09.02.2018: Rom

Mein ganzer Tag in Rom empfing mich mit Sonnenschein. Ich nutzte die Tatsache, dass in meinem Zimmerpreis Frühstück inbegriffen war, hatte allereings keine zu großen Erwartungen daran. Genau die wurden auch erfüllt, denn auf dem Käsebuffet gab nun mal leider keinen Parmesan, Grana Padano oder Gorgonzola, sondern man hatte die Auswahl zwischen Schmelzkäseecken und einzeln eingepackten Scheibletten. Immerhin gab es italienische Mortadella. Als ich mir einen Kaffee am Automaten ziehen wollte, dachte ich zunächst, die Maschine sei kaputt, dem beim Drücken auf den Knopf „Coffee“ kam nur ein kleines Pfützchen aus der Maschine… aber das hat in Italien nun mal seine Richtigkeit – Espressotassen gab es allerdings nicht und auch die alternativen Getränke Cappucino und Cafè Americano schmeckten irgendwie alle gleich.

Ich hatte mir für den heutigen Tag das antike Rom vorgenommen, also den Besuch des Forum Romanums und des daran anschließenden Kolosseums. Wie in den letzten Jahren auch, wollte ich, wann immer möglich, zu Fuß unterwegs zu sein. Und wie ich am Tag zuvor schon festgestellt habe: Rom ist groß. Mein Spaziergang zum Forum Romanum dauerte deshalb auch eine gute halbe Stunde, dafür kam ich an einem kleinen Straßenmarkt vorbei, auf dem neben Obst und Gemüse auch allerhand Trödel verkauft wurde: Powerbanks sind derzeit ganz angesagt, es gab sie dort auch in rosa. Ein wenig ulkig wirkte ein indisch aussehender Verkäufer, der selbst keinen Stand hatte und Passanten mit der einen Hand eine Großpackung Taschentücher anpries, mit der anderen einen Selfiestick.

Schon von weitem ließ sich das Forum Romanum erahnen, eine kleine Ruinenstadt mitten in Rom, die auch dessen Geburtsstätte war. Dank Nebensaison gab es keine Warteschlange am Eingang und ich löste ein Kombiticket inklusive Kolosseum und entschied mich spontan, einen elektronischen Audioguide (heutzutage ist das ein softwaretechnisch eingeschränktes Smartphone) zu mieten – was sich kurze Zeit später als falsch herausstellte: Nahe jeder Ruine stand ein Schild mit den wichtigsten Informationen, und die meisten Audiotracks dazu fand ich persönlich eher fad, denn mir wurde erzählt, welche Farbe die jetzt nicht mehr vorhandene Fassade eines entsprechenden Bauwerks hatte und wer zu welchem Anlass wem ein Gebäude gebaut hat. Nach Ende der meisten Tracks hatte ich den Inhalt bereits wieder vergessen. Einzig die Informationen über Vestalinnen fand ich persönlich interessant, hatte ich doch vorher noch nie etwas von ihnen gehört. Neben dem Forum Romanum schließt sich südlich der Palatinhügel an, ebenfalls voll mit Ruinen und angedeuteten Gärten, von denen aus man im Hintergrund auf der einen Seite bereits das Kollosseum und auf der anderen den ehemaligen Circus Maximus (jetzt teils Parkplatz) sah und durch die ich flanieren konnte.

Forum Romanum
Forum Romanum

Nach zwei Stunden musste ich meinen eher nutzlosen Audioguide zurückgeben, und zwar an der Entleihstelle. Dummerweise war die an der westlichen Seite des Forum Romanums, das Kolosseum allerdings an der östlichen. Dort nach ein paar Minuten Fußweg angekommen wimmelte es nur von Touristen. Ich suchte den Eingang, aber groß ausgeschildert war nur „Group reservations“. Nach einer 10-minütigen Umrundung des Gebäudes wurde ich nicht schlauer, fand dann allerdings klein ausgeschildert drei durch Zäune gebildete Gänge, beschriftet mit „Buy tickets“, „Guided Reservations“ und „Roma pass“. Ich besaß nun keine der drei Optionen und fragte deshalb einen Mitarbeiter, welchen Gang ich mit meinem Ticket denn nun wählen dürfte. Er verwies mich auf „Roma pass“ – der dann übrigens nach 30 Metern mit dem von „Guided Reservations“ zusammengeführt wurde. Tatsächlich war es eine gute Sache, sich das Ticket am Forum Romanum zu kaufen, denn die Schlange am Kartenschalter war wirklich lang – und ich konnte an ihr komplett vorbei.

Das Kolosseum von innen
Das Kolosseum von innen

Nach der Besichtigung des doch eindrucksvollen Bauwerks und einem Imbiss schlenderte ich mit einem Eis zurück zum Hotel und wollte ursprünglich noch am Tiber laufen gehen, entschied mich allerdings aufgrund meiner Erkältung und meiner von den letzten drei Tagen müden Füße doch dazu, darauf zu verzichten. Stattdessen brach ich nach einer kurzen Pause beim Einbruch der Dunkelheit erneut auf, um noch den Bocca della Verità zu fotografieren und anschließend etwas essen zu gehen. Ich wurde ein wenig enttäuscht, denn aufgrund meiner schlampigen Reisevorbereitungen dachte ich, dass das Relief irgendwo draußen zu finden sei, es war allerdings in einer Kirche und die hatte bereits geschlossen. Immerhin befand sich das niedliche Viertel Trastevere in der Nähe, und ich kehre im Wintergartenzelt eines quirligen Restaurants ein, bevor ich mich auf den Weg zurück durch die Stadt machte.

