07.03.2023: Genua

Als ich im Internet nach den zehn Sehenswürdigkeiten Genuas recherchiert habe, erschien mit Abstand auf Platz eins das Aquarium, das ich allerdings aus Zeitgründen nicht zu besuchen geplant hatte. Auf den weiteren Plätzen in der Liste habe ich dann neben einigen Plätzen in der Stadt auch ein paar ein wenig außerhalb liegende Orte gefunden. So plante ich heute einen ausgiebigen Spaziergang an der Küste entlang nach Nervi.

Mein Weg führte mich nun nicht mehr an den Hauptverkehrsstraßen entlang, soviel hatte ich gelernt. Direkt neben dem Zubringer einer ebendieser Schnellstraßen zum westlichen Hafengebiet traf ich dann auf die dort beginnende nach Osten verlaufende breite Uferpromenade am Meer. Meine Strecke führte zunächst stets durch Stadtgebiet an mehreren Buchten vorbei und traf dann auf ein kleines Viertel namens Boccadasse mit kleinen bunten Häusern direkt neben einem kleinen Kiesstrand, das mich extrem an die Cinqueterre erinnerte und wirklich malerisch wirkte und der Empfehlung des Internets gerecht wurde.

Das malerische Bauensemble „Boccadasse“.

Des Weges erblickte ich nebenbei Plakate, die auf ein Konzert von Angelo Branduardi in Genua hinwiesen – ich war erstaunt, denn ich erinnerte mich an seine Langspielplatten gegen Ende der 70er Jahre, die ich in jungen Kinderjahren von meinen Eltern gehört habe und hatte nicht erwartet, dass er noch auf Tournee geht.

In Nervi fand ich dann auch das Ziel meiner Wanderung – die Promenade „Passeggiata Anita Garibaldi“, ein 2 km langer rot gepflasterter Weg mit türkisem Geländer entlang der felsigen Küste. Ihm folgte ich fast bis zum Ende und machte eine kurze Pause in einem kleinen unscheinbaren Café mit fantastischem Panoramablick direkt aufs Meer. Anschließend ging ich durch einen Park zurück zum Bahnhof, denn ich wollte nicht zwei weitere Stunden Zeit für den Rückweg zu Fuß verlieren.

Die Passeggiata Anita Garibaldi: Hinter den Fenstern links verbirgt sich ein kleines Café mit fantastischem Blick aufs Meer

Die Fahrt kostete mich schlappe 1,50 Euro, aber sie war dennoch ein wenig aufregend:

Erstens war die Software des Fahrkartenautomaten offenbar falsch programmiert, so dass meine Wahl von sowohl Englisch als auch Italienisch nur dazu führte, dass ich anschließend in der passenden Sprache vor Taschendieben gewarnt wurde (außer mir waren noch zwei weitere Leute am anderen Ende des Bahnhofsraums). Danach landete die Software wieder in der mir bekannten Sprachauswahl. Ich kam nach einigen erfolglosen Versuchen nur weiter durch die Wahl von Deutsch, die ich aus Gewohnheit üblicherweise nicht treffe. Jetzt verstand ich auch, warum die Frau, die vor mir eine Fahrkahrte kaufen wollte, so wahnsinnig lange gebraucht hat und dabei mehrfach auf italienisch geflucht hatte. Immerhin stellte sich dann bei der Zugwahl auf deutsch heraus, dass ich noch genügend Zeit für den Rest des Ticketkaufes hatte.

Zweitens musste ich nach zwei Stationen in einen Anschlusszug umsteigen, den ich aber diesmal fast verpasst hätte: Er sollte von Gleis 1 fahren – dort stand auch ein Zug, aber es war auf den leeren Anzeigetafeln sowohl am Bahnsteig als auch am Zug selbst nicht zu erkennen, wohin er fuhr – zudem war er komplett leer. Als ich dann aus dem Zug heraus den Lautsprecher auf dem Bahnsteig die Abfahrt meines Zuges bekannt geben hörte, erfuhr ich dadurch, dass es ein weiteres Gleis 1 gab mit dem Namen „1 T“. Ich sprintete also los und erwischte ihn – und fand sogar noch einen Sitzplatz, bevor er nach weiteren fünf Minuten Verspätung dann auch wirklich abfuhr. Immerhin fuhren die Züge, denn es gab gleichzeitig auch Hinweise auf einen aktuellen Streik.

Ein paar Minuten später wieder am Hafen Genuas angekommen, drehte ich von der anderen Seite kommend bei Tageslicht eine ähnliche Runde wie am Tag zuvor – und nun gefiel er mir schon ein wenig besser. Auch hatten die Geschäfte in den Gassen der Altstadt noch geöffnet, so wirkte Genua doch sehr viel lebendiger. Noch ein wenig charmanter wird es mit Sicherheit im Sommer sein – insofern war ich mit der Wahl meiner Unternehmung an diesem Tag doch sehr zufrieden und ließ später nach dem Essen den Abend im Hotelzimmer ausklingen mit ein paar alten Liedern von Angelo Branduardi von Spotify.

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