15.02.2018: Plowdiw – Sofia

Mein Abreisetag in Plowdiw begann sonnig mit überraschenderweise strahlend blauem Himmel. Bis zu meiner Abfahrt nachmittags gegen 15:15 Uhr hatte ich noch ein wenig Zeit und beschloss tatsächlich, einen kleinen Teil meines Altstadtspaziergangs vom Tag zuvor zu wiederholen, um ein paar schönere Fotos machen zu können. Die historische Altstadt wirkte wirklich noch ein wenig uriger bei Sonnenschein und der Weg hat sich auch beim zweiten Mal definitiv gelohnt, zumal ich nicht lange laufen musste.
Anschließend besuchte ich das städtische archäologische Museum und staunte ernsthaft über die Exponate. Die Funde direkt aus der Stadt Plowdiw reichten über diverse Epochen bis zurück in die Jungsteinzeit. Auch wurden hier antike Münzen aus diversen Ländern gefunden, ein Beleg dafür, dass Philippopolis, so wie Plowdiw einst hieß, eine wichtige Handelsstadt in der Antike war. Ich fand’s spannend…

Die hübsche Fußgängerzone von Plowdiw
Die hübsche Fußgängerzone von Plowdiw

Nachdem ich noch kurz in ein niedliches, nahe gelegenes Café einkehrte, schlenderte ich anschließend zurück zum Hotel, um meinen Koffer zu holen und mich langsam auf den Weg zum Bahnhof zu machen. Obwohl die komfortablere Verbindung von Plowdiw nach Sofia offenbar die nonstop mit dem Bus zu sein schien, entschied ich mich, die Bahn zu nehmen. Planmäßig braucht sie zwar eine halbe Stunde länger, aber durch den Feierabendverkehr in Sofia zur Ankunftszeit war ich mir durch meine Erfahrungen zwei Tage vorher nicht sicher, ob sich der Zeitvorsprung einhalten lassen würde – und außerdem musste nach Flugzeug uns Bus diese Reise einfach mit einer Bahnfahrt enden!

Das Bahnhofsgebäude in Plowdiw wurde derzeit komplett renoviert, ich brauchte also ein wenig, um den Fahrkartenschalter zu finden. Die Fahrt kostete 9 Lew, also in etwa 4,50 Euro und die Verkäuferin murmelte etwas von „Platform one“ und zeigte aus dem Fenster. Auf der von ihr angezeigten Seite gab es allerdings mehrere Bahnsteige, ich entschied mich deshalb, sicherheitshalber einen anderen Passagier zu fragen: Als ich eine neben mir wartende und pausenlos WhatsApp-Nachrichten verschickende Frau mit einem vorsichtigen „Excuse me“ ansprach und ihr meine Fahrkarte zeigen wollte, auf der sowohl der Name Sofia als auch meine Abfahrtzeit mit ausgedruckt war, antwortete sie in völlig akzentfreiem Englisch „Sorry, I don’t speak English“. Nun, diesen Satz schien sie auf jeden Fall geübt zu haben… Ich beschloss dennoch, am richtigen Bahnsteig zu sein und tatsächlich, der Zug aus Varna traf 10 Minuten an der richtigen Stelle ein. Mit mir stiegen diverse Leute ein, darunter auch ein paar Schüler und offensichtliche Arbeiter, aber alle stiegen an einer der nächsten „Milchkannen-Stationen“ wieder aus, noch lange vor Sofia. Ich hatte den Eindruck, dass auch die Expresszüge wohl nur wegen der Kurzstreckenverbindungen genommen werden, die eine Buslinie nicht bedienen kann. Dennoch fand ich die zweieinhalbstündige Fahrt sehr kurzweilig, denn wir fuhren leicht bergauf an der Mariza entlang durch die Ausläufer des Rila-Gebirges mit teils hübschen und interessanten Ausblicken. Nebenbei hörte ich mit meinen Bluetooth-Kopfhörern einen vorher heruntergeladenen Podcast mit Titel „Lage der Nation“ und wurde so ein wenig über die derzeitige politische Lage in Deutschland in Sachen Koalitionsverhandlungen gebildet. Es wurde auch die Situation besprochen, in der die SPD per Abstimmung den nun ausgehandelten Koalitionsvertrag mit der Union ablehnt, um Martin Schulz als potenziellen Außenminister wegen seiner gebrochenen Worte abzustrafen, mit einer dann wohl durchaus wahrscheinlichen Minderheitsregierung, die dann allen Parteien Gelegenheit gäbe, ihr eigentliches Profil zu stärken. Mal sehen, ob es soweit kommt. Schon komisch, sich solche Beiträge im fernen Bulgarien anzuhören. Irgendwann erschienen dann in weiter Ferne die imposanten schneebedeckten Gipfel des Balkangebirges.

Schneebedeckte Gipfel des Balkangebirges
Schneebedeckte Gipfel des Balkangebirges

In Sofia angekommen, checkte ich bei Einbruch der Dämmerung in einem 20-stöckigem Hotel ein mit dem Charme eines Hochhauses aus dem Hamburger Stadtteil Mümmelmannsberg, in dem sich, wie auch schon in Plowdiw, auch noch ein Casino befand. Mal sehen, ob ich am nächsten Tag hier meine letzten Lew raushauen werde…

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