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08.02.2018: München – Rom

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Selten fand ich eine Fahrt mit dem Nachtzug so angenehm wie die von München nach Rom. Meine letzten Nachtzugfahrten liegen nun auch schon drei Jahre zurück, aber vermutlich lag es seinerzeit an den Gleisen und ihrer miesen Qualität, die mich von Krakau nach Budapest bzw. von Budapest nach Herrmannstadt so schlecht schlafen ließen und den Zug stundenlang durchrumsten.

Meinen Proviant, mit dem ich mich am Tag zuvor eingedeckt hatte, brauchte ich nicht, denn auf meinem Bett im Schlafwagen fand ich eine Tüte mit Kräckern und einer Flasche Wasser, einen von mir unangetasteten Frucht-Quetschie und einen von mir nicht unangetasteten Piccolo – am nächsten Morgen gab es Frühstück und Kaffee satt. Mit gemütlichen anderthalb Stunden Verspätung, in denen ich den Film „Die Insel“ auf meinem Laptop mit den neuen Bluetooth-Kopfhörern zu Ende sehen und hören konnte, erreichte der Zug den Bahnhof Rom Termini und ich laut Berichten vermutlich den gefährlichsten Stopp meiner diesjährigen Reise. Allen Passagieren wurde beim Verlassen des Bahnsteigs aufgrund der Verspätung eine weitere Tüte mit Wasser und Kräckern in die Hände gedrückt, nicht etwa aus Nettigkeit der Bahngesellschaft Trenitalia, sondern aufgrund der EU-Verordnung 1371/2007, Kapitel IV, Artikel 18, Absatz 2(a), nachzulesen im Amtsblatt der Europäischen Union. In der Bahnhofshalle entschied ich mich spontan, gleich ein Ticket für meine Weiterreise am Fahrkartenautomaten zu kaufen – und wurde dabei nicht bestohlen!

Da derzeit noch Nebensaison ist, war mein Hotelzimmer offenbar in der Nacht zuvor nicht belegt und ich konnte direkt nach meiner Ankunft einchecken… und erst einmal duschen. Ich entschied mich für einen Spaziergang am Nachmittag durch die Altstadt zum Tiber. Anschließend verließ ich Italien bereits wieder. Ich hatte mich nämlich dazu entschlossen, den Petersplatz in der Vatikanstadt anzuschauen. Die Schlange für den Besuch des Petersdoms war mir zu lang, vielleicht klappt es ja noch am Samstag Vormittag mit einem Ticket für ein entsprechendes Zeitfenster.

Petersplatz in der Vatikanstadt
Petersplatz in der Vatikanstadt

Ich spazierte anschließend den Gianicolo-Hügel hinauf, von dem aus man einen schönen Blick auf die Altstadt hat. Weiter ging es bergab in das wirklich hübsche und nicht ganz so kommerziell touristische Stadtviertel Trastevere mit niedlichen Restaurants. Als ich wieder am Tiber angelangte, dämmerte es bereits. Ich ging ein wenig flußaufwärts bis zur Engelsburg und genoß die langsam sichtbar werden Lichter der Stadt und der Brücken über dem Tiber.

Spanische Treppe
Spanische Treppe

Ein wenig weiter endete mein Weg an der spanischen Treppe, die im Vergleich zum Sommer mit Sicherheit nur spärlich besetzt war. Von dort aus ging es zurück ins Hotel und ich freute mich schon auf die nächsten beiden Tage.

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07.02.2018: Hamburg – München

01_HamburgMuenchen

Das Jahr 2018 sollte mich mal wieder auf eine längere Reise durch Europa bringen, nachdem ich im letzten Jahr einen Kurztrip für drei Tage durch Tschechien mit einer halben Woche Skifahren (lernen) in Österreich verbunden habe. Doch Moment mal, wo ist noch gleich der Blog 2017? Für den habe ich mir tatsächlich irgendwie nicht die Zeit genommen, deshalb folgen der Vollständigkeit halber hier ein paar Stichpunkte aus meinem Gedächtnis:

  • Hamburg-Nürnberg: Gemeinsame Bahnfahrt mit Sandra und Johanna
  • Nürnberg-Karlstadt: Fahrt durch die fränkische Schweiz und durch schneebedeckte Wälder
  • Karlstadt: Historischer, sehr malerisch gelegener Kurort mit viel Altbau und diversen Heilquellen – außerdem schien dort ausnahmsweise für ein paar Stunden die Sonne
  • Pilsen: Im Winter recht triste Stadt, die Sauna meines Hotels war geschlossen. Immerhin: Der Besuch der „Pilsner Urquell“-Brauerei war lohnenswert und rechtfertigte den Stopp.
  • Böhmisch Krumau: Mittelalterliches, niedliches Städtchen ähnlich beispielsweise Rotenburg ob der Tauber. Im Winter ist der Ort allerdings nach Einbruch der Dunkelheit quasi komplett geschlossen und nach meiner Ankunft abends im Regen hatte kein Restaurant mehr geöffnet. Nach einer knappen Stunde auf der Suche nach etwas Essbaren fand ich immerhin einen Kiosk, in dem ein indischer Verkäufer eine letzte Horde asiatischer Tagestouristen mit Asia-Nudelsnacktüten versorgte. Ich schloss mich kulinarisch an und war froh, ein Appartment mit Küche gebucht zu haben.
  • Böhmisch Krumau-Radstadt: Zum ersten Mal seit Beginn meiner Bahnreisen musste ich auf eine Fahrt mit der Bahn verzichten – von Böhmisch Krumau nach Salzburg brachte mich ein Minibus,
    den ich mir mit fünf Asiaten teilte. Die Fahrt führte mich durch eine nette böhmische Hügellandschaft, von der ich allerdings aufgrund von einsetzender Dunkelheit und ebenfalls einsetzendem Starkregen wenig mitbekam. Von Salzburg nach Radstadt brachte mich wieder die Bahn.
  • Radstadt: Fröhliches Wiedersehen mit Sandra und Johanna. Ein privater Skilehrer, den Sandra organisiert hat, brachte mir in zwei Stunden ein wenig Skifahren bei. Nach ein wenig Übung nachmittags am Hotelhang traute ich mir am folgenden Tag bei schönem Wetter und schwierigem, „sulzigen“ Schnee auf der Fageralm die ersten blauen Pisten zu. Gefühlt bin ich viel zu schnell die Hänge heruntergebrettert – und vermutlich deshalb in der folgenden Nacht im Bett gedanklich noch weiter gefahren. Doch es hat Spaß gemacht und das Bergpanorama mit verschneiten Gipfeln und blauem Himmel sorgten für gute Laune! Unsere Unterkunft war luxuriös und dennoch nett familiär, es gab zwei Saunen mit einem tollen Blick ins Tal, ein Panoramazimmer mit hohen Fenstern, aus denen man auf schneebedeckte Wälder blicken konnte, ein Kinderprogramm inklusive Tagesbetreuung… und einen liebenswerten Slowenischen Kellner. Johanna ist leider am letzten Tag an einem Magen-Darminfekt erkrankt und hat sich während unserer Heimreise im Auto auf dem Weg zum Bahnhof und erneut in der Bahn kurz nach München übergeben müssen.

