02.04.2015: Konstanza

Mein letzter voller Urlaubstag sollte ein recht ruhiger werden. Verkehrstechnisch habe ich nun mal Konstanza als letztes Ziel meiner Reise gewählt habe, einen Ort, der außerhalb der Feriensaison im Sommer hauptsächlich für seinen Hafen bekannt ist, den größten am Schwarzen Meer. Somit startete der Tag mit einem späten Frühstück und anschließendem Werkeln an meinem zweiten Rätsellöseprogramm – denn der automatische Löser des Solitär-Brettspiels erfuhr bereits in Budapest seinen Durchbruch.

Alles für mich - Hotelfrühstück in der Nebensaison
Alles für mich – Hotelfrühstück in der Nebensaison

Auch meine kleine Weltreise 2009 endete mit einem Lauf am Meer, damals in Venice Beach. Um an diese Tradition anzuschließen, wollte ich heute am Schwarzen Meer den Strand entlang joggen, der durch den Regen der vergangenen Tage fest genug war. Zugegebenermaßen war die Kulisse nicht wirklich umwerfend: Auf der Uferseite passierte ich neben noch geschlossenen Hotels ein paar Bauruinen und hässliche Wohnblocks, hinter mir im Norden ragten Schornsteine von Kraftwerken in den blauen Himmel und vor mir sah ich in weiter Ferne die ebenfalls nicht ganz so hübschen Hochhäuser von Konstanza. Aber die Sonne schien, und so konnte ich mich beim Laufen überzeugen, dass das Schwarze Meer tatsächlich schwarz ist! Kleiner Scherz am Rande.

Leider musste ich nach meiner Rückkehr eine Stunde warten, bis die Sauna öffnete, deretwegen ich mich für das Hotel entschieden habe, und so war ich erst gegen 17:30 Uhr bereit, noch einmal in die Stadt zu fahren und die Abendsonne für ein paar Fotos zu nutzen. Aus Zeitgründen habe ich mir dafür ein Taxi bestellt, denn mit dem Kleinbus zum Bahnhof und von dort mit einer anderen Linie in die Altstadt hätte meine Fahrt vermutlich bis kurz vor Sonnenuntergang gedauert. Der Ausflug hat sich allerdings gelohnt: Konstanza besitzt seit gut einem Jahr einen sanierten Altstadtkern. Direkt daneben befindet sich am Meer das Wahrzeichen der Stadt: Ein leerstehendes historisches Casinogebäude.

Cazino Constanța
Cazino Constanța

Der Rezeptionist im Hotel riet mir vor meiner Abfahrt, in der Altstadt vorsichtig zu sein – wenn man sich außerhalb der Saison als Tourist zu erkennen gäbe, würde man doch schnell belästigt. Sein Rat war wohl ein wenig übervorsichtig – außer einem einzigen Bettler, an dem ich vorbeiging und von dessen Erscheinung es in Hamburg mehr als einen gibt, traf ich hauptsächlich andere rumänische Touristen, die sich ebenfalls die Altstadt ansahen. Die sich anschließende Haupteinkaufsstraße sah, zum gesamten Stadtbild passend, ein wenig heruntergekommen aus. Ich ging an vielen Baustellen, geschlossenen Läden und verwitterten Häusern vorbei. Kein Deichmann, kein LIDL – die gibt es in Konstanza vermutlich in einem der großen Einkaufszentren, die das Fahrtziel vieler Buslinien sind. Aber ich fand hier und da auch ein paar Restaurants, vor allem Fastfood-Imbisse, aber nach ein paar Minuten auch eins mit rumänischer Küche, für das ich mich an meinem letzten Abend entschied. Weil ich kein rumänisch sprechen kann, bin ich offenbar auch dem Kellner aufgefallen, denn er hielt mich für einen Seemann und fragte, ob ich per Schiff hier sei.

Anschließend ging es dann wieder per Taxi zurück ins Hotel. Der Taxifahrer war so korpulent, dass ich mich fragte, wie er überhaupt aus dem Auto käme, ohne es in Einzelteile zu zerlegen. Wir unterhielten uns über Taxipreise in Deutschland und seine Pläne, die Nebensaison einfach in London als Taxifahrer zu verbringen, und auch er vermutete, dass ich per Schiff hier sei. Vermutlich wäre mein Eindruck von Konstanza im Sommer ein völlig anderer – Touristen, die im Februar nach Timmendorfer Strand fahren, haben bestimmt ebenfalls den Eindruck, dass in dem Ort ein wenig tote Hose herrscht.

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Kategorisiert als 2015

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