Den heutigen Tag begann ich mit einem morgendlichen Besuch des kleinen Pools mit 4 Metern Außenbereich sowie der Sauna, die bereits ab 09:00 Uhr heiß war. Nach dem Auschecken aus dem Hotel hatte ich noch Zeit für einen ausgiebigen Stadtbesuch. Er führte mich als erstes zur wirklich schönen Strandpromenade mit Blick auf beeindruckende Luxushotels. Zu vielen gehörte ein jeweiliger Strandclub, der den Zugang zum Meer für die Allgemeinheit einschränkte. Am Ende der Promenade traf ich allerdings auf einen öffentlichen Strand, an dem sich bereits mehrere Leute sonnten. Ohne zu zögern entschied ich mich für eine Umkehr zum Hotel, um aus meinem Koffer Badehose und Handtuch zu holen. Die zehn Minuten im laut Internet 13.5°C kalten Mittelmeer werden mit Sicherheit zu den Highlights meiner Reise zählen.

Erfrischt spazierte ich weiter in Richtung Yachthafen und fand aus Neugier im Internet schnell Informationen zu ein paar dort liegenden Yachten – sie gehörten unterschiedlichen arabischen Scheichs. Eine war satte 60 Millionen Euro wert. Vermutlich wird sie ein paar Mal im Jahr für ein paar Tage auf See sein. Ich überlegte, wie viele Wohnungen man davon selbst auf dem derzeit überteuerten Hamburger Wohnungsmarkt kaufen könnte und verstand die Welt nicht.
Der Rückweg brachte mich zum westlichen Ende der Bucht Cannes, vorbei am Festivalgelände und dem zweiten Yachthafen. Währenddessen beobachtete ich an der Promenade die lustige Mischung aus jeder Menge alten und jungen Snobs, ganz normalen Leuten und auffallend vielen älteren Damen mit toupierten Haaren, aufgetragenem Lippenstift und kleinen Fiffis. Die Stadt scheint ihre Existenz vor allen Dingen mit den Filmfestspielen zu begründen, denn ob nun an Bauzäunen oder Bushaltestellen, überall sah man Plakate von weltbekannten Schauspielern, die zu bestimmten Jahren mal in Cannes waren. Aus Deutschland entdeckte ich als einzige Prominente Diane Krüger, immerhin. Ich spazierte weiter zum Place de la Castre hinauf, ein kleiner Hügel, auf dem eine Kirche trohnt und an dem die Altstadt Cannes zu finden ist. Die Straßen und ihre Cafés wirkten wirklich charmant und erinnerten mich an den Stil des nicht weit entfernten Nizzas.

Gegen 16:30 Uhr fuhr mein TGV mit Endziel Paris ab – planmäßig, wie mir vorher per E-Mail mitgeteilt wurde. Lediglich mein reservierter Sitzplatz war nicht mehr verfügbar, offenbar aufgrund technischer Änderungen. Ich wurde ebenfalls per E-Mail allerdings darauf hingewiesen, dass der Streik nun doch noch nicht an diesem Tag endet und möglicherweise meine spätere Weiterfahrt betreffen wird. Na, mal sehen, Alternativen wird es bestimmt geben, insofern blieb ich entspannt – und fand ohne Probleme einen nicht reservierten Platz im nicht ausgebuchten Zug.
Marseille erreichte ich nach ca. zwei Stunden bei Sonnenuntergang. Mein erster Eindruck auf Weg zu meiner Unterkunft entsprach ein wenig den Beschreibungen im Internet: Hier sah man ein wenig, dass das kolonialzeitliche Frankreich in Nord- und Mittelafrika sein Unwesen trieb, denn die Leute auf den Straßen waren noch multikultureller als die in der Fuhlsbüttler Straße in Barmbek Nord. Kurz vor meinem Ziel traf ich auf einen Straßenmusiker, dessen Musik mich ein wenig an die arabisch-französischen Stücke von Faudel erinnerte… nur deutlich unprofessioneller.

Meine Unterkunft war diesmal kein Hotel, sondern ein winziges Appartement, dessen Haus- Flur- und Appartementtürschloss ich per Zahlencode öffnen musste. Informationen hatte ich zwei Tage zuvor per Internet zugeschickt bekommen und sie stimmten. Das Appartement war lediglich ein wenig muffig und ich musste mich erstmal auf Mückenjagd machen. Dafür lag es nur zwei Straßen entfernt vom alten Hafen, umgeben von zahllosen Restaurants in der unmittelbaren Umgebung. Ich erspähte während meiner Suche auf den Speisekarten auch Bouillabaise, aber für eine Fischsuppe wollte ich nicht 25 Euro ausgeben. Insofern landete ich bei einem gemütlichen Italiener und war überrascht vom Eintrag „Entrecote Milanaise“ auf seiner Speisekarte – nur zum zweifachen Preis verglichen mit dem in Mailand von vor ein paar Tagen. In der Tat fand ich im Internet heraus, dass das Mailänder Kotelett vielleicht sogar ein Vorbild des Wiener Schnitzels war. Man lernt nie aus.