Doch zurück in die Gegenwart. Viel zu früh, nämlich um 06:25 Uhr, und gleichzeitig viel zu spät machte ich mich auf den Weg zur S-Bahn, die ich vermutlich nur deshalb erreichte, weil ich mehr als die Hälfte der Strecke mit Gepäck gelaufen bin. Während der Fahrt zum Hauptbahnhof stellte ich fest, dass ich seit einer Ewigkeit nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Hamburg unterwegs war und fühlte mich kurz vor der Haltestelle „Berliner Tor“ schon fast wie in einer anderen Stadt.

Die Fahrt mit dem ICE nach München verlief relativ unspektakulär. Zu erwähnen seien nur zwei Dinge: Erstens die Tatsache, dass in meinem Benutzerprofil bei der Bahn offensichtlich eine nicht mehr in meinem Besitz befindliche Bahncard angegeben war. Dieser Umstand ist mir beim Buchen des Spartickets für schlappe 26 Euro nicht aufgefallen und so musste ich im Zug satte 37 Euro nachzahlen. Zweitens Murphys Law, das dafür sorgte, dass sich fast die gesamte Strecke lang unterschiedliche, aber alle relativ beleibte Passagiere für den Platz neben mir entschieden und es mir mit der Zeit ein wenig eng wurde – zumal die meisten anderen Doppelsitze nur einfach belegt waren.

Münchner Rathaus am Marienplatz
Münchner Rathaus am Marienplatz

München, oder wie ich als Nordlicht oftmals denke, das „Hamburg des Südens“, empfing mich mit diesigem Himmel – schade, auf der Fahrt gen Süden war es größtenteils sonnig. Dennoch entschloss ich mich zu einem ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt und passierte den Marienplatz, die Liebfrauenkirche, den Viktualienmarkt und dem „Platzl“, an dem das Hofbräuhaus liegt. Dort wurde schon fleißig Bier verköstigt und man hörte rustikale Volksmusik. Ein wenig überrascht war ich, dass nahezu alle anderen Geschäfte am Platz dem Fernsehkoch Schubeck gehörten und es neben zwei Restaurants auch einen Gewürz- einen Schokoladen- und selbst einen Müsliladen gab. Mein Weg führte mich weiter zum englischen Garten und dort zum Chinesischen Turm. Im Sommer ist es hier mit Sicherheit sehr gemütlich, denn es gab jede Menge Bierbänke – aber sie waren selbstverständlich leer bei -2°C und leichtem Schneegrieseln.

Chinesischer Turm im Englischen Garten
Chinesischer Turm im Englischen Garten

Entlang der Isar entdeckte ich ein Schild, das zum deutschen Museum wies, und angesichts des ungemütlichen Wetters beschloss ich, es zu besuchen. Obwohl das Gebäude schon ein wenig altbacken wirkte, waren die Exponate wirklich interessant. Sie deckten vor allen Dingen Naturwissenschaften ab, man konnte die Funktionsweise alter Telefonvermittlungstechnik ausprobieren und selbst einer der ersten Computer von Konrad Zuse war ausgestellt. Nach einem kurzen Shoppingstopp bei Saturn (Bluetoothkopfhörer) kehrte ich gegen 18:00 Uhr beim Donisl ein – selbstverständlich gab es Schweinsbraten mit Kartoffelknödel und Krautsalat. Gegen kurz nach 19:00 Uhr musste ich auch schon wieder aufbrechen, um mich rechtzeitig mit ein wenig Proviant auszustatten, denn um 20:10 Uhr begann meine Fahrt mit den Nachtzug durch Salzburg weiter in Richtung Rom.

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17.03.2016: Heimreise

Ein wenig unfair ist es ja schon: Am Tag meiner Abreise schien laut Wetter App in allen von mir besuchten Städten die Sonne. Immerhin auch in Hamburg. Mein Bus zum Flughafen fuhr um kurz nach 12:00 Uhr und da ich meinen letzten Tag gemütlich begonnen habe, verbrachte ich die letzten Minuten vor meinem Aufbruch in der Lobby des Hotels. Zwar gibt es an vielen anderen Örtlichkeiten Belgrads ebenfalls freies WLAN – aber in der Lobby des Hotels durfte wenigstens nicht geraucht werden. Eine Steckdose für meinen Laptop brauchte ich glücklicherweise nicht mehr zwingend, denn am vergangenen Tag waren die letzten der 29 Millionen Dateien von meinem Solitaire-Projekt endlich gelöscht.

