgpalast, zwei der wohl bekanntesten Wahrzeichen Budapests. Auf Wikipedia konnte ich später nachlesen, dass die Dörfer Buda und Pest auf beiden Seiten der Donau im Mittelalter vor allem deshalb so bedeutsam wurden, weil im Sommer eine Brücke aus Booten über die Donau gespannt wurde. Tja, Dinge wie Brücken sind heute so selbstverständlich, dass man ihren Wert zu schätzen verlernt hat, zumindest, wenn man nicht gerade drüber gelesen hat. Was wäre Budapest ohne Donaubrücken? Vermutlich gäbe es weiterhin zwei Städte Buda und Pest, und Fähren über die Donau mit kostenlosem WLAN. Nun ja, ich schweife ab.

Wieder im Hotel angekommen durfte ich endlich einchecken und wollte nach einem Video-Telefonat per Skype mit der Familie in Hamburg noch die Goodies des Hotels ausnutzen: Sauna und Pool. Es stellte sich heraus, dass die Eigentümer des Hotels eine gar nicht so schlechte Geschäftsidee hatten: Statt ein Hotel mit Fitness- und Wellnessräumen auszustatten, haben sie die einfach ausgegliedert. Es befindet sich also direkt neben dem Hotel ein regulärer Fitnessclub mit einem Saunaraum, Pool und kostenlosem Zugang für Hotelgäste. Erwähnenswert sind die hier doch ein wenig anderen Gepflogenheiten beim Nutzen der Sauna: Die beiden Hinweisschilder bzgl. einzuhaltender Ruhe und bzgl. zu nutzender Saunatücher wurden hier einfach komplett ignoriert: Die Leute kamen direkt aus dem Pool klitschnass mit Badehose und Mineralwasserflasche ohne Handtuch in die Sauna, setzten sich aufs leidende Holz und haben sich lautstark unterhalten. Seltsam. Aber eigentlich doch hauptsächlich interessant – erwartungskonforme Saunagänger gibt’s auch daheim.