Serbien ist für den Beitritt zur EU gut gerüstet: Auf den Nummernschildern müssen nur noch Sternchen nachgeklebt werden, der Rest ist schon fertig
Serbien ist für den Beitritt zur EU gut gerüstet: Auf den Nummernschildern müssen links nur noch Sternchen nachgeklebt werden, der Rest ist schon fertig.

Ich freute mich ein wenig auf die 45 Minuten lange Busfahrt, war sie doch immerhin die letzte, wenn auch ein wenig kurze, „entschleunigte“ Reise, so wie vorher mit dem Zug. Wir fuhren durch das westlich der Save gelegene Novi Belgrad vorbei an Bausünden aus der Zeit des Kommunismus. Ein ziemlicher Kontrast zu vielen großstadttypisch gekleideten Leuten, die aus den Plattenbauten traten oder an der Bushaltestelle warteten.

Irgendwo am Stadtrand fuhren zwei Pferdewagen die Straße entlang. Und ein wenig später sah ich an der Straße Berge von Müll, daneben Wellblechhütten, deren Ritzen in den Wänden gegen Durchzug teilweise mit Laken ausgestopft waren, und daneben ein großer Haufen Kleidung. Es war eine Flüchtlingsunterkunft und ich war froh über die, die in Hamburg auf unserem Nachbargrundstück gelandet sind; sie haben eine menschenwürdigere vorübergehende Bleibe gefunden.

Am Flughafen wartete ich auf den Rückflug über Wien nach Hamburg. Komischerweise habe ich über die letzte Station Belgrad ähnlich gedacht wie im letzten Jahr über meinen Zielort Konstanza am Schwarzen Meer: Nun reicht’s, genug gesehen, Zeit für den Heimweg! Sollte ich irgendwann erneut für ein paar Tage allein verreisen, werde ich einfach auf die letzte Station verzichten.

Mein Fazit für dieses Jahr:

  • Das Beste an einer Bahnreise durch Osteuropa ist, mit der Bahn durch Osteuropa zu reisen
  • Serbien ist anders
  • Wenn man im März fährt, muss man überall mit Baustellen rechnen

…und wie im letzten Jahr habe ich ja noch ein Rückflugticket!

Mein Rückflugticket nach Wien im April
Mein Rückflugticket nach Wien
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16.03.2016: Belgrad

In meiner ersten Nacht in Belgrad wurde ich mehrfach von lauter Musik gestört, die gegen 04:00 Uhr und 05:00 Uhr morgens durch das Fenster in mein Zimmer drang – den Beschreibungen nach kann man hier gut feiern; sogar Google schlägt einem ein zusätzliches Stichwort „Party“ vor, wenn man nach Fotos von der Stadt sucht.

Noch im Bett liegend hörte ich nach dem Aufwachen morgens ein lautes Knacken im Sicherungskasten und stellte ein paar Minuten später fest, dass sich das Licht nicht anschalten ließ. Der Strom war ausgefallen, das Duschen im fast stockfinsteren Badezimmer ein kleines Abenteuer und als ich mein Zimmer verließ, stellte ich fest, dass sich die Tür nicht mehr verriegeln ließ. Es stank ein wenig nach verschmortem Plastik im Flur und ich war froh, dass nicht irgend etwas Feuer gefangen hatte. Nach dem Frühstück und der Bitte, mein Zimmer mit einem Schlüssel abzuschließen, brach ich zu meiner letzten Stadtbesichtigung auf. Mein doch etwas schäbiger Eindruck vom vergangenen Abend hat sich nur teilweise bestätigt; es gibt in Belgrad zwar deutlich mehr hässliche Gebäude in Altstadtnähe als in meinen zuvor besuchten Städten, dafür aber auch eine nette Fußgängerzone Улица кнез Михаилова (Ulica Knez Mihailova) mit jeder Menge auch schon morgens total verrauchten Cafés.

Der Weg zu einem der Wahrzeichen der Stadt, der Burganlage Калемегдан (Kalemegdan) direkt an der Mündung der Save in die Donau, dauerte nur ein paar Minuten und die grüne Anlage war bei Sonnenschein schön entlangzulaufen. Auf ihrer Rückseite gab es mehrere gut besuchte Kinderspielplätze und ich freute mich auch schon wieder auf meine Heimreise am nächsten Tag.

Mündung der Save in die Donau von Festung Kalemegdan gesehen
Mündung der Save in die Donau von Festung Kalemegdan gesehen

Bei Sonnenschein besuchte ich die weiteren Wahrzeichen der Umgebung, unter anderem das böhmische Viertel Скадарлија (Skadarlija), in dem es wieder eine Kneipengasse gab, wenn auch nicht eine so malerische wie die in Zagreb. Weiter ging es zum Dom des heiligen Sava, ein serbisch orthodoxer Kirchenbau, der mich ein wenig an die Hagia Sophia in Istanbul erinnerte. Man konnte sie wegen einer Baustelle leider nicht betreten und so schlenderte ich ein paar Straßen hinab zu einem kleinen Marktplatz und weiter zu den zwei Plätzen Трг републике (Platz der Republik) und Теразије (Terazije), die beide mit zu den Sehenswürdigkeiten Belgrads gehören sollten. Sehr ansprechend fand ich sie allerdings nicht, vor allem der Terazije wirkte ein wenig wie der Steintorplatz in Hamburg.

Dom des heiligen Sava
Dom des heiligen Sava

Abends, nach meinem regulären Besuch der hoteleigenen Sauna, ging ich ein letztes Mal essen. Es gab wie am Tag zuvor Pljeskavica, und ich stellte fest, dass die serbische Küche sich wirklich von der Kroatiens in Zagreb unterschied – zumindest basierend auf meiner kleinen Stichprobe während meiner Reise: Es gab rohe Zwiebeln als Beilage und zusätzlich zum Pfeffer stand Chilipulver zum Würzen auf dem Tisch. Am vorherigen Tag im Restaurant Завичај passte allerdings die Musik im Hintergrund noch besser – statt Frank Sinatra dudelte dort volkstümliche Musik, die ich zu Hause vermutlich sofort absstellen würde.

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15.03.2016: Zagreb – Belgrad

Meine letzte Bahnreise war gleichzeitig die längste – planmäßig dauert die Fahrt von Zagreb nach Belgrad 6,5 Stunden. In Deutschland hatte ich bereits einen Sitzplatz reserviert, allerdings nur zweiter Klasse, denn laut Auskunft im Reisezentrum und Beschreibung der Verbindung im Internet würde der Zug keine 1. Klasse mitführen. Natürlich fuhr er dann doch mit einem Waggon erster Klasse in den Bahnhof ein, und so konnte ich mir einen Platz in der Nähe einer Steckdose aussuchen. Die benötigte ich nämlich, um meinen Laptop während der Fahrt aktiv betreiben zu können: Im Rahmen meines Solitärspiel-Projekts habe ich nach Ankunft in Zagreb den Laptop über Nacht dazu angeleitet, alle Lösungen des Spiels jeweils in einzelnen Dateien zu dokumentieren, um anschließend die mit den wenigsten „Spielzügen“ herauszusuchen. Am nächsten Morgen war mein Laptop jedoch nicht mehr zu gebrauchen und mit den bis dahin erstellten 29 Millionen Lösungsdateien überfordert. Sie zu löschen wurde zum Problem, denn für Bordmittel schien der Arbeitsspeicher nicht auszureichen. Ich musste deshalb ein extra Löschprogramm schreiben – das funktionierte zwar gut, aber benötigte mehr Zeit als die vergangene Nacht.

Sinnloser Wagenstandsanzeiger Zagreb
Sinnloser Wagenstandsanzeiger auf dem Bahnhof Zagreb, hiernach sind einige Wagen abgekoppelt, andere zusammengestoßen.

Einen Teil der Fahrt über regnete es, und ein gelegentlicher Blick aus dem Fenster zeigte Felder, grüne Wiesen und kleine Dörfer, so wie es sie sehr ähnlich auch ländlichen Gegenden Deutschlands gibt. Insofern verlief die Fahrt relativ unspektakulär. Nur ein Sitznachbar schräg hinter mir störte ein wenig, denn ihm war offenbar langweilig, jedenfalls schielte er häufig in meine Richtung und auf meinen Bildschirm. Als er sich irgendwann seiner Schuhe entledigte, zog ein Odem an Verwesung in meine Nase, und nachdem sich der Mief verzogen hatte, öffnete er eine Dose Fanta und füllte sie nach ein paar Zügen mit irgend etwas Hochprozentigem auf. Nun ja.

Wir überquerten die Grenze nach Serbien. Ich verließ also die EU, bekam einen Stempel in meinen Pass, mich erwartete kyrillische Schrift und ich war gespannt, ob ich tatsächlich die Grenzzäune sehen konnte, die in den Medien gezeigt wurden. Nein, mir ist kein Zaun aufgefallen. Im ersten Halt Шид (Šid) sah ich dann vom Zug aus tatsächlich zwei Flüchtlingsfamilien mit Kindern, die das Treiben auf dem Bahnhof beobachteten. Und auf der vergebenen Suche nach freiem WLAN während des Halts entdeckte ich einen Hotspot von „SOS Childrens Village“. Ich dachte an ein kurzes Video, das ich gestern über „Spiegel Online“ gesehen hatte und das Aufnahmen einer Frau in Syrien mit versteckter Kamera zeigte. Darin unterhielt sie sich kurz mit einem Taxifahrer, der ihr von angedrohten Peitschenhieben erzählte, sollte er eine Frau ohne Begleitung mitnehmen, und es enthielt Ausschnitte, in denen ein junger Mann auf einem Marktplatz zu sehen war, kurz vor seiner öffentlichen Exekution von ein paar IS-Leuten mit Maschinengewehren. Ich fragte mich, wie gestört man wohl sein muss, um seinen Lebenssinn im Terror zu suchen und mir fiel erneut ein, dass es vor ca. 70 Jahren die Nazis unter uns Deutschen waren, die ähnlich verblendet Angst und Schrecken in der Welt verbreitet haben und, bevor sie gestoppt wurden, in weit mehr Staaten einmarschieren konnten als – glücklicherweise – der Islamische Staat heute. Damals sind Verfolgte auch aus dem Deutschen Reich geflohen. Wurden für sie auch irgendwann auch die Grenzen dicht gemacht? Ich denke nicht, wobei trotz der Parallelen solche Vergleiche natürlich immer heikel sind, denn dazu sind die heute mit den Flüchtlingen verbundenen Probleme andere als damals. Außerdem schweife ich ab…

Überquerung der Save bei Belgrad
Überquerung der Save bei Belgrad

Kurz vor Belgrad wurde die Gegend dann recht ärmlich, die Fahrt begann mich an meine Strecke von Bukarest nach Constanța im letzten Jahr zu erinnern – es gab Müll neben den Gleisen, Bauruinen und nicht gedämmte Häuser, die offenbar bewohnt waren. Als ich kurz vor dem Bahnhof Belgrad die Save überquerte, dämmerte es bereits.

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14.03.2016: Zagreb

Zagreb, die vorletzte Station meiner Reise, zeigte sich bei Sonnenschein – bis auf unseren Tag in Wien die Ausnahme. Als sich am späten Vormittag mehr und die Wolken verzogen, brach ich vom Hotel auf, um im ca. 15 Gehminuten entfernten Stadtzentrum zu frühstücken. Ich stellte fest, dass es nicht so einfach war, ein Café zu finden, in dem man nicht nur Kaffee trinken, sondern auch etwas frühstücken konnte. So landete ich schließlich im Wintergarten eines Cafés mit dem hübschen Namen „Kavalir“, in das ich mir zwei Brötchen vom Bäcker ein paar Meter weiter mitnahm. Drinnen saßen bereits jede Menge ältere Herren, rauchten und tranken alkoholische Getränke, und es war gerade mal 11:00 Uhr.

Mein Spaziergang brachte mich dann in die obere Stadt, deren Charakter mich tatsächlich überraschte, denn ich traf auf kleine Gässchen und wie an einer Perlenschnur aufgereihte niedliche Bars und Restaurants – es sah fast so aus wie im Wallgraben in Oldenburg bzg. der Lämmertwiete in Hamburg-Harburg. Von dort aus ging ich weiter in Richtung Friedhof „Mirogoj“, dessen alte Gemäuer ich vorher auf ein paar Fotos gesehen hatte. Während meines Weges dachte ich über die Stadt nach – sie liegt zwar an der Save, die Altstadt befindet sich allerdings ca. zwei Kilometer weiter nördlich am Fuße des Gebirgszugs Medvednica. Gab es ein historisches Zagreb näher am Fluss, irgendwann dem Schicksal, Kriegen bzw. Erdbeben ausgeliefert? Ich wusste es nicht und beschloss deshalb, trotz schönen Wetters das Stadtmuseum zu besuchen. Der Weg dorthin führte mich durch einen kleinen Pfad im Grünen durch ein kleines Tal, nur ein paar hundert Meter entfernt von der oberen Stadt.

 

Zagrebs malerische obere Stadt
Zagrebs malerische obere Stadt

Am Museum angekommen sah ich, dass es ausgerechnet am Montag geschlossen hatte. Insofern beschloss ich bei dem schönen Wetter noch ein wenig weiter durch die obere Stadt zur Kathedrale zu gehen, von da aus weiter durch die untere Stadt entlang der Haupteinkaufsstraße Ilica und dann hinunter zur Save durch den botanischen Garten. Von einer Stichstraße der Ilica führte eine kleine Standseilbahn ca. 50 m einen Hügel hinauf zur Oberstadt. Ich entschloss mich für einen Aufstieg über die direkt nebenan verlaufende Treppe und traf oben auf eine Menschenmenge aus Schaulustigen und Reportern, mit Kameras ausgerüstet und offenbar auf die Ankunft irgend einer Persönlichkeit wartend. Ein paar Meter weiter an einem offiziell aussehenden Gebäude sah es ähnlich aus. Tatsächlich fuhr dann ein schwarzer Wagen vor, ein paar Menschen stiegen aus und gingen in das Gebäude hinein. Während dieser wenigen Sekunden hörte man wie ein Feuerwerk die Auslöser des Arsenals an Fotoapparaten – danach herrschte wieder Stille, die Leute verzogen sich und auch der rote Teppich, der ausgelegt war, wurde bereits wieder eingerollt. Was für ein Aufwand. Auch anschließend fuhren auf der Ilica immer wieder einzelne Polizeiwagen und -motorräder mit Sonderrechten an mir vorbei, mal in die eine, mal in die andere Richtung.

Ilica, die längste Straße Kroatiens
Ilica, die längste Straße Kroatiens

Der letzte Teil meines Wegs war tatsächlich nicht sonderlich ansprechend, denn er brachte mich durch eine hässliche Gegend, in der ich hauptsächlich viel nackten oder mit Graffiti verzierten Beton sah, wenn ich nicht gerade an einer mehrspurige Hauptstraße entlang gehen musste. Alle Pforten des Botanischen Gartens waren zudem verriegelt und so war ich froh, irgendwann am Fluss angekommen zu sein. Dort befanden sich noch vor dem kleinen Deich ein paar Baracken und auf dem Deich, wie zu erwarten, jede Menge Jogger.

Abends landete ich dann im Restaurant „Purger“, das ich eigentlich bereits am Vorabend besuchen wollte, und wurde leider ein wenig von meiner „Ente am Spieß“ enttäuscht, denn mit „Spieß“ war offenbar Knochen gemeint… und sie war innen zwar nicht mehr roh, aber kalt.

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13.03.2016: Laibach – Zagreb

Auch mein letzter Tag in Ljubljana zeigte sich leider größtenteils bedeckt und ließ mir keine andere Wahl, als die noch fehlenden Motive vom Tag zuvor ohne Sonnenschein zu fotografieren. Obwohl der Aufstieg zur Burg Ljubljanas nicht sonderlich lang und anstrengend war, entschloss ich mich an diesem Tag dennoch für die kurze Fahrt mit der Standseilbahn – schließlich gehört sie zum „Pflichtprogramm“ eines Laibachbesuchs dazu. Die Aussicht vom „Viewing Tower“ der Burg war ein wenig schöner als am Tag zuvor, denn die Alpen im Hintergrund lagen sogar teils in der Sonne.

Der Slawische Drache, der das Wappen Ljubljanas ziert
Der Slawische Drache, der das Wappen Ljubljanas ziert

Der Besuch der „Virtual Ljubljana Castle Tour“ wurde vor Ort als ein Highlight der Burgbesichtigung angeboten und war im Eintrittspreis inbegriffen – dahinter verbarg sich ein ganz nett gemachter Dokumentarkurzfilm über die ereignisreiche Geschichte der Stadt Laibach mit ihren über die Jahrhunderte wechselnden Herrschern. Apropos Geschichte: Natürlich wusste ich, dass Slowenien früher zu Jugoslawien gehörte, aber da ich auf meiner Reise ein wenig Zeit hatte, die Geschichte der von mir besuchten Staaten ein wenig zu recherchieren, lernte ich (erneut?), dass Slowenien sich als erster ehemals jugoslawischer Staat durch eine Unabhängigkeitserkärung von der Führung in Belgrad trennte, die Jugoslawische Armee im darauf folgenden 10-Tage-Krieg chancenlos war, da sie im slowenischen Gebiet quasi nicht stationiert war, und der neue Staat im Durchmarsch von den damaligen Mitgliedsstaaten der EG anerkannt wurde. Verglichen mit den folgenden Jugoslawienkriegen hatte Slowenien also eine recht stabile jüngere Vergangenheit.

Mein zweiter Abstieg vom Burghügel brachte mich wieder zurück in die Altstadt, und da ich noch etwas Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges hatte, besuchte ich ein wieder einmal sehr stilvolles, kleines Restaurant in der Altstadt und informierte mich bei einem Cappucino über den erstmaligen Sieg der Maschinen im Go-Duell gegen den Menschen. Am Bahnhof angekommen, kurz vor meiner Abfahrt, zeigte sich dann – wie sollte es anders sein – die lang erwartete Sonne.

Meine vorletzte Bahnreise nach Zagreb sollte nur 2,5 Stunden dauern und brachte mich von Slowenien nach Kroatien teils durch grüne Hügellandschaft und teils in durch das Karstgebirge verlaufende, beeindruckende Schluchten entlang der Save. In Dobova, der Grenzstadt Sloweniens nach Kroatien war es dann soweit – mein Pass wurde gleich zwei Mal kontrolliert. Ich merkte, dass ich mich auf der Balkanroute der Flüchtlinge befand, auch wenn ich in der entgegengesetzten Richtung unterwegs war. Zu schnell, um ein Foto zu machen, überquerte ich die Grenze nach Kroatien und konnte tatsächlich einen langen Natozaun erblicken, der am Slowenischen Ufer des Grenzflusses Sotla entlang lief – ansonsten aber keine Menschenseele.

Fahrt an der Save nach Zagreb
Fahrt an der Save nach Zagreb

Mein Hotel befand sich in der Nähe des Bahnhofs, und beim kurzen Fußweg dorthin um ein paar Blocks spürte ich, dass Zagrebs Größe zwar nicht mit der Wiens oder Prags zu vergleichen ist, aber verglichen mit Laibach oder Pressburg wirkte die Stadt erst einmal riesig. Der Tag war schon fast um und ich hatte mir bereits vorher ein typisches Restaurant ausgesucht, aber das hatte ausgerechnet am Sonntag geschlossen. Nun ja, so hatte ich schon einen Plan für den kommenden Tag.

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12.03.2016: Laibach

Mein vollständiger Tag in Ljubljana begann mit strahlendem Sonnenschein und ließ mich über die offenbar falsche und pessimistische Wettervorhersage vom Tag vorher freuen. Leider sollte sie doch recht behalten, denn die Sonne schien nur durch ein recht schmales Fleckchen blauem Himmels, das sich morgens über der Gegend befand und leider allzu schnell weiter zog. So war es bereits wieder bedeckt, als ich nach meinem Frühstück im Hotel zur Stadtbesichtigung aufbrach. Dennoch war ich erneut vom Flair der Stadt angetan, als ich über die kleine Piazza der Stadt mit Namen „Prešernov trg“ schlenderte, auf der sogar am Abend zuvor noch gegen 22:00 Uhr trotz kühlen Wetters reger Betrieb herrschte. Daran anschließend befindet sich der Stadtfluss „Ljubljanica“, der das Burgbergviertel vom Rest der Stadt trennt und über den sich drei direkt nebeneinander gelegene Fußgängerbrücken spannen. Sie bilden als „Tromostovje“ eins der Wahrzeichen Laibachs. Auf meinem Weg passierte ich in der Fußgängerzone ein Trio musizierender Kinder, die auf Saxophon, Horn und Akkordeon Polkas spielten und so die Nähe Ljubljanas zu den Alpen unterstrichen. Ein paar Meter weiter befand sich auch schon der Marktplatz, auf dem täglich lokale Waren angeboten werden – unter anderem Löwenzahn und schwarzer Knoblauch!

Die Burg Ljubljana
Die Burg Ljubljana

Nach dem Aufstieg zur Burg Ljubljanas genoss ich kurz den Ausblick auf die Stadt, die umliegende Gegend und die in gar nicht allzu weiter Ferne, dafür aber hauptsächlich in den Wolken gelegenen Gipfel der Karawanken, durch die ich am Tag vorher noch mit dem Zug gefahren bin. Da für den folgenden Tag mehr Sonnenschein angekündigt war, beschloss ich, noch einmal wiederzukommen und spazierte den Burgberg hinab zum südlichen Teil der Altstadt, diesmal nicht auf der Suche nach Motiven zum Fotografieren, sondern um mir die Füße zu vertreten. Ebenfalls aufgrund des Wetters entschloss ich mich anschließend zu einem ausgedehten Spaziergang durch den Stadtpark „Tivoli“ und über den daneben gelegenen bewaldeten Hügel „Šišenski hrib“. Auf meinem zweistündigen Weg durch die Natur traf ich nicht nur auf viele Jogger und Hundebesitzer, sondern ich passierte auch eine Skisprungschanze, die allerdings saisonal wieder geschlossen war. Schade, ich hätte gerne einmal zugeschaut.

Wieder im Hotel angekommen hatte ich noch ausreichend Zeit, um die hoteleigene Sauna zu besuchen und bemerkte ein paar stereotype junge US-Amerikaner, die den an die Sauna angeschlossenen Fitnessraum nutzten und sich durch lautes Unterhalten und gleichermaßen laute Musik aus ihren Handys bemerkbar machten. So übertönten sie häufig die eher leise und ruhige Musik im zur Sauna gehörenden Relaxraum und ließen mich durch ihr übertrieben lautes Ächzen beim Betätigen der Sportgeräte doch das eine oder andere mal schmunzeln.

Nach ein paar Grüßen an Sandra und Johanna per Skype ging ich erneut in die Stadt zum Abendessen und traf wie schon am Tag zuvor auf viele italienische sprechende Besucher, die zum italienischen Stil vieler Geschäfte und Restaurants der Altstadt passten. Ein typisch slowenisches Restaurant fand ich zwar nicht, landete dafür aber in einem sehr eleganten Bistro, dessen Kronleuchter beinahe aus Murano stammen könnte.

Das stilvoll eingerichtete Zvezda Bistro
Das stilvoll eingerichtete Zvezda Bistro
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11.03.2016: Wien – Laibach

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Mit ein wenig Wehmut und wieder schlechterem Wetter begann der letzte Familientag in Wien. Nach dem Packen und dem Transfer der 15 Stuhlbezüge in Sandras Koffer frühstückten wir im Hotel. Dabei verabschiedete uns der Hotelinhaber, wünschte uns einen schönen Tag und lud uns zu einer Wiederkehr im Sommer ein. Dann kam er ein wenig ins Plaudern und schilderte uns seine Vorstellung von einer idealen Tagestour in Wien: Vormittags Besichtigungen in der Stadt, nachmittags einen Ausflug, beispielsweise zum Nussberg, denn dort „hätte es teils recht versteckt viele herzige Schänken“. Aufgrund seiner Wortwahl vermutete ich, dass wir uns beim nächsten Besuch Wiens an seinen Rat erinnern werden.

Da Sandras und Johannas Fahrt mit der S-Bahn zum Flughafen später von einem anderen Bahnhof beginnen sollte als meine Weiterreise, teilten sich unsere Wege vorerst: Wir schlossen unsere Koffer im Bahnhof „Wien Mitte“ und dem Wiener Hauptbahnhof weg und trafen uns eine halbe Stunde später, um gemeinsam Donaupark und -turm ohne großes Gepäck zu besuchen. Auch hier litten wir ein wenig unter der Nebensaison: Die Fußgängerbrücke „Ponte Cagrana“ über die Donau, die wir eigentlich entlangzulaufen geplant hatten, war hochgeklappt und zwang uns zu einer Kehrtwende und einem alternativen Weg über die Reichsbrücke. Ein wenig später trafen wir wieder einmal auf eine Baustelle, die uns den Weg zum Donauufer versperrte. Und noch ein wenig später erfuhren wir, dass die Liliput-Bahn im Donaupark, von der uns eine Hotelangestellte bereits erzählte und auf die Johanna sich ein wenig freute, erst im Mai wieder ihren saisonalen Betrieb aufnehmen würde.

So blieb uns hauptsächlich die Fahrt mit dem Aufzug auf Österreichs höchstes Bauwerk, dem Donauturm, von dem wir uns am vorherigen Tag noch einen sonnigen Blick fast schon bis zu den Alpen erhofft haben. Stattdessen war es bewölkt, kalt und sehr zugig, so dass wir es noch nicht einmal zehn Minuten draußen ausgehalten haben. Dennoch konnten wir das Riesenrad auf der anderen Donauseite erblicken und wir stellten mit Johanna fest, dass es nun recht winzig wirkt, obwohl es am Tag zuvor noch riesig war, so wie es sich für ein Riesenrad gehört. Eigentlich hatten wir geplant, gemeinsam wieder in Richtung U-Bahn durch den Donaupark zu schlendern, doch Johanna setzte sich neben dem Donauturmcafé in ein Spielauto, in das es in der Nacht vermutlich hineingeregnet hatte. Jedenfalls sorgte eine große Wasserpfütze auf dem Fahrersitz für eine kräftig nasse Hose, Pullover und Handschuhe. Da auf der Restauranttoilette kein elektrischer Handtrockner installiert war, konnten wir Johannas Jeans nicht auf die Schnelle trocknen, und so musste sie für die nächsten Stunde in ihrer dünnen Ersatzhose weiterlaufen… und ich mich schon am Turm unpassenderweise von den beiden verabschieden, um rechtzeitig zum Bahnhof zu gelangen. Ein kleiner Trost: Der nächste gemeinsame Urlaub ist nur noch 13 Wochen entfernt.

Fahrt durch die Alpen
Fahrt durch die Alpen

Meine Weiterfahrt führte mich von Wien aus durch die Täler der Mur, Glan und Drau und durchkreuzte dabei die zentralen Ostalpen der Steiermark und Kärntens. Ich genoss die kurzen Abschnitte des Wegs, in denen die Bahn langsam und ein wenig ächzend die Waggons bergauf zog, um von dort aus jenseits einiger Täler zwischen den Wolken ein paar Zweitausender im Schnee zu erblicken. In Villach musste ich in meinen Anschluss nach Ljubljana (Laibach) umsteigen, und da mein Zug ein paar Minuten Verspätung hatte, war ich froh, dass eine Durchsage ein paar Minuten vorher sein Warten ankündigte, denn ich hatte mich für die letzte Zugverbindung des Tages entschieden. So erreichte ich gegen 20:45 Uhr Ljubljana und machte mich auf den Weg durch die schöne Altstadt zum nahe gelegenen Hotel. Vor meiner Reise war Laibach der von mir noch nicht besuchte Ort, dessen Fotos mich am meisten ansprachen, zudem wehte mir nach der Zugfahrt durch die teils halbverschneiten Orte der Alpen nun zwar kühle, aber dennoch ein wenig mediterrane Luft entgegen: Das Mittelmeer ist noch nicht einmal mehr 100 Kilometer entfernt.

Altstadt von Ljubljana bei Nacht
Altstadt von Ljubljana bei Nacht

Am Hotel angekommen wurde ich erst einmal stutzig, denn es schien geschlossen – aber glücklicherweise befand sich im Eingangsbereich nur eine Baustelle und ich gelangte durch einen Seiteneingang zu meiner Unterkunft.

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